Lenninger Tal
Führerschein auf Amerikanisch: Nach 34 Jahren nochmal zur Fahrprüfung

Serie In „Hinterm Steuer – Anekdoten rund um die Pappe“ berichtet Jörg Kipper vom „American Way“, den Führerschein zum machen. 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Fahranfänger lernen Autofahren in Amerika von Freunden, Verwandten oder Bekannten und nicht beim Fahrlehrer. Ich – von der Firma als Führungskraft ins Ausland geschickt – war also fein raus mit meinen 34 Jahren Fahrpraxis und meiner Erfahrung aus Deutschand. Für meine New York Driver License benötigte ich einen vier stündigen Theoriekurs in der Fahrschule und eine Prüfung. Wir bekamen einen zweistündigen Film aus den Achtzigern gezeigt, in dem der Fahrer noch nicht einmal angeschnallt war. Danach erzählte der Fahrlehrer alles zum Thema Alkohol und Drogen am Steuer. Für Ausländer und Expats ist das ein sehr heikles Thema, denn davon hängt die Aufenthaltsgenehmigung ab. Nächstes Thema: „Don‘t text and drive“, also auf keinen Fall Nachrichten schreiben, Essen, Trinken oder Rauchen und Fahren gleichzeitig.

Dreieinhalb Stunden Warten auf die Prüfung

Das war der Theorieteil. Die Praxis folgte auf dem Fuß. Man lässt sich mit dem eigenen Auto dorthin bringen. Eine schlecht gelaunte Fahrlehrerin in den Sechzigern bemängelte, dass mein neuwertiges Auto – 13 Monate alt – keinen Sticker aus der Werkstatt hätte. Das ist eine Art TÜV, der gewährleistet, dass das Auto in gutem Zustand ist. Also fuhr mich mein Sohn zur Werkstatt und wieder zurück zur Prüfung – inzwischen mit einer deutlich längeren Warteschlange als zuvor. Nach 3,5 Stunden war ich wieder dran. Anschnallen, blinken, Schulterblick und los. Drei Mal um den Block, ein Mal links abbiegen und auf den Gegenverkehr achten und rückwärts einparken. Auf ein Stoppschild in zwanzig Meter Entfernung war ich zu schnell zugefahren und kassierte vier Strafpunkte. Mit fünf Punkten wäre ich durchgefallen. Aber es war gerade mal noch gut gegangen. Jörg Kipper