Verkehr
Führerscheinkosten deutlich gestiegen​​

Die Kosten, um in Deutschland eine Fahrerlaubnis zu erwerben, sind in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich angestiegen. Woran liegt das, und wie können Fahrschüler sparen? 

Der Kirchheimer Fahrlehrer Alexander Zöllner weist eine junge Frau ein. Foto: Carsten Riedl

Was ist kompakt, teuer und sorgt bei vielen jungen Deutschen für Kopfschmerzen? Die Rede ist vom Führerschein.

Der ADAC berichtet, dass Fahranfänger für die kleine, begehrte Karte hierzulande mittlerweile zwischen 2100 und stolzen 4400 Euro bezahlen müssen. Laut dem Statistischen Bundesamt haben die durchschnittlichen Kosten für den Führerschein im vergangenen Jahr erstmals die 3000-Euro-Marke geknackt.

Damit ist der Preis für die Fahrerlaubnis innerhalb von nur einem Jahr um 7,6 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreissteigerung war mit „nur“ 5,9 Prozent etwas niedriger. Einen Pauschalpreis gibt es in Deutschland nicht; wie tief die Fahrschüler in die Tasche greifen müssen, können die Fahrschulen demnach selbst entscheiden. 

Auch in der Kirchheimer DC Fahrschule sind die Fahrstunden im Anschluss an die Corona-Pandemie deutlich teurer geworden. Das hänge schlicht und einfach mit den gestiegenen Fixkosten zusammen, erklärt Alex Zöllner, der die Leitung der Fahrschule im Jahr 2017 übernommen hat. Fahrzeug- und Spritpreise, Versicherung, Raummiete und Instandhaltung seien wesentlich kostspieliger geworden. „Wenn ich meine Fahrstunden zwischen fünf und zehn Euro günstiger machen würde, würde ich jedes Mal draufzahlen“, berichtet der Fahrlehrer.

Es gibt Preisunterschiede

Es gibt jedoch durchaus regionale Preisunterschiede. So ist der Führerschein in Städten wie München und Leipzig besonders teuer, während Fahrschüler in Berlin durch den hohen Konkurrenzdruck unter den Fahrschulen im Schnitt am günstigsten wegkommen.

Auch in ländlichen Gegenden ist der Erwerb einer Fahrerlaubnis tendenziell mit weniger Kosten verbunden, da mit einer übersichtlicheren Verkehrssituation zu rechnen ist. 

Die Kosten für den Führerschein setzen sich aus verschiedenen Einzelbeträgen zusammen: Die normalen Übungsstunden machen je nach Stundenanzahl in der Regel zwischen 30 und 40 Prozent des Gesamtbetrags aus; rund ein Viertel der Kosten kommt durch die zwölf Sonderfahrten zusammen. Dazu kommen die Antrags- und Prüfungsgebühren, Lernmaterial, der Erste-Hilfe-Kurs, Sehtest und Passbilder.

Die Summierung dieser Beträge führt dazu, dass immer weniger Fahranfänger den Führerschein selbst finanzieren können und auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen sind. Wer nicht auf finanzielle Zuschüsse durch Familienmitglieder hoffen kann, müsse oft schon im jungen Alter arbeiten gehen, um sich den Führerschein leisten zu können, erzählt Fahrschulleiter Alex Zöllner. Im Schnitt zahlen seine Schülerinnen und Schüler bei der DC Fahrschule in Kirchheim zwischen 2500 und 3500 Euro. 

Höheres Zeitinvestment nötig

Neben den gestiegenen Fixkosten wirkt sich auch die Verkehrs- und Fahrzeugentwicklung auf die Gesamtkosten aus. „Man muss bedenken, dass sich der Verkehr in den letzten 60 Jahren verdreifacht hat“, argumentiert Alex Zöllner. Der Verkehr sei komplexer und die Fahrweise aggressiver geworden, weshalb mehr Zeit investiert werden müsse, um sich mit dem Straßenverkehr vertraut zu machen.

Durchschnittlich verbringen deutsche Fahranfänger mehr als sieben Monate in der Fahrschule. Auch die praktische Prüfung wurde verlängert und dauert seit 2021 für die Fahrzeugklasse B  55 45 Minuten. Gleichzeitigt steigt die Durchfallquote, berichtet der TÜV-Verband. Im vergangenen Jahr bestanden mehr Schüler als je zuvor die Prüfungen nicht: 42  Prozent rasselten durch die theoretische Prüfung, 30 Prozent durch die Praxisprüfung.

Um beim Führerschein zu sparen, wird empfohlen, die theoretischen und praktischen Stunden möglichst zeitnah zu besuchen, sodass das Erlernte in der Zwischenzeit nicht wieder vergessen wird. Zudem wird geraten, fleißig mit der App, auf dem Übungsplatz und mit dem Fahrsimulator zu lernen, um zusätzliche Stunden und Wiederholungsprüfungen unbedingt zu vermeiden. Auch Alex Zöllner appelliert an die Fahranfänger: „Üben, üben, üben! Je sicherer man selbst ist, desto günstiger wird es am Schluss.“