Die Kreissparkasse in Esslingen will auch künftig ohne Filialschließungen auskommen
Flexibler offen statt komplett dicht

Hohe Kosten – geringe Erträge: Immer mehr Sparkassen im Land machen unrentable Filialen dicht. Für Kunden im Kreis Esslingen soll sich vorerst nichts ändern. Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ­profitiert von ihrem Standortvorteil – und einem frühen Kurswechsel.

Esslingen. Schlechte Zeiten für Sparer sind auch schlechte Zeiten für die Banken. Während sich Häuslebauer landauf und landab über niedrige Bauzinsen freuen, haben die allermeisten Geldhäuser mit schwindenden Erträgen zu kämpfen. „Wir werden die Letzten sein, die fallen“, hatte Landes-Sparkassenchef Peter Schneider bei der Vorstellung der Bilanzzahlen im Februar selbstbewusst verkündet und die 52 Standorte im Südwesten gleich in seine Heilsbotschaft eingeschlossen.

Ein genauerer Blick allerdings verrät: Auch bei den Sparkassen geht längst die Zukunftsangst um. Nicht nur in Bayern und Nordrhein-Westfalen machen die Geldhäuser mit dem roten S reihenweise unrentable Filialen dicht. Die Kreissparkasse Tübingen hat im Sommer angekündigt, 14 von 53 Zweigstellen im Kreis schließen zu wollen. Im benachbarten Reutlingen, wo die Bankenchefs vor wenigen Wochen ihre Jahresbilanz vorgestellt haben, wird Ähnliches erwartet. Etwa 20 Standorte sollen betroffen sein. Die genaue Zahl will man am 21. März dem Verwaltungsrat auf den Tisch legen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Das Privatkundengeschäft bröckelt, die Personalkosten sind hoch, immer mehr Kunden wandern ins Online-Banking ab. Da beginnen auch die Sparkassen zu überlegen, ob sich der Mitarbeiter in der Dorf-Filiale noch rechnet. Dabei haben die Sparkassen als öffentlich-rechtliche Institute nicht nur für buchhalterische Transparenz zu sorgen, sondern auch einen Versorgungsauftrag.

Und wie sieht es um die Versorgung der Kunden im Kreis Esslingen aus? „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Martin Turetschek, Sprecher der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Zumindest die nackten Zahlen geben ihm recht. Im vergangenen Frühjahr konnte die Kreissparkasse in ihrer Bilanz unterm Strich trotz lang anhaltendem Niedrigzins sogar ein leichtes Plus verzeichnen. Dass die hiesige Sparkasse vergleichsweise gut dasteht, hat sie größtenteils ihrer geografischen Lage zu verdanken. Im Kreis Esslingen brummt die Wirtschaft unvermindert, der Kreis zählt zudem zu jenen mit der größten Bevölkerungsdichte bundesweit. Filialen dennoch in Gefahr? Im Moment sei das kein Thema, versichert Martin Turetschek. 107 Filialen betreibt die KSK im gesamten Kreisgebiet, davon 72 Niederlassungen, in denen Menschen arbeiten. Die restlichen 35 sind sogenannte SB-Filialen, die meist nur aus einem Geldautomaten mit Kontoauszugsdrucker bestehen. Beide Zahlen sind seit 2010 unverändert und sollen es vorerst auch bleiben.

Wenn Turetschek von Hausaufgaben spricht, dann meint er das interne Zukunftskonzept „Filiale 2020“, das die Esslinger bereits 2013 – früher als manch andere – angepackt haben. Soll heißen: Weg vom klassischen Schalterservice, hin zu Beratung bei komplexen Themen wie Geldanlage oder Baufinanzierung. Vor allem für Filialen in kleineren Gemeinden bedeutet das: Eingeschränkte Öffnungszeiten, dafür flexible Beratungszeiten. Entscheidend sei immer die Nachfrage vor Ort, betont Turetschek. „Das letzte Wort hat immer der Kunde.“