Im „Wesley’s“ hat die Evangelisch-methodistische Kirche mit einem Modellbahntreff begonnen
Fahrt frei auf allen Gleisen

Das neue „Wesley’s“ der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Weilheim ist zugleich Treffpunkt, Laden und Café. Zum Sonderprogramm gehört auch ein Modellbahntreff. Die Premiere – oder besser Probefahrt – verband die Generationen.

Weilheim. Bellingrodt. Dieser Name hat für Eisenbahnfreunde und Fotografen einen ganz besonderen Klang. Auf 40 000 Aufnahmen wird das Werk des 1972 verstorbenen Altmeisters der Eisenbahnfotografie, Carl Bellingrodt, geschätzt. Es ist in Büchern und Zeitschriften, auf Postkarten und Kalenderblättern zu finden. Mit ihm verbindet Jürgen Bellingrodt aus Weilheim nicht nur der Nachname, sondern auch das Interesse an der Eisenbahn.

Das kam wohl nicht zufällig. Denn schon sein Großvater reiste in Westfalen als Repräsentant des Modellbahnherstellers Märklin zu Händlern, sein Vater 15 Jahre lang in Bayern. Bellingrodt selbst lernte ab 1974 bei Märklin Industriekaufmann. 1980 verließ er die Firma, um Informatik zu studieren, ist heute bei Daimler tätig.

Im Jahr 2009 stieg er wieder ins Modellbahnhobby ein, als Informatiker natürlich digital. In Rolf Schuhmann, der in Weilheim einen Tintenshop betreibt und eine schöne Anlage gebaut hat, fand er einen Gleichgesinnten. Immer wieder trafen sich die beiden Männer, um zu fachsimpeln. Stoff dafür gibt es viel, auch durch die Digitaltechnik, das Hoffnungswort „Update“ hat auch beim digitalen Modellbahner Einzug gehalten. Nur am Trafo drehen? Von wegen, viele Loks haben inzwischen Sonderfunktionen und Soundmodule eingebaut. Die Dampflok, die im „Wesley’s“ ihre Runden dreht, gibt vorbildgerechte Geräusche von sich. Mit dem nötigen Dampföl hätte sie auch noch kleine Wölkchen ausgestoßen.

„Lass uns doch mal einen Modellbahntreff machen“, sagten sich die beiden Männer. „Hier in der Gegend gibt es nichts“, stellte Schuhmann fest. Die beiden dachten an einen Treff in quasi zwei Schichten: Am Nachmittag spielen die Kinder, später am Abend können dann die Erwachsenen fachsimpeln. Oder einmal mit einigen Signalen einen Streckenblock aufbauen. An dessen Verkabelung hatten die beiden Männer und der Teenager Ruben Geywitz beim ersten Treff ganz schön zu knacken. Wo bitte, ist der Kurzschluss zu finden? Stück für Stück und mit System wurde nach dem Fehler gesucht.

„Wer hat denn den schönen Wagen mitgebracht?“, fragt Bellingrodt. Zum Modellbahntreff kann, wer hat und will, eigenes Material mitbringen, ganz egal in welcher Spurweite und mit welchem Stromsystem. Doch Bellingrodt und Schuhmann haben auch einen großen eigenen Fundus. Die schicke Fischbauchbrücke hat kurzerhand der örtliche Händler gesponsert, dazu einen Stapel Kataloge.

Mit dem Verlauf des ersten Treffs waren Bellingrodt und Schuhmann rundum zufrieden, auch wenn sie einen strahlenden Sonnentag erwischt hatten, an dem es die Leute eher nach draußen zog. Die Anlage am Fenster zog von draußen neugierige Blicke auf sich, vor allem von Kindern. „Wir wollen das regelmäßig machen“, sagt Bellingrodt. Er ist ohnehin im „Wesley’s“ gefragt. Vor 21 Jahren hatte er vom evangelischen Vikar den Eine-Welt-Verkauf übernommen, das passte gut zu seinem weltweiten Blick. Nun betreut er diesen Verkauf auch im „Wesley’s“.

Der nächste Modellbahntreff in Weilheim ist für Mittwoch, 6. Mai, von 16 bis 21.30 Uhr geplant. Weitere Infos finden Interessierte im Internet unter www.wesleys-weilheim.de.