„Drill Baby, drill“ heißt es neuerdings wieder aus den USA, Elektroautos verkaufen sich schlecht und von Fridays for Future hört und sieht man kaum noch etwas. Diese Tendenzen demotivieren den Frickenhausener Unternehmer Frank Hummel nicht, im Gegenteil: „Der Megatrend ist weltweit grüne Energie und KI“, sagt er. Daher fasziniere ihn auch zunehmend die Verbindung von beiden, etwa bei der Haus- und Wärmetechnik. „Da ist einfach die Frage: Machen wir mit oder nicht?“ Deutschland solle den Weg weitergehen und neue Geschäftsmodelle entwickeln, die sich durch die Technologie ergeben, findet er.
Die Dunkelflaute wird überbewertet.
Frank Hummel, Unternehmer und Energieexperte
„Als Unternehmer dürfen sie sich nicht von schnellen Meinungen leisten lassen“, sagt er. Eine Rückabwicklung der Energiewende könne er sich nicht vorstellen, sagt der gelernte Elektrotechniker, der mehr als 30 Jahre nachhaltige Energielösungen entwickelt und das Hummel Systemhaus mit mehr als 100 Mitarbeitern gegründet hat. Im Jahr 2020 hat er sein Unternehmen verkauft und ist seitdem selbständiger Berater für Energielösungen und ein gefragter Gastredner. Heute Abend spricht er in der Teckhalle Owen beim Jahresempfang des Gewerbevereins HGV-Teck.
Mit im Gepäck hat er sein Buch „Highway to climate hell“, dessen etwas reißerischen Titel er heute anders machen würde, dessen Dringlichkeit er aber nach wie vor sieht – auch wenn die Skeptiker des Klimawandels und Kritiker regenerativer Energien scheinbar wieder stärker gehört werden.
Eins ihre häufigsten Argumente lautet: Die Dunkelflaute, also die Zeit wenn weder Sonne scheint noch ein Lüftchen geht, werde für viele Stromausfälle sorgen. „Die Dunkelflaute wird überbewertet“, sagt Hummel. „Wir leben ja in einem europäischen Stromnetz“. Es mache daher auch wenig Sinn, wieder auf Atomkraft zu setzen, wenn es in den Nachbarländern Strom gebe. Auch einen anderen Mythos räumt er ab: Tatsächlich sei der Strom heute nicht wesentlich teurer als 2019. „Jetzt sind es 8 Cent, damals 6,5 Cent“, sagt er.
Laut Hummel sei der Ausbau regenerativer Energien in Deutschland extrem erfolgreich. Hätten es Sonne, Wind und andere regenerative Energien im Jahr 2012 auf 76 Gigawatt Leistung gebracht, seien es 2024 mehr als 190 Gigawatt gewesen. Aber: „Eine Energiewende ist nicht schmerzfrei, das ist wie bei Kleinkindern, wenn sie Zähne kriegen“, sagt er. In der Transformation würden viele Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren, das gelte sowohl für die Gasheizung als auch den Verbrennermotor.
Bei den Unternehmern fehlt ihm momentan die Bereitschaft, Neues zu probieren. „Mir haben sie damals gesagt, ich sei ein Spinner“, erinnert er sich an seine Anfänge, als man sich nicht vorstellen konnte, dass eine Wärmepumpe effizient ein Haus beheizen kann. Damals habe ein Politiker in einem Vortrag gesagt: Photovoltaik in Deutschland sei wie Ananasbäume in Alaska. Hummel lacht angesichts aktueller Zahlen: „2024 kamen mehr als 60 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie.“
Wichtig sei, dass jetzt der nächste Step komme. „Es muss in Batterietechnologie investiert werden. Die findet momentan wieder nicht in Deutschland statt.“ Die Möglichkeiten seien riesig. Er nennt ein Beispiel aus der Mobilität: „Vor 14 Jahren hat ein Akku pro Kilowattstunde Leistung 1000 Euro gekostet. Heute sind es 100 Euro.“ Gleiches gelte für die Photovolatik, die man mit Elektromobilität kombinieren könne. „Wenn Sie auf Ihrem Garagendach eine PV installieren, schaffen sie allein mit dem dort erzeugten Strom 12 bis 15.000 Kilometer, je nach Orientierung des Daches. Das ist die Zukunft“, sagt er.
So sehr Frank Hummel von der Zukunft regenerativer Energien überzeugt ist, so sehr sieht er die Atomkraft als Teil der Vergangenheit. Und die war gar nicht so glorreich: „Zu Glanzzeiten hatten wir in Deutschland mit Atomstrom 30 Prozent abgedeckt, zuletzt waren es vier bis fünf“, betont er.
Billiger Atomstrom?
Er nennt als mahnendes Beispiel England. Dort habe man in Hinkley Point ein neues Atomkraftwerk gebaut. „Die Baukosten liegen mehr als 30 Milliarden Euro. Der Strom wäre dort ohne Subventionen 19 Cent teuer“, rechnet er vor. England müsse 10 Milliarden Subvention reinstecken, damit ein Strompreis von 10 Cent rauskomme. Außerdem verschiebe sich die Fertigstellung immer weiter nach hinten, wegen Sicherheitsauflagen und Faktoren wie den Brexit. „Der chinesische Investor hat sein Engagement schon zurückgefahren.“ Außerdem liefere auch Atomkraft nicht dauerhaft Strom. „Rund 80 Prozent pro Jahr.“ Für die gleiche Leistung mit Windkraft haben müsste man rund vier Milliarden investieren.
Info Beginn der Veranstaltung in der Teckhalle Owen ist am heutigen Freitag um 19 Uhr.