Im Oktober 2022 hat das Straßenbauamt für die Landkreise Esslingen und Göppingen mit viel Tamtam einen speziell gefertigten Transporter mit Brennstoffzellen-Antriebsstrang in seinen Fuhrpark übernommen. Bei der Präsentation des Prototypen auf dem Hof der Straßenmeisterei in Kirchheim schwärmte Esslingens Landrat Heinz Eininger: „Mit dem Einsatz dieses Fahrzeugs machen wir einen großen Schritt auf dem Weg zu einer emissionsfreien Straßenmeisterei.“ Doch das Pilotprojekt wurde jäh ausgebremst.
Längst schon sollte auch ein zweites mit Wasserstoff angetriebenes Betriebsfahrzeug im Dienst sein. In der jüngsten Kreistagssitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt hatte Eininger allerdings eine Hiobsbotschaft zu verkünden: Der bestellte Mannschaftstransporter komme nicht. Grund dafür sei die Pleite der Herstellerfirma EFA-S. Das mittelständische Unternehmen aus Zell habe Insolvenz angemeldet.
Gespräche laufen bereits
EFA-S – die Abkürzung steht für „Elektro-Fahrzeuge Stuttgart“ – hatte es sich seit der Firmengründung 2009 zur Aufgabe gemacht, Transporter und Kleinlastwagen zu umweltfreundlichen Fahrzeugen mit Elektroantrieb umzurüsten. Das Geschäftsmodell war lange Zeit erfolgreich, eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen mehr als 350 Fahrzeuge elektrifiziert. In den letzten drei Jahren aber geriet es zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Als Grund dafür führen Branchenmagazine Lieferprobleme bei den Antriebskomponenten sowie Probleme durch den Krieg in der Ukraine an. Bereits Anfang Juli vergangenen Jahres wurde schließlich ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, seit Anfang September steht die Liquidation der EFA-S GmbH im Handelsregister.
Noch im vergangenen Mai hieß es, dass sich das zweite Fahrzeug für das Esslinger Straßenbauamt schon im Aufbau befinde. Doch zur Auslieferung kam es nicht mehr. „Wir hoffen nun, dass wir unser Projekt mit einem neuen Partner fortführen können“, informierte Eininger die Kreisräte. Bund und Land, die bei diesem ambitionierten Vorhaben ebenfalls im Boot sitzen, hätten diesem Schritt zugestimmt. Man sei bereits auf der Suche nach einer neuen Firma. Wie der Landrat mitteilte, würden schon erste „vielversprechende Gespräche“ laufen. Allerdings gebe es noch offene Punkte, darunter sei zum Beispiel die Frage der Förderung. „Wenn das Konzept zur Finanzierung vorliegt, sehen wir weiter“, sagte Eininger.
Die zwei Brennstoffzellentransporter, die das klassische Nutzungsspektrum von Betriebsfahrzeugen in kommunalen Bauhöfen abbilden sollen, sind Teil des Projekts „Emissionsfreie Straßenmeisterei“, mit dem die Esslinger Kreisverwaltung ein ambitioniertes Ziel verfolgt: Der Fuhrpark der gemeinsam mit dem Landkreis Göppingen betriebenen Straßenmeistereien in Deizisau, Kirchheim und Geislingen soll schrittweise auf leise und abgasfreie Fahrzeuge umgestellt werden. Die Kosten für die beiden bestellten Kleinlastwagen belaufen sich zusammen auf rund 950 000 Euro und werden der bisherigen Planung zufolge von mehreren Seiten getragen: Der Bund beteiligt sich mit fast 390 000 Euro, das Land und der Kreis Esslingen mit jeweils rund 200 000 Euro, der Kreis Göppingen mit gut 160 000 Euro.
Es handelt sich um einen Transporter mit Doppelkabine und Pritsche sowie um einen Van mit neun Sitzplätzen und einem zusätzlichen Ladevolumen von sieben Kubikmetern. Beides sind keine Fahrzeuge von der Stange – bei der Entwicklung haben das Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität an der Hochschule Esslingen und Partner aus der regionalen Wirtschaft mitgewirkt. Die Pilotfahrzeuge verfügen über einen Antrieb, der eine Brennstoffzelle mit Wasserstofftanks und einer Batterie kombiniert. Damit können sie mit nur einer Tankfüllung etwa 500 Kilometer weit fahren. Nach einem Probebetrieb ist der Pritschen-Kleinlaster seit Mai 2023 im regulären Straßenbetriebsdienst im Einsatz und leistet nach Einschätzung von Thorsten König, dem Leiter des Straßenbauamts, gute Dienste. Zum Beispiel bei der Markierungskolonne.
Gute Erfahrungen bisher
Dass die Wahl bei der Bestellung der Brennstoffzellenfahrzeuge vor drei Jahren auf EFA-S fiel, verwundert nicht: Der schwäbische Umbau-Spezialist galt als Technologieführer in diesem Bereich, und das Straßenbauamt hatte bereits gute Erfahrungen mit der Firma gemacht: Seit 2021 nutzt die Kirchheimer Straßenmeisterei einen Elektro-Transporter, der seither täglich im Einsatz ist. Da die batteriebetriebenen Fahrzeuge jedoch bei der Reichweite sowie bei der Belastbarkeit schnell an ihre Grenzen stoßen, setzen alle Beteiligten auf Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. „Wir wollen hier Vorreiter sein“, hob Eininger beim Projektstart hervor.
Das sind die Aufgaben der Straßenmeisterei
Straßenbauamt Das Straßenbauamt mit Sitz in Kirchheim/Teck ist für die Landkreise Esslingen und Göppingen zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören die bauliche Unterhaltung von Fahrbahnen, Markierungen und Beschilderungen, der Winterdienst, die Grünpflege, die Reinigung, der Amphibienschutz sowie die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen.
Straßenmeistereien Die Mitarbeiter der drei Straßenmeistereien des Amtes kümmern sich um insgesamt 1159 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in beiden Kreisen sowie von Teilen der B 10 und B 27 im Stuttgarter Bereich. In den Zuständigkeitsbereich von Kirchheim fallen 85 Kilometer Bundes-, 106 Kilometer Landes- und 182 Kilometer Kreisstraßen, Deizisau verantwortet 178 Kilometer Bundes-, 146 Kilometer Landes- und 75 Kilometer Kreisstraßen; Geislingen 99 Kilometer Bundes-, 108 Kilometer Landes- und 149 Kilometer Kreisstraßen. eh