Ob es um eine Scheidung, eine Erbrechtsauseinandersetzung oder einen Hauskauf geht - manchmal braucht es einfach eine fundierte Aussage dazu, wie viel ein Grundstück oder eine Immobilie wert ist. Privatleute, aber auch Gemeinden oder Unternehmen können sich in solchen Fällen an die Gutachterausschüsse wenden.
Im Raum Weilheim und Lenningen hatte bisher jede Kommune ihren eigenen Gutachterausschuss. Jetzt gibt es eine Neuerung: Sieben Kommunen haben einen „Gemeinsamen Gutachterausschuss“ gegründet. Im März eröffnen sie zudem eine Geschäftsstelle in den ehemaligen Räumen des Notariats in der Weilheimer Bahnhofstraße 6, an die sich alle Bürger der sieben Kommunen wenden können. Den Schritt bewerten die Bürgermeister als „weiteren Meilenstein in der kommunalen Zusammenarbeit“.
Hintergrund ist eine neue Verordnung des Landes Baden-Württemberg. Sie sieht größere Einheiten statt kleiner Ausschüsse vor. 1 000 Grundstücks- oder Immobilien-Kaufverträge pro Jahr gelten als Maßstab, um rechtssichere Bodenrichtwerte ermitteln zu können. Dazu kommt, dass die Grundsteuer ab 2025 auf Basis eben dieser Werte errechnet wird. „Sie müssen deshalb sehr fundiert, sehr genau und sehr gewissenhaft ermittelt werden“, sagt Reiner Völlm, der die gemeinsame Geschäftsstelle leiten wird. Dazu brauche es eine gewisse Anzahl an Fällen und hohe Professionalität.
Zum Teil nur 25 Kaufverträge
Schon bisher hat das Weilheimer Bauamt die Funktion einer Geschäfststelle für Bissingen, Holzmaden und Ohmden innegehabt. Immerhin durchschnittlich 300 Kaufverträge sind so pro Jahr angefallen. Der Gemeindewaltungsverband Lenningen dagegen war bis dato dezentral organisiert. Entsprechend sind die Zahlen niedriger. Owen etwa kommt auf 40 Verkäufe und eine Handvoll Wertgutachten pro Jahr. In Lenningen sind es im Schnitt 110 Kaufverträge, in Erkenbrechtsweiler 25. Teilweise haben dort Rathausmitarbeiter die Aufgaben miterledigt, zum Teil wurden sie von externen Firmen übernommen.
Das ändert sich nun. Reiner Völlm - der im Weilheimer Stadtbauamt schon bisher für die Gutachterausschüsse zuständig war - koordiniert künftig als Leiter der Geschäftsstelle die Zusammenarbeit der Gutachter. Ihm zur Seite stehen eine Vermessungsingenieurin und eine 50-Prozent-Kraft. Auf etwa 700 bis 800 Kaufverträge soll der Verbund künftig kommen. Er umfasst 32 000 Einwohner.
Finanziert wird die Geschäftsstelle gemeinsam von den sieben Kommunen. Die Höhe der Umlage richtet sich nach der Einwohnerzahl. Rund 250 000 Euro an Kosten fallen pro Jahr an. Einnahmen dagegen sind lediglich von Gutachten zu erwarten. Sie könnten rund 50 000 Euro jährlich einbringen.
Kritischer Blick auf die Kosten
Die Kosten haben so manche Gemeinde im Vorfeld umgetrieben. Letztendlich stand aber fest: Hohe Professionalität und Fachpersonal haben nun mal ihren Preis. „Das muss es uns wert sein“, so der Tenor aus den Rathäusern. Besorgt hatten sich auch einige Gemeinderäte gezeigt, etwa in Holzmaden und Owen. Die große Frage: Wenn es dort ein Grundstück zu bewerten gilt, werden dann die örtlichen Gutachter zurate gezogen oder kommen „Auswärtige“ zum Zug?
Diese Frage ist nun geklärt, unter anderem über eine Geschäftsordnung. „Darin haben wir aufgenommen, dass immer die Gutachter der betroffenen Gemeinden zu nehmen sind“, sagt Reiner Völlm. Jeweils drei Gutachter kann jede Kommune benennen. Bei Wertgutachten kommen sie zum Einsatz. In anderen Situationen, etwa bei den Bodenrichtwertkarten, ist der ganze gemeinsame Gutachterausschuss gefragt. „Er besteht aus rund 21 unabhängigen, ehrenamtlich tätigen Mitgliedern“, so Völlm. „Wir haben damit viele Experten unter einem Dach vereint.“