Eine große Familie hat ihren 20. Geburtstag und damit sich selbst gefeiert: Forum Altern. In der Dettinger Schlossberghalle herrschte eine entspannte Atmosphäre, jeder kannte jede, auch wenn nicht alle der fast 400 Mitglieder kommen konnten. Holger Schmidt begrüßte als Erster Vorsitzender die Gäste, im Frühjahr hat er als eines von 76 Gründungsmitgliedern dieses Amt von Rudi Dölfel übernommen.
„Forum Altern ist längst ein wesentlicher Baustein in Dettingen. Die Gemeinde wäre ohne das unbezahlbare Engagement der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer um vieles ärmer. Hier wird wichtige und richtige Arbeit geleistet“, sagte Holger Schmidt und erinnerte an den Anfang der Erfolgsgeschichte: die „Stahlkrise“. Jochen Stahl, mittlerweile verstorben, wurde als Diakon in Dettingen entlassen. Viele Bürgerinnen und Bürger wollten sich damit nicht abfinden und fanden durch die Mediation von Pfarrer Wilfried Veeser eine Lösung – es war die Geburtsstunde von Forum Altern.
Vieles wurde seitdem auf die Beine gestellt: Unter anderem wurde ein Bürgerbus angeschafft, ein Neubau der eigenen Räume erfolgreich gestemmt, Veranstaltungen wie Tanzen im Sitzen, Ausflüge und Kaffeenachmittage samt zahlreicher Kuchenspenden finden regelmäßig und kontinuierlich statt. „Als Leuchtturmprojekt kann das Pop-up-Impfzentrum im Corona-Jahr 2021 in der Schlossberghalle gesehen werden. Mehr als 1000 über 80-Jährige, nicht allein aus Dettingen, konnten hier geimpft werden“, erzählte der Vorsitzende. Mit im Boot waren die Gemeinde Dettingen und das Klinikum Stuttgart. „Forum Altern sucht seinesgleichen im weiten Umkreis – aber dazu braucht es auch Menschen, die tätig sind. Wir haben mehr als 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer“, freut sich Holger Schmidt.
Forum Altern sucht seinesgleichen im weiten Umkreis.
Holger Schmidt, Erster Vorsitzender
Ein wichtiger Eckpfeiler des Erfolgs ist die Fusion mit dem Krankenpflegeverein. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Mit der Einführung der Pflegeversicherung wurde der Verein seiner Aufgabe beraubt. „Der Krankenpflegeverein hatte keine Mitarbeiter und keine Aufgabe, dafür Geld. Bei Forum Altern war es genau umgekehrt. Das Beste war die Fusion beider Vereine, bei der uns Kämmerer Jörg Neubauer bestens begleitet hat“, fasste Holger Schmidt die damalige Situation zusammen.
„Ich bin saumäßig stolz und unendlich dankbar. Wenn mir jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, dass wir es heute so gemütlich haben und mit Stolz auf das Geleistete zurückblicken können – das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann. Über diese Entwicklung sei er unendlich dankbar. Der Verein habe den Wandel von der Gemeindeschwester zu einem mittelständischen Unternehmen als Sozialanbieter mit Bravour geschafft. „Das ist einzigartig – nicht nur im Landkreis“, fand er nur lobende Worte. Auch der gewagte Schritt ins „Eigenheim“ in der Kirchheimer Straße 27 sei gelungen. „Das ist ein Laden für die ganze Gemeinde“, freut sich der Schultes.
Mit großer Freude konnte er Rudi Dölfel mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg auszeichnen. Beim Anstecken der Nadel gab es langanhaltenden Applaus. „Sie haben den Konzern 20 Jahre geleitet, was nicht immer einfach war. Viele Ideen wurden umgesetzt und mancher Konflikt – wie das so ist, wenn viele auf einem Haufen sind – gelöst“, sagte Rainer Haußmann. Der Geehrte war gerührt über so viel Anerkennung. „Ich bin überwältigt. Es ist sensationell, dass mir so eine Ehre zuteil wird. Ich kann es nicht fassen. Da steckt viel von euch allen drin, und: Ich habe die Arbeit gern gemacht“, sagte der langjährige Vorsitzende, der sich im Frühjahr dazu entschlossen hatte, sein Amt abzugeben, das er in guten Händen weiß.
„Die Geburtswehen sind vorbei. Forum Altern ist ein großes Geschenk und ein großer Beitrag für das Gemeinwesen und die, die nicht so können, wie sie wollen, in Dettingen. Wir alle werden alt“, gab Pfarrer Daniel Trostel zu bedenken und sagte voller Respekt: „Den Verein müsste man erfinden, wenn es ihn nicht schon gäbe.“
Andreas Hummel führte ohne viele Worte durchs Programm und moderierte die muntere Gesprächsrunde mit vier Gründungsmitgliedern. Frauenpower wurde einem da vor Augen geführt. Margit Rall und Uscha Raichle nahmen als die Frauen der ersten Stunde die Sache in die Hände. Sie waren so gar nicht mit der Entlassung von Jochen Stahl einverstanden, weshalb Uscha Raichle von der „Stahlinitiative“ spricht. Ein Leserbrief von Margit Rall und ihrer Tochter zog weite Kreise, der in 400 bis 500 Unterschriften mündete, die Gärtnermeister Diez innerhalb zwei Tagen gesammelt hatte. „Das war eine Wucht“, sagte Uscha Raichle. So kamen evangelische und katholische Kirche zusammen, unterstützt von der Gemeindeverwaltung. „Ich bin ein bisschen ein Seiteneinsteiger, nachdem die Damen das Feld sondiert und vorbereitet haben“, beschrieb sich Rudi Dölfel.
Uli Grötzinger war Kassier des Krankenpflegevereins. Im Zuge der Pflegereform war die Diakoniestation Kirchheim für die Dettinger zuständig. „Als wir die Aussage bekamen, dass die Diakonie nicht sicherstellen kann, alle Dettinger Mitglieder zu versorgen, war für uns klar: Die brauchen von uns kein Geld mehr“, erinnerte er sich. Nicht alle seien von diesem Schritt begeistert gewesen, doch am Ende sei es der richtige Schritt gewesen.
Mit schwungvollen Liedern umrahmte der Posaunenchor die Veranstaltung, für die Bewirtung der zahlreichen Gäste sorgten die Pfadfinder.