Wir wissen nicht so recht, was uns erwartet. Unheimliche Gesichter aus Holz, die uns von den Bäumen aus beobachten – ist das überhaupt was für kleine Kinder oder eher für Geisterbahn-Liebhaber? Das wollen wir herausfinden und haben als Testpersonen die 5-jährige Julia sowie die 8-jährige Nina dabei.
Über Grötzingen erreichen wir den Aichtaler Teilort Neuenhaus und biegen direkt von der Hauptstraße rechts in den steil bergauf führenden Bonländer Weg ein, an dessen Ende wir das Auto abstellen. Der Wendebereich muss unbedingt freigelassen werden, es handelt sich um eine Sackgasse.
Mama, die sind ja so richtig lustig und süß!Julia, 5 Jahre, hatte Sorge, dass die Fratzen für sie zu gruselig sein könnten.
Der Fratzenweg beginnt am Ende des Bonländer Weges mit dem ersten grimmigen Baumgesicht, das uns entgegensieht. Ein halb eingewachsenes Metallschild weist auf den Künstler Adalbert Bachofer hin. Wir folgen dem steilen, kaum befestigten Waldweg in Verlängerung der Straße in den Wald. Tiefe Spuren von Reifen und Hufen in der rötlichen Erde lassen erahnen, dass der Weg bei nasser Witterung zur Rutschpartie wird, aber heute bleiben unsere Schuhe sauber. Kinderwagentauglich ist der Weg jedoch auch bei bester Witterung auf keinen Fall.
„Ich hab wieder eine!“, tönt es von vorn, und die Mädchen sind entzückt über die nächste Fratze. Wir müssen über jedes der Gesichter schmunzeln, egal ob es grimmig, ernst oder sogar lächelnd dreinblickt. Der Künstler Adalbert Bachofer hat es verstanden, seinen Figuren eine harmlose, liebenswürdige Ausstrahlung zu verleihen. Test bestanden, der Fratzenweg ist hervorragend für Kinder geeignet, doch auch Erwachsene haben Freude an der Kunst. Den Buchen, Eichen und Ahornen hat der chirurgische Eingriff in ihren Unterleib nicht geschadet, sie erfreuen sich bester Gesundheit.
Wir erreichen eine X-Kreuzung und halten uns geradeaus. 30 Meter weiter kommt eine Gabelung, da gehen wir links weiter. Das nächste Stück Weges ist sehr sonnig, wir packen die Sonnenhüte aus. Auch hier gibt es wieder viele Fratzen zu entdecken, und jede sieht anders aus. Manche sind etwas versteckter an den Seiten der Bäume, doch meistens verrät schon die ausgetretene Spur unserer Vorgänger den Standort des nächsten Gesichts.
Schon von weitem sehen wir die Kelter und erfahren auf einer Infotafel, dass hier bis 1980 Wein angebaut wurde. Heute dient das Gebäude dem Schwäbischen Albverein Bonlanden als Vereinsheim, der an einzelnen Tagen im Jahr eine Bewirtung anbietet.
Hier gehen wir links weiter. An der nächsten X-Kreuzung halten wir uns geradeaus und erreichen in einer weiten Rechtskurve den Uhlbergturm, der das Ende des Fratzenwegs darstellt. 120 Höhenmeter und gut zwei Kilometer Strecke waren es bis hierher.
Leider erreichen wir den Uhlbergturm außerhalb der Öffnungszeiten. Diese sind freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 12 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Zu denselben Zeiten ist der angegliederte Kiosk geöffnet, wo man Getränke, Backwaren und Grillwürste erwerben kann. Die Besteigung des Aussichtsturms ist kostenfrei, über eine Geldspende freut sich jedoch der Schwäbische Albverein. Doch auch von unterhalb des Turms hat man eine herrliche Weitsicht in Richtung Schwäbische Alb. Auf einer Infotafel sind markante Punkte wie Hohenneuffen, Jusi und Achalm markiert.
Als Rückweg könnten wir uns einen Rundweg suchen, doch die Kinder möchten denselben Weg zurückgehen und versuchen, von der anderen Seite kommend noch mehr Fratzen zu entdecken. Tatsächlich finden wir noch weitere Gesichter. Oder wir haben vergessen, dass wir sie vorhin doch schon gefunden hatten. Die Kinder haben auch in der Hitze des Tages nichts von ihrem Eifer eingebüßt und sind am Ende fast traurig, schon wieder am Auto zu sein. Wir haben uns viel Zeit gelassen und drei Stunden auf dem Fratzenweg zugebracht. In forscherem Tempo ließe er sich gut auch in der halben Zeit schaffen.
Wir möchten den Tag hier in der Gegend ausklingen lassen und haben uns auf Google-maps einen schönen Spielplatz ausgeguckt: Das Navi führt uns in die Talstraße, an deren Ende wir das Auto abstellen. An Grundschule und Kindergarten vorbei folgen wir der Straße, bis sie am Ende in einen Wiesenweg übergeht. Als wir schon denken, unseren Spielplatz gibt es gar nicht, taucht er links hinter den Bäumen auf. Auf drei Seiten ist er von Wald umrahmt, die vierte Seite lässt den Blick über eine weite Wiese auf das baumbestandene Ufer der Aich zu. Hier gefällt es uns, an der sechseckigen Sitzgarnitur verzehren wir den Rest unseres Vespers, dann schwärmen die Kinder aus zu den Spielgeräten. Viele sind es zwar nicht, aber die idyllische Naturlage ist der größte Pluspunkt dieses Spielplatzes.