Weilheim · Lenningen · Umland
Es wird ein gutes Jahr für den Weilheimer Wein

Weinbau An der Weilheimer Limburg ist die Weinlese in vollem Gange. Die gute Nachricht beim traditionellen Rundgang der Stadt: Der heiße, trockene Sommer hat den Reben nicht geschadet. Von Bianca Lütz-Holoch

Dicht an dicht hängen die schweren, tiefblauen Traubenbüschel von den Spätburgunder-Reben an Württembergs höchstem Weinberg. Ein paar Tage noch, dann sind die Beeren von der Limburg, aus denen der rote Weilheimer Bertold-Wein gekeltert wird, ebenso reif für die Lese wie die hellen Silvaner-Trauben, Grundlage für den weißen Bertold-Wein. Die Prognose der Wengerter: 2022 wird ein guter Jahrgang.

 

Man will gar nicht mehr so viele Oechslegrade.
Rainer Bauer
Weilheimer Hobby-Weingärtner und Assistent Sommelier
 

„Wir haben dieses Jahr einen sehr guten Ertrag“, freut sich Michael Schöne, neuer Vorsitzender des Vereins der Weilheimer Weinbergbesitzer. Beim traditionellen Weinbergrundgang der Stadt Weilheim zu Beginn der Hauptlesezeit berichtet er vom Weinjahr. Hitze, und Trockenheit haben den Trauben nicht geschadet. „Wir hatten zwar einen recht trockenen Sommer, aber die Limburg hat immer wieder ein bisschen Regen abbekommen“, sagt Michael Schöne. Den erwachsenen Reben hat das gereicht. „Nur den Jungpflanzen hat die Trockenheit nicht so gut getan“, fügt er hinzu. Trotz gelegentlichen Gießens haben einige schon jetzt rote Blätter – ein Zeichen für Wassermangel.

Die Trockenheit hat sogar etwas Positives mit sich gebracht: „Anders als letztes Jahr hatten wir fast keine Probleme mit dem falschen Mehltau“, sagt Michael Schöne. Bei so wenig Feuchtigkeit hatte der Pilz keine Chance. Die meisten Reben an der Limburg jedenfalls strotzen vor Gesundheit. „Ich hatte noch nie so schöne, große Portugieser-Trauben“, berichetet Werner Kauderer, der ehemalige langjährige Vorsitzende der Weilheimer Weingärtner. Just an diesem Tag hat sie gelesen und nach Neuffen zur Kelter gebracht. Das Ergebnis: 78 Grad Oechsle – ein Wert im Mittelfeld, mit dem die Wengerter voll zufrieden sind.

Zu hochprozentig oder zu süß

„Man will gar nicht mehr so viele Oechslegrade haben“, klärt Rainer Bauer auf. Der Weilheimer Hobby-Wengerter ist Assistant Sommelier und bietet regelmäßig Weinverkostungen an. „Ein Silvaner mit zwölf Prozent – das wollen die Kunden nicht“, weiß er. Gerade beim Weißwein sind eher frische, spritzige Tröpfchen gefragt. Haben die Trauben zu viele Oechslegrade – wie der Spitzenjahrgang 2020 – werden die Weine entweder süß oder hochprozentig.

An diesem Tag hat Rainer Bauer vier Weine aus dem Gebiet der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck mitgebracht, um sie den Teilnehmern des Rundgangs zusammen mit launigen Sprüchen und Informationen zu kredenzen. Mit von der Partie sind neben Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle unter anderem seine Kollegen Marcel Musolf aus Bissingen, Florian Schepp aus Holzmaden und Hepsisaus Ortsvorsteher Bernhard Heitz, der neue Leiter des Polizeipostens Weilheim, Marco Haas, mit seinem Team, sowie der neue Leiter des Dezernats „Zentrale Steuerung“ im Landratsamt Esslingen, Johannes Klöhn.

Weilheimer Weine sind gefragt

Ins Glas kommen wie immer die beiden Bertoldweine. Je 4000 Flaschen werden davon jede Jahr gekeltert. Wie beliebt sie sind, zeigt sich immer wieder daran, dass sie sich stets gut verkaufen. „Der 2020er ist schon ausgetrunken“, sagt Rainer Bauer und serviert den Gästen den jüngsten Jahrgang – übrigens in nagelneuen Stilgläsern mit der Gravur „Weingärtner Weilheim“.

Probiert werden außerdem zwei Sondereditionen, der feinherbe Rosé-Cuvée „K 8“ und „Knallrot“, ein Cuvée, dessen Name für ihn sprechen soll. Modernen geben sie die beiden Sondereditionen nicht nur von Namen her. Sie tragen auch das moderne Etikett der Weingärtnergenossenschaft. In Weilheim setzt man dagegen auf Tradition: Die Bertold-Weine haben ihr altes Design behalten. „Das gefällt zwar keinem – aber es hat Wiedererkennungswert“, sagt Rainer Bauer augenzwinkernd. Bei diesem einen Spruch, der bei allem Scherz auch ein Stück Wahrheit enthält, bleibt es an diesen Spätnachmittag nicht. Neben dem Wein werden auch Politik und Aktuelles gestreift, zum Beispiel bei Rainer Bauers Abhandlung über die richtige Weintemperatur. „Wenn Ihr Wohnzimmer diesen Winter zwischen 16 und 18 Grad hat, ist das ideale Trinktemperatur für Rotwein.“

Weitere Informationen rund um den Weilheimer Wein gibt es auf der Website der Weilheimer Weingärtner: www.weingaertner-weilheim.de