Zwischen Neckar und Alb
Farbenspiele auf dem Schurwald

Keramik Angie und René Heinze haben in Lichtenwald viele Kunstwerke geschaffen. Mit einem Skulpturenpfad in beiden Ortsteilen bietet die Gemeinde Wanderern schöne Kunst- und Naturerlebnisse. Von Elisabeth Maier

Tropfen aus blauen und gelben Mosaiksteinen verwandeln den Wasserturm im Lichtenwalder Ortsteil Thomashardt in ein Kunstwerk. Klare Konturen und organische Formen heben die Kostbarkeit des Lebenselixiers hervor. In vielen Teilen der Welt war es noch nie selbstverständlich, dass das Wasser in Strömen fließt – nicht erst durch den Klimawandel. Vor 26 Jahren hat das Künstlerehepaar René und Angie Heinze das ungewöhnliche Gebrauchskunstprojekt mit Spenden realisiert. Die bunte Keramik ist bestens erhalten. Inzwischen ist der weithin sichtbare Turm Teil eines zehn Kilometer langen Rundwegs, der die Ortsteile Thomashardt und Hegenlohe verbindet.

 

In diesen Zeiten sollte man den schönen Schurwald noch mehr touristisch öffnen.
René Heinze
über den Skulpturenpfad
 

Entlang des landschaftlich schönen Wegs auf dem Schurwald gibt es viel Ungewöhnliches zu entdecken. Der Einstieg ist sowohl am Wanderparkplatz vor Thomas-hardt als auch beim Naturfreundehaus in Hegenlohe möglich. Da bewirtet Haugs Schurwaldbesen die Gäste in dem idyllisch am Waldrand gelegenen Lokal mit Gaisburger Marsch, Braten oder anderen deftigen Speisen. Danach geht es auf den Höhenweg in Richtung Bürgerzentrum. Da sticht den Wanderern gleich die Skulptur „Augenblick“ ins Auge. Das ovale Kunstwerk ist mit roten, schwarzen, grauen und weißen Mosaiksteinen besetzt. Der obere Teil des eierförmigen Objekts ist in Rottönen gehalten und öffnet den Blick auf die Kaiserberge und das Staufereck. Nur wenige Gehminuten davon entfernt ist ein Panoramatisch. Da haben die Wanderer einen herrlichen Blick auf die Bergketten und können diese auch gleich zuordnen.

Ein echter Hingucker am Bürgerzentrum ist der „Ammonit“ – die in Blautönen gehaltene Schnecke ist stark stilisiert, erinnert nur flüchtig an die Versteinerungen aus der Urzeit. Das Innere ist mit Mosaiksteinen aus Glas versehen, in denen sich die Betrachter spiegeln. Im Kreisverkehr vor dem Gebäude ist ebenfalls ein Kunstwerk der Heinzes zu entdecken – diese Skulptur erinnert an vereiste Bergkuppen. Eine Erinnerung an die Zeit vor dem Klimawandel, als es noch vereiste Felsformationen auf der Alb gab. Stilistisch fühlt man sich bei den Arbeiten der Heinzes an Friedensreich Hundertwassers bunte Bilderwelten erinnert.

Das Lichtenwalder Wappen mit Buche, Eichel und der dreikuppigen Topografie des Schurwalds hat das Künstlerehepaar an der Gemeindehalle mit glitzernden Mosaiksteinen nachempfunden. Das Gebäude liegt neben der Grundschule am Höhenweg. Dann geht es weiter in den Ortskern von Thomashardt. Da empfiehlt es sich, öfter mal innezuhalten. An vielen privaten Wohnhäusern haben die Heinzes ihre künstlerischen Spuren hinterlassen. In der Stuifenstraße zieht ein wunderschönes blaues Ornament an der Fassade die Blicke auf sich. Überall tummeln sich farbige Eidechsen aus Keramik an den Wänden. Auch Hausnummern hat das Ehepaar gestaltet.

„Gerade in der Coronazeit haben wir viel für Privatleute gearbeitet“, sagt Angie Heinze. Auf Anfrage öffnet das Ehepaar das Atelier in der Blumenstraße 4 für Besucherinnen und Besucher. Gemeinsam mit ihrem Mann gestaltet sie auch Innenräume. Pläne für Flurwände oder Badezimmer liegen auf den Arbeitstischen. Ein grünes Chamäleon empfängt die Gäste an der Tür. Vor dem Elternhaus von René Heinze hat sich die Familie ein kleines Skulpturenparadies geschaffen. „Unsere Nachbarn haben wir auch schon angesteckt“, sagt René Heinze und lacht. Denn Nachbars Garten ist statt mit Latten mit riesigen Bleistiften eingezäunt. Das Ehepaar hilft gerne, wenn die Lichtenwalder selbst kreativ werden wollen. Und die zwei finden es schön, dass die Gemeinde den Skulpturenpfad mit einer schön bebilderten Broschüre bewirbt, die die Gemeinderätin Ute Hosch gestaltet hat. „In der Coronazeit sind viele Wanderer gekommen“, sagt Angie Heinze. Und ihr Mann René hat schon viele Ideen, wie man den Skulpturenpfad weiter ausbauen könnte: „In diesen Zeiten sollte man den schönen Schurwald noch mehr touristisch öffnen.“

 

Broschüre und QR-Code

Kulturrundweg: Mit einer Broschüre bietet die Gemeinde Lichtenwald Wanderern Einblicke in die Kunstwerke und in historische Gebäude, die am Wegesrand der zehn Kilometer langen Tour zu entdecken sind – dafür sollte man etwa drei Stunden einplanen. Die farbenfrohen Kunstwerke lassen sich auch gut in kürzeren Etappen entdecken.

Mit dem Mobiltelefon: Wer ein Handy dabei hat, findet Informationen zu den Kunstwerken oder zu den historischen Gebäuden auch bei den Sehenswürdigkeiten. Die ganze Broschüre kann vor der Tour auch von der Homepage unter www.lichtenwald.de heruntergeladen werden. eli