Von der Filderlandschaft lässt sich Enrico Pagano für sein Musikfeuerwerk bei den Flammenden Sternen inspirieren. „Wir möchten die Menschen begeistern“, sagt der erfahrene Pyrotechniker aus Neapel. Temperamentvolle Feuerkaskaden zur italienischen Rockmusik in den Himmel zu zaubern, das reizt Pagano. Mit seinen Söhnen Fabio und Francesco setzt er am Sonntag einen Schlusspunkt unter das Festival im Scharnhauser Park. Zwei Tage brauchen die Gäste aus Italien, um ihr Feuerwerk vorzubereiten. Möglichst reizvolle Effekte zu erzeugen, ist das Ziel.
Magisch und scheinbar leicht in den Nachthimmel gezeichnet – so sehen die Musikfeuerwerke aus, die bis 21. August auf dem ehemaligen Gartenschaugelände hinter den Wohnhäusern zu erleben sind. Doch dahinter steckt aufwendige Pyrotechnik, die digital gesteuert wird. Teams aus Deutschland, Österreich und Italien zeigen ihre Kunst – am Ende kürt eine Fachjury den Sieger, der die stimmigsten Effekte erzeugt. Auf gelbem, trockenem Gras sind die Rohre für sogenannte Bomben bereits aufgebaut.
Weltweit bestens vernetzt
„Für eines unserer Musikfeuerwerke braucht es 2500 Zündungen“, sagt Joachim Berner. Der Weltmeister und Chef der Ehninger Firma Innovative Pyrotechnik arbeitet schon seit der ersten Auflage mit Veranstalterin Elke Cosmo zusammen. „Er sucht die Teams aus“, sagt die Unternehmerin lachend, denn Joachim Berner ist weltweit bestens vernetzt. „In der Szene kennt man sich einfach“, sagt sie. Italienische Feuerwerke gelten nach Elke Cosmos Worten als „impulsiv, temperamentvoll und klanggewaltig“. Bei der 18. Auflage des Festivals findet sie es nun umso spannender, die Musikfeuerwerke der vielen Nationen zu vergleichen, die schon zu Gast waren – Taiwan, die Philippinen, Costa Rica und Kanada sind nur einige davon. In diesem Jahr kommen die Gäste aus Österreich und Italien.
Gefragte Pyrotechniker reisen
Für den 23-jährigen Fabio Pagano ist es die erste Teilnahme an den Flammenden Sternen in Ostfildern. „Für mich und meinen Bruder war es immer klar, dass wir in die Fußstapfen unseres Vaters treten wollen“, sagt der junge Pyrotechniker. Enrico Pagano hat seine Söhne nicht gezwungen, in die Familienfirma einzusteigen. „Das kreative Arbeiten mit Feuerwerk hat mich immer gereizt“, bringt Fabio Pagano seine Motivation auf den Punkt. Für den jungen Mann, der fließend Englisch spricht, ist es besonders schön, mit dem international gefragten Feuerwerker reisen zu dürfen. Zwar koste es viel Zeit, die Feuerwerke aufzubauen. „Aber ein wenig Zeit, sich umzusehen, bleibt.“
Seinem Vater fällt die deutsche Sprache leicht. Mit seinem Bruder Benito war er schon bei den Flammenden Sternen in Ostfildern zu Gast. Das Duo hat auch bereits den Rhein in Flammen bei Bonn und das Seenachtsfest in Konstanz zum Leuchten gebracht. „Es ist so schön, dass meine Söhne jetzt einsteigen“, schwärmt der stolze Vater. Fabio und Francesco in den Himmelszauber einzuführen, das macht ihn glücklich.
Was war für Enrico Pagano bisher das aufwendigste Feuerwerk? Da zögert er nicht lange, nennt die inoffizielle Feuerwerks-Weltmeisterschaft im kanadischen Montreal im Jahr 1997. Da habe er „alles gegeben“, sagt der Italiener, der eine knappe Stunde vom italienischen Vulkan Vesuv entfernt lebt. Das könne man nicht immer leisten. „Für uns als Familienunternehmen geht es natürlich auch darum, dass die Feuerwerkskunst wirtschaftlich bleibt.“ Durch die Pandemie und die vielen ausgefallenen Veranstaltungen sei die Lage bei vielen Unternehmen angespannt.
Vor dem Festivalbeginn ist das Gelände im Scharnhauser Park mit Zäunen und roten Bändern abgesperrt. Wer die Rampen und die leeren Rohre sieht, mag kaum glauben, dass sich dort die schönsten Feuerkaskaden ergießen. Seinem Musikfeuerwerk bei den Flammenden Sternen, das am Sonntag, 21. August, um 22.15 Uhr beginnt, fiebert Fabio Pagano entgegen. „Wir arbeiten wunderbar im Team.“ Die Steuerung läuft bei den Teams digital. Das programmieren die Experten schon vorher. Selbst für Virtuosen wie Joachim Berner und seinen italienischen Kollege Pagano ist das jedes Mal aufregend. Welchen Stellenwert hat denn der Wettbewerb für die Feuerwerker? „Aus der Konkurrenz kann man sehr viel lernen“, findet Fabio Pagano. Das ist dem 23-Jährigen wichtig, um sich als Pyrotechniker zu entwickeln und weiterzukommen.
Selbst für Joachim Berner, der 42 Jahre im Geschäft ist, haben die Wettbewerbe noch immer eine besondere Atmosphäre. Priorität haben für den Meister aber weder Titel noch Preise. „Es ist wichtig, dass sich das Publikum auf dem Festivalgelände wohlfühlt.“ Musik und Pyrotechnik in Einklang zu bringen, das fasziniert Berner auch nach so langen Jahren immer noch.
Weitere Infos zum Festival sind im Internet unter www.flammende-sterne.de zu finden.
Feuerwerke aus drei Nationen
International: Am heutigen Samstag ist Joachim Berner Akteur des Himmelschauspiels. Sitz seiner Firma Innovative Pyrotechnik ist Ehningen nahe Stuttgart. Er kreiert eine Vielzahl seiner Effekte selbst. Dies führt ihn rund um den Globus. Die italienische Familie Pagano setzt am morgigen Sonntag den Schlusspunkt.
Zeitplan: Jeweils ab 18 Uhr gibt es bis einschließlich Sonntag ein Rahmenprogramm mit Musik auf dem Festivalgelände im Scharnhauser Park. Akrobatik und Comedy, Street Dance und Bike Stunts sind zu erleben. Um 22 Uhr beginnt der Feuerwerkscountdown mit einer spektakulären Lasershow.
Kombitickets: Damit die Zuschauer leicht mit dem öffentlichen Nahverkehr auf das Festivalgelände kommen, hat der Verkehrsverbund Stuttgart Kombitickets aufgelegt. Sie berechtigen drei Stunden vor Beginn zur Hinfahrt und zur Rückfahrt. Die Haltestelle Kreuzbrunnen ist zehn Gehminuten entfernt. eli