Handwerk
Für die Zukunft gut aufgestellt

Einen Familienbetrieb abzugeben, fällt vielen Selbständigen besonders schwer. Bleibt die Leitung bestenfalls in der Familie, wie bei vier Gutenberger Handwerksbetrieben, wird es etwas leichter. 

Sie sind in Gutenberg die nächste Generation in den familieneigenen Handwerksbetrieben: Oliver und Nadin Wittwer, Patrick Diez und Marina Schmidt, Johannes Bächtle, Robert Falk und sein Betriebsleiter Jörg Schäffer (von links). Nicht überall verläuft die Übergabe eines Unternehmens so reibungslos. Der Fachkräftemangel ist spürbar. Foto: Carsten Riedl

Im Handwerk gibt es viele familiengeführte Betriebe. Der emotionale Bezug zum eigenen Unternehmen ist entsprechend groß. Oft wird dessen Leitung von der einen Generation an die folgende übergeben - sofern diese bereit dazu ist. In vier Gutenberger Familienbetrieben klappt das bestens: Sowohl beim Autohaus Diez, der Metzgerei Ehni sowie den beiden Sanitär- und Heizungs-Fachbetrieben Falk und Wittwer ist die jüngere Generation ins Unternehmen eingestiegen. Robert Falk (43) hat den Familienbetrieb bereits 2017 von seinem Vater und Gründer Walter Falk übernommen, der zwischenzeitlich verstorben ist. Bei den anderen drei Betrieben sind aktuell noch zwei Generationen gemeinsam „im Dienst“.

Handwerklicher Beruf war das Ziel

Robert Falk leitet den 1987 gegründeten elterlichen Betrieb dafür gemeinsam mit Jörg Schäffer (43), den er seit der Ausbildung zum Heizungsbauer kennt und der 2008 noch von seinem Vater eingestellt wurde. „Ich habe früher schon im Betrieb mitgearbeitet, war aber länger nicht sicher, was ich mal machen möchte, nur, dass es auf jeden Fall ins Handwerk geht“, erinnert sich Robert Falk. Mittlerweile sei sein Job für ihn „ein bisschen eine Passion. Ich mache das einfach gerne. Es ist schön, wenn man den Leuten helfen kann - Heizung und Sanitär braucht ja jeder.“ Vom Privatkunden bis zu größeren wie Hotels oder Kommunen ist der Gutenberger Fachbetrieb gefragt.

Uwe Diez, Chef des gleichnamigen Autohauses, das sein Vater Alfred 1965 zunächst als Ein-Mann-Betrieb gründete, wird heute von der dritten Generation, seiner Tochter Marina Schmidt (33) und Sohn Patrick Diez (36) unterstützt. Beide sind wie ihr Vater im Familienbetrieb aufgewachsen und für sie war klar, dass sie beruflich in dieselbe Richtung gehen wollen. Patrick hat den Meister als Kfz-Mechatroniker und arbeitet seit 2013 im Betrieb, seine Schwester ist Automobilkauffrau und drei Jahre später eingestiegen. Noch steht zwar der Übernahmetermin nicht fest, dass die Geschwister den Betrieb weiterführen dagegen schon.

Dasselbe Bild bietet sich einem einmal die Straße überquert bei der Metzgerei Ehni, die sich ab 1969 durch Heinz Ehni aus der familieneigenen Gaststätte „Lamm“ bis heute immer weiterentwickelt hat. Chef Jochen Ehni hat das Geschäft 2001 mit Unterstützung seiner Schwestern vom Vater übernommen, der im selben Jahr verstarb. Der künftige Nachfolger, Jochen Ehnis Neffe Johannes Bächtle (27), Meister und Betriebswirt, ist seit zwei Jahren der Produktionsleiter. Johannes‘ Schwester Annika ist nach dem Studium ebenfalls ins Unternehmen eingestiegen.

Bei den Betrieben Diez, Ehni, Wittwer und Falk (von links im Uhrzeigersinn) in Gutenberg ist die Nachfolge gesichert. Foto: Carsten Riedl

Bei der Familie Wittwer haben Sohn Oliver (27) und sobald sie mit einsteigt auch Tochter Nadin (22) derzeit noch ihre Eltern Klaus und Rose Wittwer an der Seite, die den Betrieb 1994 gegründet haben. „Das erleichtert später den Übergang zur Geschäftsleitung“, ist sich Oliver Wittwer sicher. Das bestätigen die anderen Nachfolger und Nachfolgerinnen in der Runde. „Für uns war ein Handwerksberuf das klare Ziel“, sagen die Geschwister Wittwer - auch hier stimmen die anderen zu. „In unseren Berufen sieht man abends, was man geschafft hat, das motiviert“, findet Oliver. Seine Schwester Nadin hat erst eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht, dann aber schnell gemerkt: „Acht Stunden im Büro ist mir zu langweilig. Ich brauche das körperliche Arbeiten.“ Aktuell ist die 22-Jährige im dritten Lehrjahr zur Anlagenmechanikerin Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Johannes Bächtle hat im Jugendalter in den Ferien in der Metzgerei seines Onkels gejobbt und so Einblick in den Handwerksberuf bekommen. „Hätte ich den nicht gehabt, wäre aus mir etwas anderes geworden“, ist der 27-Jährige sicher. Praktika seien essentiell wichtig für junge Leute, betont Uwe Diez und appelliert, die Ferien dafür zu nutzen, Berufe auszuprobieren. In Handwerksbetrieben könne man je nach unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten einen Platz finden, sagt Jochen Ehni: „Da geht es um Wertschätzung. Und es kann und muss ja auch nicht jeder studieren.“

Erschwerte Bedingungen

Man müssen sich gerade als kleinerer Betrieb beständig weiterentwickeln, sagen die Gutenberger Selbständigen. Dann sei das Handwerk ein sicherer Arbeitsplatz. Was es nicht gerade erleichtere, seien die gewachsenen bürokratischen Vorgaben und Auflagen seitens der Politik oder auch Herausforderungen wie die Digitalisierung, berichten die Chefs der vier mittelständischen Unternehmen aus ihrem Alltag. Der Fachkräftemangel sei ebenfalls spürbar. „Beispielsweise bei den Metzgereien führt das zu vielen Geschäftsaufgaben, selbst wenn junge Nachfolger da sind“, weiß Jochen Ehni: „Kleinere Unternehmen - ob im Handwerk, in der Dienstleistung oder auch der Pflege - brauchen die Unterstützung aus der Gesellschaft und seitens der Politik.“

„Dazu kommt die Gutenberger Infrastruktur“, ergänzt Uwe Diez, „räumlich sind wir etwas abgehängt, manche wollen den weiteren Weg nicht in Kauf nehmen, ob Kunden oder potenzielle Mitarbeitende von außerhalb.“ Neben der Verkehrsanbindung zähle die fehlende Breitbandversorgung zu den erschwerenden Rahmenbedinungen. Doch erst wenn die lokalen Handwerksbetriebe mal fehlen, werde man sich deren Bedeutung richtig bewusst, so Diez. „Wir alle sind vor Ort persönlich erreichbar und bieten unseren Kunden eine hohe Qualität. Das kann ein Service übers Internet nicht ersetzen“, sagt Robert Falk.