Es war einmal ein Traum – so formulierte es Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann, als er auf die Verpachtung der Vollküche in der Teckschule und die Mensa zu sprechen kam. Dieser Traum wird nach etwa sieben Jahren wahr und kostet die Gemeinde drei Millionen Euro – bei einem Gesamt-Invest von fast neun Millionen Euro für den Umbau der Schule in eine Ganztagesgrundschule. Manche Zweifel mussten für diese Küche aus dem Weg geräumt und der ein oder andere Stolperstein umgangen werden. „Wir haben einen Sonderweg gefunden, sonst hätten wir die Verpachtung europaweit ausschreiben müssen. Wir machen einen Gewerbebetrieb draus, den ein Catering-Unternehmen nutzen kann – und das gleichzeitig für uns das Essen für die Schul- und Kita-Kinder kocht“, erklärte Rainer Haußmann das System. Die Küche kann unabhängig von der Teckschule das ganze Jahr über jeden Tag vom Pächter genutzt werden. Einzige Bedingung: Das Essen für alle Dettinger Kinder in Ganztagesschule und Kita muss punktgenau gekocht, serviert und ausgeliefert sein.
Bis zur Vergabe mussten viele Fragen beantwortet werden, unter anderem: Wie das Angebot formulieren? Wie einen Fragenkatalog finden, damit die Bewerber fair verglichen werden können? Und vor allem: Finden wir bei all den Bedingungen überhaupt potenzielle Bewerber? Jetzt gab es die Erfolgsmeldung. Dominik Idler von der Firma ods Optimierung von Dienstleistungen im Sozialbereich fasste es so zusammen: „Wir nennen das jetzt den besonderen Dettinger Weg, weil der Fokus auf einer extern betriebenen Küche liegt. Dadurch haben sich Synergien für Dettingen ergeben.“ Seine Firma war mit der nicht einfachen Aufgabe des Auswahlverfahrens betraut worden und erfüllte sie zur vollen Zufriedenheit der Gemeinderäte.
„Wir haben zwei Top-Angebote in einem tollen Beweberfeld bekommen“, freute sich der Schultes. Der lange Weg hat sich aus seiner Sicht gelohnt, Dettingen habe genau das bekommen, was es gewollt habe. „Ohne Profis, wäre es nicht gegangen, die die Bewerber auf Herz und Nieren geprüft haben“, lobte er die Firma ods. Dazu gehörte beispielsweise, dass die Bewerber auch ihr Finanzierungskonzept offenlegen mussten.
Dominik Idler war bereits das vierte Mal im Gemeinderat, um über den Sachstand zu berichten. „Der Fokus bei den Bewerbern lag auf dem externen Geschäft, da sie die Küche 24 Stunden an allen sieben Wochentagen nutzen können. Das hier ist ein kleines Juwel – es gibt eine Kühlung und der Sprinter passt auch noch in die Einfahrt rein“, kam er regelrecht ins Schwärmen. Am Ende blieben Bewerber aus der Region im Rennen, mit einem Mini-Abstand habe ein Jüngerer das Nachsehen gehabt. Den Zuschlag erhielt die Firma JAGV (Jung Alt Gemeinschafts-Verpflegung), ein Familienunternehmen aus Frickenhausen. „Die Firma hat mit Altenheimen begonnen und dann ihr Angebot ausgeweitet. Sie ist regional abgesteckt“, erklärte Dominik Idler. Laut der Homepage wird die Firma dreimal in der Woche mit frischen Lebensmitteln aus der Region beliefert.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch: Statt ab Januar geht die Küche erst im April in Betrieb. „Bei der Haustechnik klemmt es. Wir wollen aber nicht warten, bis die Küche fertig ist“, sagte Rainer Haußmann. Deshalb liefert der neue Betreiber schon ab November das Essen. Die Eltern können mit einer App die gewünschten Mahlzeiten bestellen, die dann JAGV nach Dettingen ausliefert. Positiv überrascht war der Schultes auch über die Preise, die ab April gelten: Für die unter Dreijährigen muss pro Essen 3,64 Euro bezahlt werden, für die über Dreijährigen 3,75 Euro, Schulkinder müssen 5,36 Euro berappen. „Das sind Preise, die hätten wir bei einer europaweiten Ausschreibung nicht bekommen. Unter sechs Euro wäre nichts gewesen“, ist sich Dominik Idler sicher. Er geht sogar davon aus, dass sich kein Anbieter gefunden hätte, da die Lebensmittelpreise zu Tagespreisen geworden sind und so längerfristige Kalkulationen schwierig sind.
„Wir sind sehr froh, dass wir jemanden gefunden haben. Das Sahnehäubchen ist, dass es ein Profi ist, der auch noch Erfahrung mit einer App hat“, freut sich Andreas Hummel. Dass die Logistik auch noch vom Pächter geleistet werden kann, ist ein weiterer Pluspunkt für ihn. So spart sich die Gemeinde ein Lieferauto samt Fahrer beziehungsweise Fahrerin. Auch Peter Beck hatte die Befürchtung, ob sich bei all den besonderen Wünschen und Anforderungen überhaupt jemand findet, „die Küche zu bespielen“.