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Feuerwehr sucht mit Drohne nach Hotspots

Rettung Bei der Feuerwehr in Drackenstein ist die „Sondereinheit Drohne“ angesiedelt. Neun Experten werden für unterschiedliche Einsätze angefordert und haben sich schon bei vielen Einsätzen bewährt. Von Claudia Burst

Nur drei Minuten dauert es, bevor Alexander Mayer am Einsatzort seine Drohne in der Luft hat. Dann kann er dem örtlichen Einsatzleiter bei einer Gefahrenlage einen ersten Gesamt-Überblick verschaffen, ein brennendes Gebäude umrunden, um Gefahrenschwerpunkte zu erkennen, Glutnester ausfindig machen und vieles mehr. Alexander Mayer ist Leiter der
 

Wir haben anfangs auch mal
einen Maulwurfshügel
mit einem Kitz verwechselt.
Daniel Dormann von der Sondereinheit Drohne
der Feuerwehren im Landkreis Göppingen

 

„Sondereinheit Drohne“ bei der Drackensteiner Wehr. Seit April 2021 gibt es diese Expertengruppe, seit April dieses Jahres ist sie die offizielle Drohnengruppe der Feuerwehren im Landkreis Göppingen und als solche bei der Leitstelle in Göppingen hinterlegt. Außer Mayer selbst gehören noch acht weitere Feuerwehrkameraden aus Drackenstein zu der Truppe: Daniel Dormann, Sebastian Gemeinhardt, Klaus Lino Ruatti, Tobias Daubenschüz, Nico Schweizer, Roland Lang (Kommandant und Bürgermeister), Daniel Schaum und Silke Lang.

Damit der Einsatz der Drohnen bei den unterschiedlichsten Feuerwehr-Einsätzen reibungslos funktioniert, üben sie ihren Sondereinsatz jeden Monat einmal zusätzlich zum wöchentlichen Feuerwehr-Übungsdienst. „Das Fliegenlassen der Drohnen ist das kleinste Problem“, macht Daniel Dormann deutlich. Die Herausforderung liegt in der Kamerabedienung und der Bildauswertung. Die Piloten müssen die Belichtung richtig einstellen und die Temperatur für die Wärmebildkamera anhand der Umgebungstemperatur kalibrieren.

Bei einem Waldbrand im Sommer leuchtete eine Drohne die Einsatzstelle aus. Foto: Feuerwehr Drackenstein

Bei der Bildauswertung von der Wärmebildkamera, liegt die Herausforderung darin, die „Hotspots zu finden“. Was er meint, wird auf einem Bild deutlich, das irgendwann während einer Kitz-Rettung in einer Wiese geschossen wurde: Das Bild besteht nur aus blau-gelb-körnigem Farbgemisch. Dass eines der gelben Punkthaufen die Wärme eines Kitzes darstellt, ist für einen Laien kaum erkennbar. „Wir haben anfangs auch mal einen Maulwurfhügel mit einem Kitz verwechselt, weil der mehr Wärme reflektiert hat als seine Umgebung“, bekennt Dormann lachend. Um ähnliche Fehler in einem Notfall zu vermeiden, hilft nur „üben, üben, üben“, wie Alexander Mayer betont.

Dabei hat jeder im Team seine Aufgabe. Der Pilot oder – falls beide Drohnen im Einsatz sind – die Piloten, fliegen sofort los, um am Einsatzort schnellstmöglich Bilder zu liefern. Weil sie sich intensiv mit dem von ihrer Drohne gefilmten Szenario beschäftigen, steht ihnen jeweils ein so genannter Spotter als Flugbeobachter zur Seite. Der passt auf, dass die Drohne nicht in Bäumen oder Stromleitungen hängenbleibt. Dann gibt es noch den Leiter der Drohnengruppe, der sich sofort mit dem örtlichen Einsatzleiter in Verbindung setzt, um zu erfahren, was dieser sehen will.

Parallel dazu sorgt das Team dafür, dass der Stromgenerator zum Einsatz kommt. Den Strom benötigen sie, um die Drohnen-Akkus, wenn sie leer sind, sofort wieder zu laden. Außerdem haben sie im Lauf der ersten Minuten auch einen großen Monitor außen an ihrem Mannschaftstransportwagen (MTW) befestigt, der mit Strom läuft, so dass alle Anwesenden die Bilder der Drohnen sehen und die Situation einschätzen und besprechen können.

Die große Drohne der Drackensteiner ist sowohl mit einer Wärmebildkamera bestückt, mit der beispielsweise Glutnester erkannt werden können, sowie mit einer Sichtkamera. Daneben ist sie mit acht Sensoren und mit Positionslichtern ausgerüstet und kann mit wenigen Handgriffen zusätzlich mit Scheinwerfern und Lautsprechern ausgestattet werden. Die kleine Drohne besitzt nur eine Sichtkamera. „Das ist unsere Opfer-Drohne“, sagt Sebastian Gemeinhardt. Sie wird meist dann eingesetzt, wenn Gefahr besteht, die Drohne zu verlieren, weil ihr Anschaffungspreis deutlich niedriger ist als die der großen Drohne. Diese Drohne durchfliegt zum Beispiel einsturzgefährdete Häuser, damit die Piloten sehen, ob sich noch Menschen darin befinden. Weil es darin manchmal eng hergeht, können ihre vier Propeller mit so genannten Propellerkäfigen aus Kunststoff geschützt werden.

Bei Regen sind die beiden Drohnen nur bedingt einsetzbar, weil das Wasser der Technik schadet. „Aber wenn Menschenleben in Gefahr sind“, betont Alexander Mayer, „dann würden wir die kaputte Technik natürlich riskieren“.

Drohnen sind vielfältig einsetzbar

Die Drohnen können in kritische Bereiche fliegen, die für Einsatzkräfte zu gefährlich sind, etwa einsturzgefährdete Gebäude. Sie liefern durchs Überfliegen einer Einsatzstelle in kürzester Zeit Informationen über notwendige Menschenrettung, Gefahren der Einsatzstelle und zur Lagebeurteilung.

Bei einem Gebäudebrand erkennt die Einsatzleitung dank der Drohnenbilder die Gefahrenschwerpunkte und findet Menschen und Hotspots von Bränden.

Bei Gefahrguteinsätzen, etwa bei ausströmendem Gas, erkennt die Wärmebildkamera das Problem (weil das Gas kälter ist als das Umfeld), und mit der Sichtkamera lassen sich eventuell Beschriftungen auf Gefahrgut-Behältern aus der Entfernung lesen, so dass richtige Entscheidungen getroffen werden können.

Menschensuche auf Flächen und in Wäldern ist dank der Wärmebildkamera möglich, Menschensuche in und an Gewässern ist von oben leichter möglich als vom Ufer aus, vor allem weil sich Reflexionen im Wasser beim Blick von oben reduzieren.

Dank der Scheinwerfer ist der Einsatz der Drackensteiner Drohne auch bei Nacht möglich. Sie kann Einsatzstellen ausleuchten, dank des Lautsprechers mit Menschen in Not reden und auch bei Nacht Glutnester bei Bränden ausfindig machen.

Einsätze können mit Bildern und Filmen, etwa für Nachbesprechungen, dokumentiert werden.