Benefizkonzert
Frühschoppen in Schlierbach zu Ehren von Bruno Hayler und zugunsten des Krebsverbands

Der Tubist aus Jesingen hat in mehreren Vereinen und Musikgruppen gespielt. Als er an Krebs
gestorben ist, hat er eine Lücke hinterlassen. Alte Autos und Musikinstrumente reparieren war seine Leidenschaft.

Bruno Hayler inmitten seiner restaurierten Blasinstrumente vor seinem Scheunentor. Foto: pr

Polka mit Herz ist der Benefiz-Frühschoppens in Schlierbach nicht von ungefähr überschrieben. Der Untertitel führt auf die richtige Spur: „In Gedenken an unseren Bruno Hayler.“ Der Tubist aus Jesingen war außerordentlich geschätzt – nicht zuletzt deshalb, weil er mit seinem seltenen Instrument in vielen Vereinen und Gruppen aushalf, wenn es am Bass fehlte, und er irgendwie Zeit hatte. Jesingen ist sein Stammverein, in Schlierbach und Ötlingen spielte er ebenfalls aktiv. Doch damit nicht genug. In Hattenhofen, Reudern und weiteren Vereinen hat er seine Tuba zur Hand genommen, wenn es an dem Instrument fehlte. Bei den Kühberg Musikanten in Faurndau und Willis Blasmusik in Holzmaden spielte er ebenfalls mit.

„Polka mit Herz“ war das Lieblingsstück von Bruno Hayler, dessen Herz für Polkas prinzipiell schlug. Wer sich das Lied anhört, den verwundert nicht, weshalb gerade dieses Stück sein sein Herz höher schlugen ließ: Der Tuba wird darin eine Sonder-Rolle eingeräumt. Sonst führt sie gerne ein Schattendasein als Taktgeber, zwar äußerst wichtig, aber von wenigen beachtet. Das hat sich ein wenig geändert. Vergangenes Jahr war die Tuba zum Instrument des Jahres gekürt worden.

 

Bruno war viel mit Musik unterwegs, aber das war nur sein zweites Hobby.

Dirigent Adalbert Pittner

 

„Bruno war ein Traum von einem Mann, ein Macher – sei es in musikalischer Hinsicht oder wegen seiner Hilfsbereitschaft“, sagt Adalbert Pittner, Dirigent des Musikvereins Jesingen. Es war seine Idee, dem ehemaligen Musiker-Kollegen zu Ehren ein Benefiz-Konzert zu geben. „Ein Orchester braucht ein Ziel, deshalb habe ich diesen Vorschlag gemacht“, erzählt er. Bruno Hayler war an Krebs erkrankt und konnte innerhalb kurzer Zeit sein Instrument nicht mehr wie gewohnt spielen. Es folgten Krankenhausaufenthalte, wenige Monate später erlag er seinem Leiden. Die Wertschätzung ihm gegenüber wurde bei der Beerdigung deutlich. Die Jesinger Kirche konnte all die Menschen nicht fassen, Lautsprecher übertrugen die Trauerfeier nach außen. In der Kirche spielten die Musikvereine Jesingen und Ötlingen, auf dem Friedhof der Musikverein Schlierbach, Willis Blasmusik und die Kühberg Musikanten.

Karosseriebauer Bruno Hayler restaurierte Oldtimer und war gerne mit dem Benz als Chauffeur für Hochzeitspaare unterwegs. Foto: pr

Die Idee des Benefiz-Konzerts wurde von sämtlichen Beteiligten sofort aufgenommen. „Wir haben alles gemeinsam entschieden und organisiert“, sagt Cornelie Martsch, Schwester von Bruno Hayler und beim Musikverein Jesingen aktiv – auch ohne Instrument. Gemeinsam heißt in diesem Fall die beiden Musikvereine Schlierbach und Jesingen. Bruno Hayler ist es zu verdanken, dass Adalbert Pittner Dirigent in Jesingen ist. Sie kannten sich aus der Zeit, als Adalbert Pittner in Schlierbach die musikalische Leitung inne hatte. „In Schlierbach habe ich auch offene Türen eingerannt, als ich mit der Idee ankam. Somit schließt sich der Kreis zu Bruno – und wir unterstützen eine soziale Einrichtung. Alles geht zu hundert Prozent an den Krebsverband“, erzählt er. 

„Das ist eine Co-Produktion mit Jesingen. Dort gibt es keine geeigneten Räume für ein Konzert, wir haben die Dorfwiesenhalle“, sagt Peter Prinz, Vorsitzender Musik beim Musikverein Schlierbach. „Die traditionelle Volksmusik wird bei dem Frühschoppen im Vordergrund stehen. Wir merken den Zuspruch und den Aufwärtstrend bei dieser Musikart. Es wird gemütlich“, verspricht er und erzählt von Bruno Hayler, der ein „g’schickter Kerle“ war. „Er hatte mindestens 20 Tuben in Petto, das war sein Hobby. Er war eine Koryphäe auf seinem Gebiet.“

Bruno Hayler mit seinem Sousaphon beim Umzug. Foto: pr

Das bestätigt seine Schwester: „Wir haben zwei Zimmer voller Blasinstrumente ausgeräumt. Sousaphon, Helikon, Posaune, Horn, Klarinette, Trompete und viel Bass – alles war vorhanden.“ Adalbert Pittner ergänzt: „Bruno war viel mit der Musik unterwegs, aber das war sein zweites Hobby.“ Im Internet kaufte er Instrumente, mit Vorliebe solche, die nicht mehr funktionierten. Seine Werkstatt hatte somit sämtliche Ersatzteile auf Lager, weshalb er vielen Instrumenten wieder neues Leben einhauchen konnte. Einen neuen alten Bass bekamen so die Orchester bei der Probe oder Auftritten regelmäßig zu hören.

Beim Verkauf der Instrumente kam es zu vielen netten Begegnungen. „Da meldete sich einer von hinter Tübingen, den habe ich gar nicht gekannt. Er hatte Interesse an einem Bass. Dann erzählte er, dass Bruno ihm auf die Schnelle das Tubaspielen beigebracht hat, weil er sonst eine Wette verloren hätte“, erzählt Cornelie Martsch. Vieles hat sie beim Ausräumen entdeckt. Darunter auch seine Chauffeur-Uniform. Denn das erste Hobby von Bruno Hayler als Karosseriebauer waren Autos. „Mit einem Oldtimer-Mercedes hat er Hochzeitspaare gefahren“, verrät Cornelie Martsch und sagt: „Sein Haus hat er gekauft, weil es eine große Scheune und eine Werkstatt hatte.“

 

Info

Am Sonntag, 16. Februar, findet um 11 Uhr der Benefiz-Frühschoppen „Polka mit Herz“ zugunsten des Krebsverbands Baden Württemberg in der Dorfwiesenhalle in Schlierbach statt. Der Jesinger Musikverein spielt eineinhalb Stunden, dann wird eine Vertreterin des Krebsverbands sprechen, ehe der Musikverein Schlierbach ebenfalls eineinhalb Stunden die Gäste unterhält. Am Ende spielen beide Vereine drei Stücke gemeinsam. Für Bewirtung ist gesorgt, der gesamte Erlös kommt ohne Abzug dem Krebsverband zugute.