Weilheim · Lenningen · Umland
Fallen die Schornsteine in Altbach?

Energie Die EnBW plant für den Standort eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe bis 2035. Doch der Krieg in der Ukraine setzt ein Fragezeichen. Von Philipp Baitinger

Zur­zeit wer­den die bei­den Koh­le­blö­cke im Kraft­werk Alt­bach noch ge­nutzt. Dar­über hin­aus gibt es an dem Stand­ort drei Gas­tur­bi­nen­an­la­gen, die mit Öl und Erd­gas be­feu­ert wer­den. Doch das Ver­bren­nen der fos­si­len Brenn­stof­fe ist kli­ma­schäd­lich. Beim Gas stand zu­letzt dar­über hin­aus die Ab­hän­gig­keit von Russ­land im Fo­kus der Kri­tik.

In den kom­men­den Jah­ren will die EnBW nach ei­ge­nen An­ga­ben zu­nächst ih­ren Koh­le­ver­brauch suk­zes­si­ve auf null sen­ken. Schon En­de 2026 könn­ten die Stein­koh­le­blö­cke in Alt­bach still­ge­legt wer­den, teil­te die Un­ter­neh­mens­spre­che­rin Dag­mar Jor­dan mit. Ob die weit­hin sicht­ba­ren Schorn­stei­ne der Koh­le­blö­cke dann noch ei­ne Zu­kunft ha­ben, ist un­ge­wiss.

Bis aus­rei­chend „grü­ner“ Was­ser­stoff zur Ver­fü­gung steht, soll Gas für die nö­ti­ge En­er­gie sor­gen. In vier Jah­ren soll ei­ne neue Gas- und Dampf­tur­bi­nen­an­la­ge in Be­trieb sein. „Was­ser­stoff kann der­zeit nicht als Brenn­stoff ge­nutzt wer­den“, er­läu­tert Jor­dan die Not­wen­dig­keit für die neu­en An­la­gen. Ei­ne Nach­rüs­tung der be­stehen­den An­la­gen sei nicht mög­lich. Kürz­lich wur­de des­halb ein Auf­trag für drei so­ge­nann­te Switch-Fu­el-Pro­jek­te ver­ge­ben. Ne­ben Alt­bach sol­len auch die Kraft­wer­ke Stutt­gart-Müns­ter und Heil­bronn um­ge­stellt wer­den. „Mo­der­ne Gas­kraft­wer­ke sol­len den Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en flan­kie­ren“, be­schreibt Jor­dan das Ziel. Der Plan der EnBW ist es, die neu­en Tur­bi­nen En­de 2026 in Be­trieb zu neh­men. Je Stand­ort wer­de ein mitt­le­rer drei­stel­li­ger Mil­lio­nen­be­trag in­ves­tiert. So­bald al­les rei­bungs­los funk­tio­niert, wer­den die Koh­le­blö­cke ab­ge­schal­tet. „Erst nach si­che­rer In­be­trieb­nah­me der Neu­an­la­ge sol­len die Be­stands­an­la­gen still­ge­legt wer­den“, so Jor­dan.

An­ge­sicht stark zu­rück­ge­fah­re­ner Gas­lie­fe­run­gen aus Russ­land hat Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Ro­bert Ha­beck jüngst aber an­ge­kün­digt, dass man Gas ein­spa­ren wol­le, aber auch Koh­le­kraft­wer­ke wie­der ans Netz ge­hen könn­ten. Die EnBW über­rascht die­se Nach­richt nicht: „Die Über­le­gun­gen des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums sind ja schon ei­ni­ge Zeit be­kannt. In­so­fern lau­fen auch die Vor­über­le­gun­gen auf un­se­rer Sei­te be­reits“, so Jor­dan. Da­zu ge­hör­ten Koh­le­be­schaf­fung und -trans­port, aber auch der Flä­chen­be­darf für die im Ge­setz­ent­wurf ge­nann­te Be­vor­ra­tung. Dar­über hin­aus be­schäf­ti­ge das Un­ter­neh­men sich mit der Fra­ge, wie vie­le Ar­beits­kräf­te be­nö­tigt wer­den.

Un­klar ist bis­her, wann aus­rei­chend Was­ser­stoff zur Ver­fü­gung steht, der mit re­ge­ne­ra­ti­ver En­er­gie her­ge­stellt wur­de. „Mo­men­tan ge­hen wir da­von aus, dass ei­ne Um­stel­lung auf Was­ser­stoff in den 30er-Jah­ren durch­ge­führt wer­den kann“, meint die Spre­che­rin. Zum Kraft­werk Alt­bach wer­de der Was­ser­stoff dann über ei­ne Lei­tung an­ge­lie­fert. Bis da­hin soll Gas zur En­er­gie­er­zeu­gung ge­nutzt wer­den.

Da­mit wäh­rend der Über­gangs­zeit von der Koh­le zum Was­ser­stoff das Gas nicht aus­geht, wird der­zeit an neu­en Ver­trä­gen ge­ar­bei­tet. Die EnBW be­mü­he sich um ei­ne Di­ver­si­fi­zie­rung der Erd­gas­be­schaf­fung, er­klärt Jor­dan. Zudem steht die Zahl der Mitarbeiter auf dem Prüfstand. Zur­zeit ar­bei­ten rund 200 Men­schen im Kraft­werk Alt­bach. Es wer­de zu ei­ner Re­du­zie­rung kom­men, so Jor­dan, die aber betont, dass die neue An­la­ge nach den Dis­kus­sio­nen um den Koh­le­aus­stieg nun wie­der ei­ne lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve für die Be­leg­schaft am Stand­ort bie­te.

Wie es nach der In­be­trieb­nah­me der neu­en An­la­ge mit den bei­den gro­ßen Schorn­stei­nen wei­ter­geht, steht bis­her nicht fest. Klar ist, dass die Gas- und Dampf­tur­bi­nen­an­la­ge neue Schorn­stei­ne er­hält.