Weilheim soll Fairtrade-Town werden - das ist zumindest der Wunsch der Stadtverwaltung. Nun wäre sie mit ihrem Anliegen jedoch fast auf den ersten Metern gescheitert. Um das offizielle Sigel des Vereins „TransFair Deutschland“ erhalten zu können, muss nämlich erst einmal der Gemeinderat diese Bestrebungen gutheißen. Aus dessen Reihen gab es jedoch mehr Gegenwind als erwartet. Am Ende stand jedoch das Bekenntnis: Fairtrade ja - aber nur, wenn es nicht auf die Kosten der Regionalität geht.
Auf die Palme gebracht hatte einige Stadträte zunächst einmal eine Formulierung in der Vorlage. Darin heißt es nämlich, die Verwaltung werde beauftragt, künftig „bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Gemeinderats sowie in der Verwaltung Fairtrade-Kaffee auszuschenken“ und Fairtrade-Zucker dazuzureichen. Darüber konnte Rainer Bauer (UWV) nur den Kopf schütteln. „Ich habe jetzt 24 Jahre lang keinen Kaffee von der Stadt bekommen - weder bei den Gemeinderatssitzungen noch in den Ausschüssen“, stellte er klar. Dass sich das wegen einer Fairtrade-Kampagne ändern solle, sehe er nicht ein. Verwundert zeigte sich auch sein Fraktionskollege Bernd Kautter: „Wenn das nun heißt, dass es im Gemeinderat abends künftig Kaffee statt Apfelsaft geben soll, dann kann ich da nicht zustimmen.“
Dass es keineswegs das Ansinnen der Stadt sei, künftig in den Ratssitzungen Kaffee auszuschenken, machte Hauptamtsleiterin Daniela Braun klar. Die Vorlage sei missverständlich formuliert. Es gehe vielmehr um Besprechungen, Vereinstreffen und Veranstaltungen, bei denen Fairtrade-Kaffee zum Einsatz kommen soll - ebenso wie im Rathaus-Alltag.
Tatsächlich schreibt der Verein Trans-Fair Deutschland vor, dass der Ratsbeschluss einer Bewerber-Stadt eine entsprechende Formulierung enthalten muss. Das hat seine Gründe, wie die Kampagnen-Koordinatorin von Trans-Fair, Melanie Müller, betont: „Die Geschichte unseres Vereins ist mit dem Kaffee eng verbunden.“ Zum Kaffeekonsum gezwungen werden die Räte nicht. „Es ist auch eine alternative Beschlussfassung für Gremien vorgesehen, in denen keine Heißgetränke ausgeschenkt werden“, informiert sie. Die Kommune könne das kompensieren, indem sie sich verpflichte, bei anderen städtischen Veranstaltungen oder in Präsentkörben fair gehandelte Produkte zu verwenden. Was und wo genau das in Weilheim der Fall sein wird, soll letztendlich eine Steuerungsgruppe entscheiden, die Anfang kommenden Jahres gegründet wird.
Der Kaffee war aber nicht der einzige Stein des Anstoßes. Einige Stadträte sorgten sich auch darum, dass die Verpflichtung, fair gehandelte Produkte aus dem Ausland zu verwenden, regionalen Produkten den Rang ablaufen könnte. Sie forderten deshalb ein klares Bekenntnis zu regionalen Produkten. „Das Fairtrade-Sigel allein ist zu wenig. Es kann nur ein Mosaiksteinchen in einem Reigen von Maßnahmen sein“, sagte Dr. Hansjörg Egerer (FWV). „Es muss Wert darauf gelegt werden, dass so viele Produkte wie möglich aus der Region kommen.“ „Das eine schließt das andere nicht aus“, sagte Gerda Schrägle (SBV) und sprach sich klar für die Teilnahme an der Fairtrade-Kampagne aus. Das tat auch ihr Fraktionskollege Dr. Ulrich Mors: „Ich finde die Idee gut“, sagte er: „Es geht ja auch darum, den Gedanken nach außen zu tragen und ein Bewusstsein für faire Arbeits- und Produktionsbedingungen zu schaffen.“
„Wir legen großen Wert auf Regionalität - und das ändert sich auch in Zukunft nicht“, betonte Daniela Braun. Bei der Fairtrade-Kampagne gehe es um Kaffee und andere Produkte, die nicht regional hergestellt werden.