Das Wandern ist der Boffenmayers Lust und diese Leidenschaft schweißt sie auch mit fast 85 Jahren unverbrüchlich zusammen. „Wir laufen immer noch täglich“, erzählt Ilse Boffenmayer. Häufiges Ziel ist zum Beispiel der „Norma“ in der Bohnau. Das sind gut 1,5 Kilometer einfach, zurück dann vollbepackt mit Einkaufstaschen. Oder sie wandern zum Mittagessen beim „Möbel König“, das sind dann schon vier Kilometer hin und vier Kilometer zurück.
Am 5. Januar 1955 haben die beiden mit 19 Jahren geheiratet. Im „Fuchsen“ wurde dann mit allem Drum und Dran gefeiert. „Es war ein Mittwoch“, weiß Ilse Boffenmayer noch, weil „mittwochs Hexen heiraten“. Und ein „Hexle“ war sie seinerzeit schon, die quirlige kleine Ilse. „Wir haben uns auf der Hahnweide kennengelernt, und da hat sie mir als Erstes mein Fahrrad geklaut“, erinnert sich ihr Mann Eugen Boffenmayer. Wie das denn? Es war ein Zusammentreffen mit Freunden: „Ich bin damals mit meinem neuen Fahrrad von Schlierbach aus hingefahren.“ Und dem „Mädle“ sind die „Jungs“ auf den Wecker gegangen. „Da hab ich mir halt das Fahrrädle g‘schnappt und bin ins Städtle g‘fahra“ erzählt Ilse Boffenmayer, als ob das selbstverständlich wäre. Aber sie hat ihrem Eugen das Fahrrad kurze Zeit später picobello zurückgebracht. Und der war schwer begeistert von ihr.
Als Tochter eines Bayern tanzte Ilse Boffenmayer im Kirchheimer Trachtenverein. Das „Schuhplatteln“ wurde auch dem gebürtigen Schlierbacher Eugen Boffenmayer zum Hobby, das er gemeinsam mit seiner Frau mehr als 30 Jahre lang pflegte. „Mein Mantel von damals hängt heute im Museum“, erzählt er stolz.
Bei den Boffenmayers hängen viele Fotos an den Wohnzimmerwänden, die lebhaft die lange Geschichte des Ehepaars erzählen. 1955 kam schon die erste Tochter Heidi zur Welt, es folgten Evelyn und Jürgen. Erst an Weihnachten waren alle wieder mal da, auch die sechs Enkel und die beiden Urenkel. Da wurde es vermutlich eng in dem kleinen Häuschen, das die Familie in den Sechzigern gebaut hat. „Als Kranführer hab ich damals gut verdient“, sagt Eugen Boffenmayer, ursprünglich Teppichweber von Beruf. Bis zu 16 Stunden am Tag hat er damals gearbeitet, viele Jahre war er unter der Woche nicht zu Hause in Jesingen, sondern „auf irgendwelchen Baustellen“. Seine Frau Ilse war oft „grüne Witwe“ und kümmerte sich um die drei Kinder: Ans „Schaffa ganga“ war lange nicht zu denken. Nach der Schule arbeitete sie vor der Ehe in der Textilbranche, ab 1974 im Reinigungsservice des Autohauses Russ.
Das erste Auto 1965 war ein 1000er NSU-Prinz. „Seit sieben Jahren fahren wir aber nicht mehr selber Auto“, sagen die beiden ohne Bedauern. Davor haben sie viele schöne Fahrten unternommen, sehr gerne und oft nach Südtirol. „Wir haben auch sonst viele wunderbare Reisen gemacht“, schwelgt Eugen Boffenmayer in Erinnerungen. Eine USA-Rundfahrt, Urlaub in Nordafrika und „wir waren sechs Mal auf Mallorca. Dort könnt‘ i glatt den Wanderführer mache“. Womit man wieder beim Thema Wandern wäre. Das war neben dem „Schuhplatteln“ immer das gemeinsame Hobby des rüstigen Paares und ist es heute noch. Jetzt mit nahezu 85 machen die beiden immer noch „so sechs bis acht Tagesausflüge im Monat“ mit dem Reisebus. „Und alle 14 Tage sind wir mit der Seniorengruppe des Schlierbacher Albvereins unterwegs.“
Das Laufen tut den beiden gut, gesundheitlich können Ilse und Eugen Boffenmayer nicht klagen. Na gut, ein bisschen „Rücken“ bei ihm, aber Ilse Boffenmayer „braucht koin Doktor“. Und statt über Krankheiten schwätzt sie lieber über ihren kleinen „Garten Eden“. Gemeint ist die gepflegte überdachte Terrasse. Die prachtvollen Blumen und Grünpflanzen sind Ilse Boffenmayers ganzer Stolz. Auch wenn ihr Mann manchmal bruddelt und sagt: „Schmeiß älles naus.“
Das Ehejubiläum der eisernen Hochzeit feiert das Paar gemeinsam mit Kindern, Enkeln und Urenkeln am Sonntag bei einem Familienessen in einer Kirchheimer Gastwirtschaft.