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Familien-Bildungsstätten gehen mit einem Busauf Road-Trip

Aufklärung Mit einem Bus wollen die Familien-Bildungsstätten (FBS) im Landkreis Esslingen mehr Orte und Menschen als bisher erreichen. Kommunen wie Lenningen haben Interesse. Von Lutz Selle

Freuen sich auf neue Möglichkeiten: Michaela Göhler-Bald von der FBS Kirchheim (stehend von links), Angelika von der Dellen von der FBS Köngen, Tina Masarin vom Haus der Familie Nürtingen sowie (sitzend) Ann-Kathrin Neundorf-Auch und Carmen Tiefenbacher von der FBS Filderstadt. Foto: Lutz Selle

Ab sofort gibt es Familienbildung im Landkreis Esslingen nicht mehr nur stationär und unabhängig voneinander in den Einrichtungen in Nürtingen, Filderstadt, Köngen und Kirchheim, sondern auf Wunsch in sämtlichen Gemeinden des Landkreises. Die vier Familien-Bildungsstätten haben sich zusammengetan und werden mit einem neuen geleasten Kleinbus mobil. Der Bus soll künftig an Orten anhalten, an denen sich Familien aufhalten, sei es auf dem Spielplatz, im Park, vor dem Supermarkt oder auf dem Marktplatz. Im Bus befinden sich Spielsachen und Bücher in verschiedenen Sprachen für die Kinder. Erwachsene haben die Möglichkeit, sich auszutauschen oder bei einer Tasse Kaffee beraten zu lassen. Bei Bedarf gibt es den Kontakt anderer Stellen wie der Erziehungshilfestelle, der psychologischen Beratungsstellen, von Familienzentren, Tafeln, Diakonieladen oder Schuldnerberatung.

„Wir haben schon länger überlegt, wie wir die vier Familienbildungsstätten im Landkreis Esslingen miteinander vernetzen und zusammen ein Förderprojekt gestalten können“, erzählte Carmen Tiefenbacher von der Familienbildungsstätte Filderstadt bei der Pressekonferenz in Sielmingen. Im Zentrum habe die Frage gestanden, was die Familien im Landkreis brauchen – auch über verschiedene Kulturen hinweg. Um die Bedarfe herauszufinden, soll mit dem Bus auch in die Stadtteile, entlegenere Orte und Gemeinden gefahren werden. Hauptzielgruppe seien Familien mit „Zugangsbarrieren“, die bis jetzt noch keinen Kontakt zu Unterstützungsangeboten im Landkreis hatten. 

Die aufsuchende Familienbildung ist im Landkreis Esslingen etwas Neues. Daher wird das Projekt „Familienbildung mobil“ auch drei Jahre lang gefördert von der Baden-Württemberg-Stiftung. Denn durch die mobile Arbeit werden die Familien mit ihren Sorgen wahrgenommen und erhalten Unterstützung.

Nun haben die Initiatorinnen die Aufgabe, Kooperationspartner zu finden, so wie in Filderstadt den Verein Schatztruhe, wo am 8. Mai die erste Fahrt des neuen Kleinbusses hinführen wird. „Wir wollen zunächst wissen, wo sich die Familien aufhalten und welche Themen sie beschäftigen“, sagt Ann-Katrin Neundorf-Auch. Dabei sollen auch Familien erreicht werden, die noch nicht lange in Deutschland sind und noch nicht viel Deutsch sprechen.  Am 20. Juli wird der Bus beim Bücherbasar der Familien-Bildungsstätte (FBS) in Kirchheim vor Ort sein. Auch die Gemeinden Wolfschlugen und Lenningen hätten bereits Interesse an einem Termin mit der Mobilen Familienbildung bekundet, ergänzt Angelika von der Dellen von der Familienbildungsarbeit Köngen. 

„Wir sind froh, dass unser Projekt von der Baden-Württemberg-Stiftung ausgewählt wurde, weil wir nicht warten, bis die Menschen zu uns in die Häuser kommen“, sagt Michaela Göhler-Bald von der FBS Kirchheim. „Ohne die Förderung hätten wir das nicht machen können.“ Generell würden sich schon seit einiger Zeit die Fragen stellen: „Wie können wir die Familien erreichen und wie bekommen wir das finanziert?“ Das gelte besonders, seit dem die ökumenische Familienbildungsstätte in Esslingen Ende März nach über 100 Jahren aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste. „Der Bereich Esslingen ist jetzt schlecht versorgt. Aber wir können mit dem Bus hinfahren“, so Tina Masarin.