Lernen und Entdecken
Forscherfabrik Schorndorf: Probieren geht über Studieren

Die Forscherfabrik fasziniert nicht nur Kinder mit ihren zahlreichen Mitmachstationen, ­sondern ebenso deren Begleitpersonen. Anschließend geht es im Park gegenüber weiter.

Fotos: Stephanie Reusch

Sie haben keine Ahnung, was die Begriffe „Physik“ und „Naturwissenschaft“ bedeuten. Aber intuitiv können unsere beiden Töchter in der Forscherfabrik Schorndorf alle Experimente zu einem positiven Ende bringen. Ein „Bitte nicht berühren“-Schild findet man in diesem besonderen Mitmach-Museum jedenfalls nicht.

Das im Backsteingebäude der eins­tigen Eisenmöbelfabrik Arnold untergebrachte Museum wurde Anfang 2018 eröffnet. Kinder von etwa zwei bis zwölf Jahren sind dazu eingeladen, technische und naturwissenschaftliche Vorgänge selbst zu erforschen. Mindestens ebenso viel Spaß werden sicherlich die sie begleitenden Erwachsenen haben. An über 70 Stationen kann getüftelt und geforscht werden.

In welchem Winkel zum Wind dreht sich das Windrad am schnellsten, und welche Flügelform ist am effektivsten? Welcher Gegenstand schwimmt im Wasserbecken und welcher sinkt? Wem gelingt es, mit der Handpumpe genug Druck aufzubauen, damit die Rakete abhebt? An der raumhohen „Megamaschine“ kann man per Hams­ter­rad in Menschen­größe Strom erzeugen und damit eine Lampe an der Wand zum Leuchten bringen.

Per Wasserschraube lässt sich ein Tornado erzeugen. Foto: Stephanie Reusch

Eine Wärmebildkamera macht offenbar, an welchen Stellen der Körper am wärmsten ist. Wer kräftig an der Kurbel dreht, kann die Windsack-Männchen dazu bringen, sich aufzurichten. Welches Objekt fliegt wohl in der Windröhre am höchsten?

In einer abgedunkelten Kammer gibt es verschiedene Lichtspiele, hier kann man am Schattentheater Holzfiguren platzieren, Laserstrahlen über Spiegel umleiten und mit Drehscheiben das eigene Auge austricksen. Eine ruhige Hand wird benötigt, um mit einem Stift ein Labyrinth nachzufahren, doch die Schwierigkeit besteht darin, dass der Blick durch einen Spiegel umgekehrt wird.

Wenn das Wetter mitmacht, lädt die Tüftler-Terrasse ins Freie ein. Hier können die Besucherinnen und Besucher per Wasserschraube einen Tornado erzeugen, Kugeln durch ein Labyrinth jonglieren oder auf einer wippenden Bank sitzen.

In der Forscherfabrik laden jede Menge Experimente zum Mitmachen ein. Foto: Stephanie Reusch

Sollte man bei einem Experiment einmal nicht weiterkommen, steht hilfsbereites Personal zur Verfügung, das gerne weiterhilft oder Fragen beantwortet.

Die Allerkleinsten von zwei bis vier Jahren kommen in der Mini-Entdeckerwelt voll auf ihre Kos­ten. Ein Wickelraum ist im Untergeschoss vorhanden.

In der Vesperecke darf mitgebrachtes Vesper verzehrt werden. Hier steht ein Kaffeeautomat, der auch heiße Schokolade, Suppe oder Tee ausgibt. Ein Snack-Automat ist ebenfalls vorhanden, und die Benutzung des Wasserspenders ist sogar kostenlos.

Zum Paten der Forscherfabrik wurde der 1834 in Schorndorf geborene Gottlieb Daimler gewählt. Dieser hätte sich sicherlich sehr gefreut über so viel Forscherdrang. Im Eingangsbereich des Museums ist seine historische Werkbank aufgebaut. Mit dieser wird der methodische Ansatz des Museums verglichen: Die 70 Forschungsstationen in Werk­bank­höhe sollen jedem Forschungsfeld als „Werkbank“ dienen, an der „interaktiv und ergebnisoffen“ gewerkelt werden soll.

An den Wochenenden gelten erweiterte Öffnungszeiten, zusätzlich zum Nachmittags-Zeitfenster gibt es auch ein dreistündiges Zeitfenster am Vormittag. Seine Eintrittskarte sollte man sich rechtzeitig reservieren, denn die Forscherfabrik ist manchmal schon Tage im Voraus ausgebucht.

In der Forscherfabrik laden jede Menge Experimente zum Mitmachen ein. Foto: Stephanie Reusch

Nach beendetem Besuch der Forscherfabrik muss man jedoch noch lange nicht den Heimweg antreten. Im gegenüber gelegenen Stadtpark, durch eine Unterführung sicher zu erreichen, geht es weiter mit Experimentieren. Im Klanggarten kann an acht Stationen alles rund um Schall, Klänge und Musik erkundet werden. Der Favorit unserer Kinder ist das Röhrentelefon. Über eine Entfernung von etwa hundert Metern unterhalten sie sich kichernd, durch den Trichter kommt jedes Wort glasklar heraus, selbst wenn geflüstert wird. Ich mag die Kling-Klang-Scheibe am liebsten und lasse sie unermüdlich ihre Kreise drehen, wobei die Bälle mir auf den Klangplatten eine lustige Melodie vorspielen. Ein großes Klettergerüst mit Röhrenrutsche, Schaukeln, ein nett angelegter See, ein Wasserspielbereich, eine Kneipp-Anlage und ein riesiges Schachbrett laden noch zum Verweilen ein. Von anderen Besuchern erfahren wir, dass hier bis vor kurzem noch ein lebensgroßes Piratenschiff gestanden hatte, doch das wurde leider abgebaut.

Dass vom erworbenen Wissen einiges hängen geblieben ist, merken wir daheim. Die Kinder haben gelernt, wie ein Ball im Windstrom schweben kann. Diese Erkenntnis wird prompt umgesetzt – während der Staubsauger im heimischen Wohnzimmer seinen Dienst verrichtet, lassen die Kinder einen Luftballon im Abluftstrom schweben. Da kann die putzende Mutter nur staunen, auf diese Idee war hier noch keiner gekommen.

Infos zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Kindergeburtstagen und Experimentierkursen gibt es unter www.forscherfabrik-schorndorf.de