Zwischen Neckar und Alb
Flammeninferno hält Wernau in Atem

Brand Keine Verletzten bei Großbrand in Lagerhalle von Bosch Thermotechnik in Wernau. Ein Gebäude ist völlig zerstört, der Schaden geht in die Millionen. Von Thomas Zapp

Ein Brand in einer Lagerhalle in Wernau sorgte in der Nacht auf Mittwoch für einen Großeinsatz der Feuerwehr.

Am Mittwochmorgen herrscht in Wernau nach der Brandnacht noch Ausnahmezustand: Polizeisperren an den Zufahrten von der B 10 und Kirchheim kommend sorgen dafür, dass die Straßen im Zentrum fast autofrei sind. Stattdessen ziehen sich wie mächtige Schlangen drei Feuerwehrschläuche auf einer Länge von zwei Kilometern durch den Ort. Sie reichen vom Lidl-Markt in der Gottlieb-Wolfer-Straße am Neckarufer bis zur Junkersstraße, wo sich die abgebrannte Werkshalle der Firma Bosch Thermotechnik befindet. Der Grund: Die Feuerwehr musste mit einem aus Stuttgart angeforderten „Hytrans Fire System“ Wasser aus dem Neckar pumpen, weil die Wernauer Wasserversorgung nicht ausreichte. Das sei normal, sagt Einsatzleiter Horst Aurenz. „Wenn 34 Fahrzeuge Wasser wollen, saugen die alles leer“, erklärt der 61-jährige Chef der Werksfeuerwehr von Bosch.

 

Eine Firmenhallen der Firma Bosch Junkers in Wernau ist abgebrannt. Die Feuerwehr ist im Grosseinsatz.

Das Wasser im Ort reichte nicht
Um 0.45 Uhr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde Alarm ausgelöst. Als die erste Mannschaft vor Ort war, stand die große Lagerhalle mit Bauteilen für Heizgeräte bereits in offenem Feuer. „Diese Geschwindigkeit ist ungewöhnlich“, sagt Aurenz, weil der Brandmelder schon bei Rauchentwicklung auslöse. Für ihn habe vor Ort sofort festgestanden, dass die Halle nicht zu retten war. Gleichzeitig forderte er Feuerwehren aus der Umgebung an, unter anderem aus Esslingen und Köngen, zu Spitzenzeiten waren 140 Helferinnen und Helfer von 13 Wehren mit 45 Fahrzeugen im Einsatz, auch vom Stuttgarter Flughafen.

Das Wasser wurde zum Großteil aus dem Neckar gepumpt.

In erster Linie ging es für die Brandbekämpfer darum, eine weitere Lagerhalle mit wertvollen Anlagen sowie das angrenzende Bürogebäude zu schützen. Beides gelang, lediglich der Dachstuhl des Bürogebäudes ist verkohlt. Angrenzende Häuser seien nie in Gefahr gewesen, betont Aurenz. Da sich niemand im Gebäude befand, habe es keine Verwundeten gegeben. Die gemeldete Verletzung eines Feuerwehrmannes sei nicht dramatisch gewesen. „Eine Schnittwunde am Finger. Er hat weitergemacht“, sagt der Einsatzleiter lachend.

 

Der Brand zerstörte eine Lagerhalle der Firma Bosch.

Größter Einsatz in 36 Jahren
Um 5.34 Uhr sei der Brand unter Kontrolle gewesen. Zur Ursache könne er aber keine Angaben machen. Anwohnerin Adriana Lipova ist kurz nach Mitternacht von einem lauten Knall geweckt worden. „Dann hat es noch einen zweiten Knall gegeben“, erzählt sie und zeigt eine Videoaufnahme. An Schlaf sei dann nicht mehr zu denken gewesen. Aus Göppingen sind die „Drohnen-Führer“ der Polizei gekommen, die Luftaufnahmen der zerstörten Halle erstellen und auch Wärmebildaufnahmen, um letzte Glutnester zu erkennen. Auf einem Bildschirm am Einsatzfahrzeug wird von oben das Ausmaß des Schadens sichtbar. Der Schaden liegt nach Polizeiangaben in Millionenhöhe.
Das Feuer sowie dichte Rauchwolken waren bis nach Kirchheim zu sehen, am Mittwoch blieb nicht nur die Firma geschlossen, auch an der Wernauer Realschule fiel der ohnehin reduzierte Unterricht für die 5. und 6. Klassen sowie die Abschlussklassen aus.
Auch wenn der Einsatz glimpflich ausging, wird ihn Einsatzleiter Horst Aurenz wohl nie vergessen. „Es war in 36 Jahren der größte Brand, den ich erlebt habe“, sagt er. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Erlebnis noch übertroffen wird: Der Leiter der Werksfeuerwehr geht in 40 Tagen in Rente.