Wenn jetzt schönes Wetter wäre, hätte ich keine Zeit, hier zu sitzen“, sagt Tobias Hinderer. Zum Glück fällt der Termin mit der Presse auf einen kühlen, verregneten Tag. Sonnenschein wäre dem Dettinger trotzdem lieber, denn das Frühjahr war ohnehin nicht optimal. Die Bienen haben zwar in der frühen Blüte fleißig Nektar gesammelt, den Honig aber in der kühlen Phase danach wieder verspeist. Denn was die Insekten als Futter in ihren Brutraum eintragen, gehört ihnen selbst – nur, was im Honigraum sozusagen überschüssig ist, wird vom Imker entnommen. „Nur, wenn es den Bienen gut geht, ernten wir auch Honig“, sagt Hinderer.

Bei „Tobio“, der Imkerei von Tobias und Emma Hinderer, geht es sogar um rund ein Dutzend verschiedene Honigsorten. Den Anfang im Jahr macht die Sorte „Streuobst“, denn zu Frühlingsbeginn stehen die Bienenstöcke auf Wiesen am Albtrauf. Danach werden sie nach und nach nachts in den Transporter gepackt und umgezogen: auf die Alb-Hochfläche, in den Schwarzwald, die Pfalz oder die neuen Bundesländer. Viele Straßenkilometer, viele Gespräche mit Landwirten und Förstern braucht Tobias Hinderer, um geeignete Plätze zu finden, die die Bio-Kriterien erfüllen. Das Ergebnis ist eine vielleicht einzigartige Sorten- und Geschmacksvielfalt. Neben Frühlings- und Sommerblütenhonig gibt es beispielsweise die Sorten Marone (Kastanie), Robinie, Allee (Lindenblüten), Forst, Tanne oder Lichtung. Eine traurige Geschichte steht hinter Nalas Blütenhonig, einem milden, cremigen Blütenhonig, wie ihn Kinder mögen. Er ist der Tochter von Emma und Tobias Hinderer gewidmet, die im vergangenen Herbst tot zur Welt kam. Ein Sternenkind, an das der Honig nicht nur erinnert: Ein Teil seines Erlöses kommt der Stiftung „Dein Sternenkind“ zugute.

Ergänzend stellt das Paar Mischungen her: Honig mit Kakao, Zimt oder Spekulatiusgewürz. Sie sind nicht nur bei jüngeren Kundinnen und Kunden sehr gefragt. Der „Schatz“ aus dieser Serie mit Ingwer und Kurkuma eignet sich für „Goldene Milch“ und steht im Winterhalbjahr deutschlandweit bei der großen Biomarkt-Kette Alnatura im Regal. „Der ist superbeliebt und fällt ein bisschen aus dem normalen Angebot raus“, sagt Emma Hinderer, die als kreativer Part in dem kleinen Familienunternehmen die Rezepte entwickelt. In der häuslichen Küche experimentiert sie. „Da stehen dann 20 Schalen auf dem Tisch, und wir müssen alles ausprobieren, auch die Familie und die Nachbarn“, sagt ihr Mann. Er setzt die ausgetüftelten Rezepte schließlich in der Honigküche in Unterensingen um. Dass für ihn nur Bio infrage kommt, war für den ausgebildeten Landwirt und Agraringenieur schon früh klar: „Der Königsweg ist für mich ökologisch.“ Er könnte tagelang erzählen, was das für die Imkerei bedeutet. Für die Standortwahl, die Pflege der Völker, verwendete Materialien und Stoffe bei der Produktion bis hin zur Beprobung im Labor.
Schritt in die Selbstständigkeit
Der 33-Jährige träumt schon seit seiner Kindheit von einem eigenen Hof; die Bienen sind ein erster Schritt in die Selbstständigkeit. Er begann mit drei Völkern im Garten seiner Oma, bald waren es 20, dann 70 Völker – und irgendwann war klar, „dass wir damit auch Geld verdienen müssen“, sagt er. Einfach ist das nicht. Aber das junge Paar hat es trotzdem gewagt, mit Unterstützung von Familie und Freunden und mit viel Liebe zu den summenden Völkern. Ganz grob überschlagen haben die beiden rund zehn Millionen geflügelte Mitarbeiterinnen im Jahr.
Emma Hinderer macht Marketing und Vertrieb und gibt als Grafik-Designerin den Tobio-Produkten ihr unverwechselbares Gesicht mit einem frischen, modernen Design. „Wenn wir dafür jedes Mal eine Agentur bräuchten, wäre das unbezahlbar“, sagt Tobias Hinderer.
Davon profitieren auch die Firmen, die Tobio-Honig als individuelles Werbegeschenk nutzen. Sie können entweder bereits produzierten Honig mit ihrem Logo auf dem Etikett abfüllen lassen. Oder sie „mieten“ Bienenvölker, die der Imker dann auf ihrem Gelände aufstellt und versorgt. „Das ist ein Rundum-sorglos-Paket mit eigenem Design auf dem Etikett“, sagt er.
Ab Samstag auf dem Markt
Wichtig ist den beiden die Verankerung in Dettingen und der Region. Sie freuen sich über lokale Kunden und über jeden Hofladen, der ihre Produkte aufnimmt. Ab dem 25. Mai sind sie zudem immer samstags mit einem Stand auf dem Kirchheimer Wochenmarkt vertreten.