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Forever young, forever Mörike: Lyrik-Kleinod hat wieder geöffnet

Literatur Das Mörikehaus in Ochsenwang kann ab sofort wieder besucht werden. Es gibt eine neue Dauerausstellung vielen Details. Ochsenwang gehört zu den wichtigen Lebensstationen des Lyrikers. Von Thomas Zapp

Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte . . . Das Wetter passt mittlerweile wieder zum zeitlosen und immer jungen Gedicht von Eduard Mörike. Fand die Eröffnung noch bei Wintertemperaturen statt, ist das blaue Band jetzt auch temperaturmäßig wieder zu spüren und lädt zu einem Besuch der neuen Ausstellung ein. 

Seit Anfang April hat es wieder geöffnet, das Mörikehaus Ochsenwang. Es hat eine Frischzellenkur hinter sich und eine komplett überarbeitete Ausstallung, die mit vielen Details glänzt. So ist etwa eine Orgelpfeife der Gruol Orgel von 1824 aus der Ochsenwanger Kirche zu sehen, die Mörike selbst beschriftet hat. Oder das schlichte Porträt,
 

„Es gibt keinen Dichter, der
mir im Herzen
so nahe steht
wie Mörike.
Hermann Hesse

 

das sein Bruder Luis 1832 gemalt hat, in dem man Mörike im Profil sieht. „Das ist so gut getroffen, dass ich unter den Besuchern eine entfernte Verwandte von Mörike erkannt habe“, erzählt Gisa König und lacht. Sie hat darauf bestanden, dass es im neuen Logo des Mörikehauses erscheint.

König, gebürtige Dresdnerin und Wahlschwäbin, betreut das Mörikehaus, das im ehemaligen Dienstsitz des großen Dichters (1804 bis 1875) im Jahr 1982 mit einer Dauerausstellung eröffnet wurde. Nach mehr als vier Jahrzehnten hat sie gemeinsam mit dem Mörike-Spezialisten Albrecht Bergold und dem Leiter der Marbacher Arbeitsstelle für literarische Museen, Thomas Schmidt, auch das neue Konzept erarbeitet. Die Gestaltung der Sonderausstellung übernahm das Stuttgarter Büro Space4.

 

67 000 Euro aus Landesmitteln

Finanziert wurden die neue Ausstellung und die Renovierung des Mörikehauses, das sich in Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Bissingen-Ochsenwang befindet, durch Zuschüsse vom Deutschen Literaturarchiv Marbach mit 67 000 Euro aus Landesmitteln und einem Mörike-Fonds sowie durch 20 000 Euro von der Wüstenrot-Stiftung. Fünf Jahre inklusive Corona-Pause hat die Umgestaltung gedauert. Das hätten die Verantwortlichen am Tag der offenen Tür 2017 kurz vor Beginn der Arbeiten sicherlich nicht gedacht. 

In Ochsenwang hat Mörike nicht nur zwischen 1832 und 1833 als Pfarrverweser gearbeitet, sondern auch den zweiten Teil des „Gebets“ geschrieben, das erst Jahre später einen ersten Teil bekam und in einem Gedichtband erschien. Auch seinen einzigen Roman „Maler Nolten“ hat er in der heutigen Bissinger Teilgemeinde vollendet.

Es gibt also durchaus eine innige Beziehung zur Alb. Ein Zitat über Ochsenwang empfängt den Besucher am Treppenaufgang zum kleinen Museum. „Ich lebe hier an einem Ort, den mir die Muse selbst . .. nicht besser hätte aussuchen können. Ein wildes Paradies, ein Reiher-Nest, abgeschnitten von aller kultivierten Welt, und doch nur, wenn ich will, ein Sprung in die Städte der Menschen.“

Die Dauerausstellung zeigt Mörike in seiner Zeit, seine Werke, seine Familie, Porträts und vieles mehr. Dass Mörike aber auf der ganzen Welt und auch in anderen Kunstgattungen teilweise geradezu Kultstatus genießt, zeigt die Sonderausstellung „Mörike Forever“. Dort stehen Werke oder Hinweise auf andere Künstler, die sich mit dem berühmten Lyriker auseinandergesetzt haben und die Bedeutung Mörikes für das Hier und Jetzt zeigen. Der berühmte Hermann Hesse hat sich als großer Anhänger des schwäbischen Lyrikers gezeigt. „Einer der größten Lyriker aller Zeiten“, hat er ihn genannt. Der Name der Ausstellung ist übrigens an einen Titel des deutschen Pianisten und Komponisten Peter Schindler angelehnt, der Mörike-Stücke vertont hat. „Wir haben Gäste aus aller Welt, jedes Jahr kommen 1000 bis 2000 Besucher nach Ochsenwang“, sagt Gisa König. Zu den Verehrerinnen zählt sie sich wohl auch selbst. 

Info Das Mörikehaus in der Eduard-Mörike-Straße 15 in Ochsenwang hat an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 11.30 und 17 Uhr geöffnet. Mit Anmeldung unter der Telefonnummer 0 70 23/23 04 ist ein Besuch fast jederzeit möglich.