„Wenn nichts geschossen wurde, gibt`s auch kein Wild in der Stube“, Matthias Riexinger, Gastronom in der vierten Generation im Familienbetrieb „Deutsches Haus“ zwischen Weilheim und Gruibingen weiß, wovon er redet, denn in der Jagdsaison steht regelmäßig Wild auf der Speisekarte des Traditionshauses. Vater und Sohn haben ihr Revier gleich nebenan am Bossler und am Nortel bei
Gammelshausen. Frische und Regionalität werden bei den Riexingers großgeschrieben. In der dazugehörenden Metzgerei und im Lädle kommt das Fleisch von Albhöfen, aus der Ulmer Gegend und aus dem Schwarzwald.
Ursprünglich wollte der Vater Karl-Heinz Riexinger aus Ochsenwang nur fragen, ob er seine Wurstwaren aus der Hausschlachterei anbieten könne. Das war in den 80iger Jahren. Eine der drei Schwestern des Hauses, Elke, gefiel ihm so gut, dass er blieb.
Zusammen mit den Söhnen Michael und Matthias haben die Riexingers aus dem „Deutschen Haus“ einen stattlichen Betrieb gemacht. „Mit den Jahren kam immer etwas Neues dazu, eigentlich bauen wir immer etwas“, erzählt die Chefin Elke Riexinger. Inzwischen beschäftigen sie 39 Festangestellte, viele Aushilfen, bewirten 330 Gästen in der Gaststube, haben 21 Doppelzimmer und einige Tagungsräume in ihrem Hotel.
Küchenmeister Michael Riexinger erinnert daran, dass 1872 alles mit einer Umspannstation für Postkutschen und einer kleinen Vesperstube neben der Landwirtschaft begonnen hat. Die Gaststube wurde nach und nach vergrößert, Terrassenteile überdacht, ein Außenkamin ergänzt. Irgendwann spielte die Gesundheit von Elke Riexinger nicht mehr mit und man verpachtete das Anwesen von 1998 bis 2008.
Als abzusehen war, dass die Söhne Michael und Matthias ihren beruflichen Weg in der Gastronomie einschlagen würden, legte die Familie nochmals richtig los. 2008 wurde kräftig umgebaut, mit neuer Küche für die Gaststube und einem Hotel und Tagungsräumen. Aus versicherungstechnischen Gründen kam 2010 ein eigener See dazu, der im Falle eines Brandes Löschwasser führt. Der Parkplatz wurde erweitert, der Empfangsbereich in den Gasträumen neu gestaltet, eine Lagerhalle gebaut und ein Biergarten ergänzt.
Die Zahl der Gäste wuchs kontinuierlich. Während es nach Eröffnung des Hotels immer viele Tagungsgäste waren, seien es heute mehr Tages- oder Wochenendtouristen. „Viele Wanderer und E-Biker natürlich“, sagt Elke Riexinger Die Tagestouristen kämen aus Holland, Frankreich und auch der Schweiz, denn der Urlaub hier, sei günstig für sie. Viele blieben übers Wochenende bei ihnen. Seit Corona hätten auch viele Leute die Alb für sich entdeckt und machten Urlaub im „Ländle“.
Einige bekannte Wanderrouten, wie der Hauptwanderweg eins und sieben sowie die „Albtraufgänger“, führen am „Deutschen Haus“ vorbei. „Mit dem Ausbau der neuen Radstrecke ab Aichelberg und den Gästen des Radbusses am Sonntag, der vor der Tür hält, werden es vermutlich immer mehr“, ergänzt Michael Riexinger. Um den Betrieb gut aufzustellen, planen sie eine Ferienanlage, ein „Chaletdörfchen mit Wellnessbereich“, wie Elke Riexinger erzählt, das von einem Blockheizkraftwerk mit Hackschnitzel beheizt wird, und eine Photovoltaig-Anlage. „Wir brauchen auch Wohnraum für unserer Angestellten, denn die sind leichter zu halten, wenn Übernachtungsmöglichkeiten dabei sind“, erklärt Michael Riexinger.
Für die neuen Pläne muss der Gemeinderat Gruibingen einer Änderung der Landschaftschutzgebietsverordnung zustimmen. Von einem Artenschutzgutachten hinge alles ab. Die Ideen seien während der Corona Zeit gereift, als das Alltagsgeschäft ausgeblendet war und Zeit zum Nachdenken blieb. „Corona hat uns effizienter gemacht“, sagen sie im Nachhinein. Klar war die Zeit auch anstrengend, und die Einbußen waren trotz Förderprogrammen der Regierung hoch.
40 bis 50 Essen, sonntags mehr, gingen trotz Corona über die Theke. Draußen hätten sie Rote auf dem Grill gebrutzelt und Einkäufe ausgefahren. Man musste eben kreativ sein. „Unsere Festangestellten haben wir mit Kurzarbeit gut durch die Zeit gebracht, aber die Aushilfen sind in anderen Branchen untergekommen“, berichtet Elke Riexinger. Obwohl die Anzahl der Feierlichkeiten noch nicht auf Vor-Coronaniveau sei, könnten sie Aushilfen für Service und Küche vertragen. Der Nachwuchsmangel in der Gastrobranche sei generell ein Problem und werde wohl weiter anhalten. Und auch bei ihnen gebe es noch freie Ausbildungsplätze in Küche und Service zu besetzen.