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Fast-Katastrophe auf Reiterhof: „Wir hatten Glück im Unglück“​

Feuer Auf dem Hofgut Bodelshofen ist eine Scheune bis auf die Grundmauern abgebrannt. Mehr als 30 Pferde wurden evakuiert. Drei Tage zuvor hatte es eine Übung mit genau diesem Szenario gegeben. Von Thomas Zapp

Das feuchte Gras der Weiden glänzt im Schein der Sonne: Friedlich liegt es da in der Mittagshitze, das Hofgut Bodelshofen in Wendlingen. Am Tag danach scheint es nur ein Albtraum gewesen zu sein, dass der Hof elf Stunden zuvor kurz vor der Katastrophe stand. Um 20.30 Uhr stand die Scheune lichterloh in Flammen, die Rauchsäule war weit über die Gemeindegrenzen hinaus zu sehen.

Lena Oswald war am Sonntagabend zufällig etwas früher auf der benachbarten Koppel, um ihre Pferde in den Unterstand zu bringen. Da sah sie knapp 100 Meter entfernt die Rauchsäule aufsteigen. „Sie war so nah, dass es nur auf dem Hofgut sein konnte“, erzählt die Reiterin. Sie näherte sich und sah, dass die Scheune lichterloh in Flammen stand. Und dann ging alles ganz schnell – binnen Minuten kam die Feuerwehr, Wasserschläuche wurden ausgerollt, Schutzzonen abgesichert. Kurios: Genau dieses Szenario ist drei Tage vorher auf dem Hofgut geübt worden. „Das sah genauso aus wie bei der Brandschutzübung“, sagt Lena Oswald. 

 

So schnell war ich noch nie am Stall. 
Eine Pferdebesitzerin berichtet vom Sonntagabend, als sie über den Brand informiert wurde.

 

Was bei der Übung allerdings nicht vorgesehen war: An diesem Sonntagabend war der Reiterhof schon geschlossen und von den Schaulustige und sonstigen Anwesenden hatte keiner Ahnung von Pferden, weder die Angestellte des angrenzenden Restaurants noch die Bewohner der Hofwohnungen. Die schreckhaften Tiere mussten aus den angrenzenden Ställen jedoch möglichst schnell in Sicherheit gebracht werden. Auch für die erfahrene Reiterin Lena Oswald war es eine Grenzerfahrung. „600 Kilo Pferd in dieser Situation unter Kontrolle zu kriegen, das muss man erstmal stemmen“, sagt sie. Zumal auf dem Hof geordnetes Chaos herrschte: Feuer, Rauch, Blaulicht, mehr als 150 Einsatzkräfte und natürlich viel Wasser. Der Brand wurde mit bis zu acht Strahlrohren bekämpft. Dann war da noch der Krach: Denn auch der massive Wassereinsatz konnte nicht verhindern, dass die Scheune einstürzte. In ihr war Stroh und Heu gelagert, das trockene Holz der Fachwerkkonstruktion tat sein Übriges. Die Pferdebesitzer seien dann aber ziemlich schnell gekommen, um zu helfen, erzählt sie.

Allein um 21 Pferde musste sich Anika Späth kümmern. Die Pächterin zweier Ställe mit Paddock- und Innenboxen hatte zunächst Mühe, alle Besitzerinnen und Besitzer zu erreichen. Schließlich hatte sie es aber geschafft, die nervösen Tiere auf eine der angrenzenden Koppeln zu bringen, etwa weitere 14 waren aus anderen Ställen hinzugekommen.
Gegen 23 Uhr war der Brand unter Kontrolle, Drohnen suchten den Bereich noch ab, um mögliche Feuernester aufzuspüren.

„Zwischen ein und zwei Uhr morgens konnten wir sie wieder zurückbringen“, erzählt Anika Späth und hat schon wieder die Mistgabel in der Hand. „Ich fühle einen Mix aus Erschöpfung und Erleichterung“, sagt sie und ergänzt: „Wir hatten Glück im Unglück, kein Mensch und kein Tier ist zu Schaden gekommen.“ Denn auch für die anderen Stallungen auf dem Hof gilt: Bis auf fünf konnten alle Pferde wieder in ihre Boxen gebracht werden, die fünf wurden in benachbarten Ställen untergebracht.

 

Brandursache noch unbekannt

Am so friedlichen Tag danach, meldete sich die Freiwillige Feuerwehr Wendlingen um 7.10 Uhr von der Einsatzsstelle zurück. Die anderen Feuerwehren aus Kirchheim, Nürtingen, Köngen, Wernau, Oberboihingen und Unterensingen konnten schon um zwei Uhr aus dem Einsatz entlassen werden. Zur Brandursache ist derzeit noch nichts bekannt, die Polizei hat mit den Ermittlungen gerade erst begonnen. „Erfahrungsgemäß dauert das einig Zeit“, heißt es im Polizeipräsidium Reutlingen. Der Sachschaden wird auf rund eine halbe Million Euro geschätzt. Immerhin konnte die angrenzende Reithalle gerettet werden, dort muss nur ein Wasserschaden behoben werden. In der zerstörten Scheune wurde neben Heu und Stroh auch Maschinen und Photovoltaik-Bauteile gelagert. 

Für Anika Späth geht die Arbeit schon wieder normal weiter. Sie ist erst seit fünf Monaten Pächterin, und nach so viel Aufregung kann es nun eigentlich nur noch ruhiger werden. „Das wird nicht mehr zu toppen sein“, sagt sie.