Der große, weiß gekleidete Mann erklärt die Ausrüstung der Kelten: „Hier der Langbogen, da versteckt der Köcher – ein Bauer oder Handwerker, der zum Kriegsdienst einberufen wurde.“ Es ist der Druide „Ascan“, als Schwertkampftrainer und Heiler zugehörig so wie Ketten-Designer Marc Meier zu „Riusiava“, einer Keltengruppe am Oppidum Heidengraben in Grabenstetten. Interessiert hören ihm Jung und Alt zu, wie er alles, was sie am Leibe tragen verdeutlicht, darunter Lederpanzer, Lanze, Helm sowie „der Schild und nicht das Schild“ welches zum Schutze dient. Insbesondere vor der Hauptwaffe Speer, mit dem von oben gestoßen und seitwärts geschlagen wird.
„Ein Mann, ein Jahr, ein Kettenhemd“, nennt Ascan die Faustregel, wie lange es dauert, bis sich ein vermögender Krieger mit selbigem schützen und auch schmücken kann. Ganz am Schluss des Festes, nach geglücktem Abschuss der Feuerpfeile, erleben ihn die Zuschauer bei seinem Ritual mit Gebeten.
„Mit dem Wetter haben wir echt Glück, es sind viele Leute da“, so Veranstalter Alexander Riefler, der bei der Premiere im letzten Jahr quasi als „Undercover-Besucher der ARBEG“ vor Ort war. Helmut Fischer, alias „Phelan der Kampfführer“, der mit Susanne Klett das Fest „Samhain“ organisiert hat, zeigt sich über das offensichtliche Interesse der Anwesenden sehr zufrieden. „Gegenüber der letztjährigen Probe sind heuer doppelt so viele Besucher da“, freut sich der Kelte, der seine Tunika und Hose in Eigenproduktion selbst genäht hat, aber im echten Leben sein Geld im Logistikbereich verdient.
„Zahlen, aussuchen, schnitzen oder umgekehrt, in den unterschiedlichen Kürbiswerkstätten ist richtig was los. Mika und Maya, beide zehn Jahre alt, sind mit ihren Eltern extra aus Ostfildern/Ruit gekommen. „Von sechzig Kürbissen sind aktuell noch sieben da“, verrät Maria Kaßler etwa zwei Stunden vor dem Festende.
Wie Fackeln länger brennen
Ausverkauft heißt es – zumindest gilt es für das Stockbrot, das Jung wie Alt ebenso mundet wie der dampfende Kelteneintopf aus Sechskorn, Gemüse und frischen Kräutern. Eine gute Idee, denn was Warmes im Bauch ist auf der rauen Pfulb nicht das Schlechteste. Richtig aufgeregt ist der siebenjährige Karl, der seine eigene Fackel gebastelt hat und hierfür die Anleitung erklärt. „Du suchst dir einen Stock und Blätter, die aber trocken sein müssen, und steckst sie von unten rein. Dann kommt die Rinde und nochmal zwei Blätter drauf, so brennt die Fackel nicht so schnell ab.“ Respekt, ein Fachmann erster Güte.
Der gebührt auch der gleichaltrigen Vicky, die sich sehr konzentriert und talentiert am Brettchenwebrahmen zeigt. „Circa 10 000 Schlaufen braucht es für das 15 Kilo schwere Kettenhemd“, weiß Nadine, die mit zwei Zangen den Draht zusammenbiegt.
Info: Für die keltischen Kulturen, die sich im 7. und 6. Jahrhundert vor Christus zwischen Burgund und Württemberg bildeten, beginnt mit dem Mondfest in der Nacht auf den 1. November der Winterbeginn und das keltische Jahr, quasi ihr Silvester.