Lenninger Tal
Familien müssen auf die Alb fahren

Betreuung Lenningen richtet im Kindergarten in Hochwang eine zweite Gruppe ein. Die Lösung soll helfen, den Bedarf im Tal zu decken. Von Anke Kirsammer

Was noch vor ein paar Jahren undenkbar schien, wird nun Realität: Eltern, die in Lenningen im Tal wohnen und ihre Kinder in einer Ganztagsgruppe unterbringen möchten, sind künftig teilweise gezwungen, ihren Nachwuchs nach Hochwang zu fahren. Einstimmig ist der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt, dort eine entsprechende Gruppe einzurichten.

Schon seit geraumer Zeit werden in Lenningen unter Hochdruck Betreuungsplätze geschaffen. „Wir haben erheblichen Nachholbedarf“, räumt Bürgermeister Michael Schlecht ein. Läuft alles glatt, könnte die Gruppe in Hochwang im Herbst öffnen. „Kinder, die fürs kommende Kindergartenjahr angemeldet sind, bringen wir sonst nicht unter“, sagt Hauptamtsleiter Günther Kern.

Auch wenn viele Eltern ihre Sprösslinge lieber in Ober-, Unterlenningen oder Brucken in den Kindergarten schicken würden, geht Michael Schlecht davon aus, dass Familien aus dem Tal das Angebot auf der Alb nutzen werden. Gemeinderätin Alice Kurz hatte darauf hingewiesen, Eltern seien auf dem Weg zur Arbeit im Stress. Betreuungsmöglichkeiten würden deshalb eher talabwärts gesucht. Sie regte an, für die Regelbetreuung einen weiteren Naturkindergarten aufzumachen, um in den Gebäuden Platz für Ganztagsangebote zu schaffen. Laut Michael Schlecht hält die Gemeinde schon nach einem Standort für einen zweiten Naturkindi Ausschau, eine Regelgruppe lasse sich aber nicht so einfach in eine Ganztagsgruppe umwandeln. „Ich habe großes Verständnis für Eltern, die in Hektik sind: Fünf Kilometer den Berg hoch und wieder runter zu fahren, ist aber machbar“, meint er. Rückendeckung bekam er von Gretel Jaudas. Eltern, die beispielsweise in Kirchheim auf dem Milcherberg wohnten, seien auch bereit, für ein spezielles Betreuungs-angebot quer durch die Stadt zu fahren, betonte sie.

Gemeinderat Karl Boßler befürchtet, dass die Ganztagsgruppe vor allem für Kinder aus Erkenbrechtsweiler gebaut wird, und er vermisst die große Lösung: „In einem Jahr sitzen wir wieder hier.“ Auch Michael Schlecht hält nach wie vor einen größeren Neubau in der Oberlenninger Ortsmitte für notwendig. Im März hatte sich das Ratsgremium hinter verschlossenen Türen über das weitere Vorgehen Gedanken machen wollen. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Klausur jedoch aus.