In doppelter Hinsicht steht für die Dettinger Jugendkapelle bald ein ganz besonderes Konzert an: Anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens haben sich die Jungmusiker einen passenden Partner gesucht – fündig geworden sind sie in Bissingen. Gemeinsam geben die Jugendkapellen am Sonntag, 20. Oktober, um 17 Uhr ein Benefizkonzert in der Dettinger St.-Georgs-Kirche zugunsten einer Delfintherapie für die neunjährige Lenningerin Sarah Boss. „Wir haben das absolut richtige Spendenprojekt gefunden“ ist sich der Dettinger Dirigent Manfred Häfele sicher.
Wir haben das absolut richtige Spendenprojekt gefunden.
Manfred Häfele, Dettinger Jugenddirigent
Mit Tränen in den Augen erzählt Lisa Boss, wie dankbar sie für das Benefizkonzert ist: „Wir sind immer unglaublich gerührt, wenn es Menschen gibt, die an uns denken.“ Ihre Tochter Sarah ist im Jahr 2015 als Frühchen mit beidseitigen Hirnblutungen zur Welt gekommen. Als Säugling kämpfte sie ums Überleben und hat mit der Zeit eine Therapie nach der nächsten hinter sich gebracht. Die Arbeit mit einem Delfin im karibischen Curaçao vor drei Jahren war aus Sicht von Lisa Boss die mit Abstand erfolgreichste Therapie. Sie kann sich gut daran erinnern, wie ihre Tochter noch Wochen später von den therapeutischen Einheiten mit dem Delfin Bonny profitieren konnte. „Sie machte große Fortschritte und wollte die Reise nach Hause gar nicht mehr antreten“, erzählt sie.
Auch den Besuchern des Benefizkonzerts soll eine Reise geboten werden – nach dem Motto des Konzerts sogar eine Weltreise. Rund ein Dutzend Musikstücke aus den Bereichen Musical, Gospel und Rock haben die beiden Orchester sowohl einzeln als auch gemeinsam für ihren Auftritt in der Dettinger Kirche vorbereitet. Dirigent Manfred Häfele freut sich dabei insbesondere auf das Werk „Five Continents“ des Komponisten Kees Vlak. „Man hört tatsächlich direkt, zu welchem Kontinent die Gruppe gerade musiziert“, erzählt er. Natalie Blind ist die Dirigentin der Bissinger Jugendkapelle und fiebert auf den Moment hin, in dem beide Orchester gemeinschaftlich vor ihr sitzen und zu spielen beginnen: „Nach den ersten Takten voller Aufregung geht es schnell in puren Genuss über – als schwebe man über den Dingen.“ Das Zusammenspiel mit den Dettingern ist aus ihrer Sicht eine tolle Mischung. Während die Dettinger ausreichend mit Klarinetten besetzt sind, fehlen ihrer Gruppe diese. Genau andersherum ist es mit dem tiefen Blechregister: Die Bissinger haben die Bläser, den Dettingern fehlen sie komplett.

Lisa Boss möchte mit ihrem Mann an diesem Abend auch anwesend sein. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie eine Betreuung für ihre geräuschempfindliche Tochter findet. Sie kann nicht sprechen und ausschließlich über Gebärdensprache sowie Gestik und Mimik mit ihren Mitmenschen kommunizieren. Bei der anstehenden Delfintherapie im Juni nächstes Jahr soll der Schwerpunkt bei logopädischen Einheiten sowie der Stärkung ihrer Konzentrationsfähigkeit liegen. Das Ganze wäre ohne Hilfe anderer nicht machbar, erzählt Boss. Der Verein „Projekte des Herzens“ hat die Reise bereits mit einer großen Summe an finanziellen Mitteln unterstützt. Aktuell fehlen jedoch immer noch mehr als 2000 Euro, um das Spendenziel von 17.000 Euro zu erreichen. Sie und ihre Familie sind sich darüber bewusst, wie umstritten der tatsächliche Effekt von Delfintherapien ist. Aufgrund ihrer letzten Erfahrungen glauben sie jedoch daran und hoffen auf weitere Erfolge mit den Meerestieren: „Delfine haben etwas Magisches und sind ganz besondere Lebewesen.“