Aktivismus
Esslingen zeigt bunte Vielfalt beim Christopher Street Day

Zum zweiten Mal wurde der Christopher Street Day in Esslingen gefeiert. Knapp 2000 Personen demonstrierten für mehr Vielfalt und Toleranz.

Die Kundgebung auf dem Marktplatz war gut besucht.  Foto: Roberto Bulgrin

Unter dem Motto „Out, loud and proud“ stand der Esslinger Christopher Street Day (CSD), der am vergangenen Samstag in zweiter Auflage veranstaltet wurde. Zu diesem Anlass versammelten sich zwischen 1500 und 2000 Personen in der Esslinger Innenstadt. Menschen, die Regenbogenfahnen schwenkten, aufwendig geschminkte Personen mit schillernden Outfits und bunten Perücken, andere mit Masken, aber auch unauffälliger gekleidete Leute zogen durch die Straßen, um für ihre Rechte zu demonstrieren und queere Identitäten und Lebensweisen zu feiern. 

Zahlreiche Gäste zeigen Flagge

„Fuck the System – Trans Healthcare Now” steht auf dem Schild von Maxi Bihlmaier. Die Trans-Frau fordert mehr gesundheitliche Unterstützung für Menschen wie sie. Sie kritisiert unter anderem, dass in Deutschland die Bartentfernung von Krankenkassen nicht übernommen werde und dass bestimmte Hormonpräparate für die Geschlechtsumwandlung überhaupt nicht verfügbar seien. „In dieser Hinsicht passiert viel zu wenig”, sagt die 28-Jährige und fügt hinzu: „Ich finde es gut, dass der Esslinger CSD so politisch ist.” In Städten wie Stuttgart würden Parteien und Unternehmen mitlaufen, um sich ein toleranteres Image zu verpassen. Das sei aber nicht der eigentliche Zweck des CSD. Stattdessen gehe es um die konkreten Forderungen queerer Menschen.

„Diese tolle Stadt ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht”, sagt die Esslinger Dragqueen Alpine Ski. Dass der CSD nun zum zweiten Mal stattfindet, sei ein starkes Zeichen des Fortschritts. „Queere Themen sind hier inzwischen viel präsenter”, sagt Alpine Ski, die regelmäßig Drag-Shows im Kulturzentrum Komma veranstaltet.

Auch eine Kirche ist beim CSD vertreten: Sören Kunze und Nicole Barth von der freikirchlichen Metropolitan Community Church (MCC) Stuttgart sind nach Esslingen gekommen, um zu zeigen, dass sich christlicher Glaube und Toleranz nicht ausschließen müssen. „Unsere Kirche ist eine Kirche für alle”, sagt Kunze. Barth fügt hinzu: „Gott liebt jeden Menschen, unabhängig von der Sexualität.”

An der Demonstration beteiligt haben sich außerdem die Engagierten des Queer Film Festival Esslingen. Eine von ihnen ist Sandy Horatscheck, die bereits bei der Premiere 2023 mitgelaufen ist. Zu sehen, wie viele Menschen damals vor allem bei der Kundgebung auf dem Marktplatz waren, habe sie „emotional wirklich ergriffen“, sagt die 45-Jährige.

Der Demonstrationszug führte durch die Esslinger Innenstadt.  Foto: Roberto Bulgrin

Forderungen an OB Klopfer

Hunderte Menschen strömten auch an diesem Samstagnachmittag zur Kundgebung auf den Esslinger Marktplatz. Auf der Bühne wurde dem Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer eine Liste an Forderungen an die Stadt übergeben, wie den Belangen der queeren Community besser nachgekommen werden könne – darunter zum Beispiel der Wunsch nach einem kommunalem Arbeitskreis LGBTQIAplus in Esslingen, der einen Aktionsplan für queeres Leben umsetzt.

Erste Schritte sind Klopfer zufolge bereits in die Wege geleitet. So werde das Amt der Beauftragten für Chancengleichheit um den Bereich „Queer und Diversity“ erweitert, sagt er. Zudem gebe es OB-Netzwerktreffen mit dem Verein QueerES. „Unsere Stadt steht für Vielfalt, für Toleranz und für das Recht aller Menschen, in Freiheit und ohne Angst zu leben und zu lieben“, betont Klopfer.

Große Zukunftspläne 

Zufrieden mit dem Esslinger CSD zeigt sich das etwa 50-köpfige Veranstaltungsteam, der Verein QueerES, wie deren Sprecherin Jessy Zühlke sagt. „Es waren etwa so viele Menschen wie beim letzten Mal da, die Leute haben uns zugejubelt.“ Seit der CSD veranstaltet werde, gebe es auch mehr Sichtbarkeit für queere Anliegen in Esslingen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt sie. 

„Wir wollen den Esslinger CSD und das Rahmenprogramm drumherum erweitern“, kündigt Zühlke an. Bereits in der Woche vor dem Umzug hatte „QueerES“ verschiedene Workshops und Lesungen in der Stadt ausgerichtet, die nach Angaben des Vereins gut ankamen. Solche Veranstaltungen sollen künftig häufiger stattfinden.