Zwischen Neckar und Alb
Filigrane Technik trifft auf Farbenpracht

Kunst Rund 10 000 Besucher kommen jedes Jahr zur Jahresausstellung der Stadt Nürtingen in die Kreuzkirche. In diesem Jahr sind Werke von Pablo Picasso und Otmar Alt zu sehen. Von Volker Haussmann

Die große Kunstausstellung „Kunst bewegt die Seele und setzt Zeichen“, die bis einschließlich 23. Februar in der Kreuzkirche gezeigt wird, ist die 13. ihrer Art. Kreativer Kopf dahinter ist von jeher die Reuderner Galeristin Brigitte Kuder-Broß, der es dank ihrer weltweiten Kontakte zu Sammlern und Museen gelingt, Werke großer Künstler nach Nürtingen zu holen.

Der besondere Reiz der Doppelausstellungen in der Kreuzkirche liegt darin, dass Werke zweier Künstler einander gegenübergestellt werden - sich gleichermaßen ergänzend wie kontrastierend. Da sind diesmal zum einen die Arbeiten des spanischen Universalgenies Pablo Picasso (1881 - 1973). Dessen druckgrafisches Werk zeichnet sich - im Gegensatz zu seinen Gemälden - weniger durch expressive Farbgebung, als vielmehr durch filigrane Linienführung aus. So sind auch die Radierungen und Lithografien des Meisters, die im Erdgeschoss und auf der Empore der Kreuzkirche zur Betrachtung einladen, überwiegend in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten. Ein besonderer Hingucker ist die druckgrafische Ausgabe des legendären Picasso-Werks „Guernica“, die allerdings nicht die monumentalen Ausmaße des Originals aufweist. Auch zwei mit Friedenstauben bedruckte Halstücher, die der Künstler für internationale Jugendtreffen entworfen hat, ragen optisch heraus.

Bunt und farbenprächtig leuchten die Unikate und Druckgrafiken von Otmar Alt, die im Obergeschoss der Kreuzkirche gezeigt werden. Der 1940 in Wernigerode geborene Künstler hat einen ganz eigenen Kunststil kreiert, der sich in erster Linie durch eine lebensbejahende Farbigkeit auszeichnet. Auf den ersten Blick wirken Alts Bilder heiter und verspielt. Die dahinterstehenden Geschichten erschließen sich indes erst bei eingehender Betrachtung. Der Künstler lehne es ab, seine Bilder zu erklären, so Galeristin Kuder-Broß. „Die Geschichte hinter den Bildern soll jeder Betrachter selbst herausfinden.“ Man muss dennoch nicht jedes Bild gewordene Rätsel entschlüsseln, um Spaß und Freude an Alts Kunst haben zu können. Getreu seiner Devise „Kunst, die man erklären muss, ist langweilig“ kann man auch einfach die bildgewaltigen Werke optisch auf sich wirken lassen. Man liegt sicher nicht falsch, wenn man prophezeit, dass Alts Bilder bei Kindern und Jugendlichen, die wieder zahlreich an Führungen teilnehmen werden, besonders gut ankommen werden. Apropos Führungen: Am Sonntag, 2. Februar, führt Otmar Alt in der Zeit von 14 bis 16 Uhr in der Kreuzkirche persönlich durch seine Werkschau.

Es versteht sich von selbst, dass man Druckgrafiken von Picasso oder Unikate von Alt nicht so einfach für eine Ausstellung aus dem Ärmel schütteln kann. Eine mehrmonatige Vorbereitungszeit steckt hinter jeder der großen Ausstellungen in der Kreuzkirche. Sobald die eine Ausstellung endet, beginnt die Arbeit an der nächsten.

180 Führungen

Wie in jedem Jahr ist die Nachfrage nach Führungen durch die Ausstellung bereits im Vorfeld enorm. Aktuell sind 180 Führungen gebucht. Fünf Kunstexpertinnen erklären Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Besonderheiten im Schaffen der Künstler, deren Werke gezeigt werden. Dazu kommen noch 80 fixe Führungstermine, die man als Besucher spontan buchen kann.

Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich, der zum ersten Mal das Vergnügen hatte, die große Jahresausstellung zu eröffnen, gab einen kleinen Rückblick auf vergangene Ausstellungen, denen er eine „enorme Magnetwirkung“ bescheinigte. „Auch in diesem Jahr lassen sich bereits Erfolge vermelden“, sagte er im Hinblick auf die stattliche Zahl bereits gebuchter Führungen.

Eine Besonderheit der Ausstellung sei, so Fridrich weiter, „dass nicht nur Erwachsene hier Kunst erleben“. Es sei immer das Ziel der Organisatoren gewesen, Kinder und Jugendliche mit Kunst in Berührung zu bringen und damit auch Hemmschwellen abzubauen. Das langjährige „Erfolgsrezept für Kunst zum Anfassen für Jung und Alt“, so Fridrich weiter, sei in erster Linie der Kuratorin Brigitte Kuder-Broß zu verdanken. Die Kunsthistorikerinnen Barbara Honecker und Stephanie Sauerhöfer gaben anschließend einen Einblick ins Leben und Schaffen der Künstler Pablo Picasso und Otmar Alt.

Info Die Briefmarkenfreunde Nürtingen bieten an den Wochenenden in der Ausstellung Sonderstempel und Briefmarken an. Anmeldungen zu Führungen werden unter der Telefonnummer 0 70 22/7 52 35 und per E-Mail an ausstellungen@nuertingen.de entgegengenommen. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet.