Von der eigenen Terrasse direkt ins kühle Nass zu springen - für viele Hausbesitzer ist das eine paradiesische Vorstellung. Immer mehr Menschen erfüllen sich diesen Traum. Die Zahl der Pools in privaten Gärten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2011 gab es in Deutschland 499 500 in die Erde eingelassene Außenpools. Im letzten Jahr zählte der Bundesverband Schwimmbad und Wellness (bsw) schon 565 500. Dazu kommen 85 000 Aufstellbecken mit mehr als einem Meter Wassertiefe und 1,2 Millionen Becken mit weniger als einem Meter.
Auch zwei Firmen in Kirchheim und Notzingen, die der Teckbote exemplarisch befragt hat, profitieren von diesem Trend. „Die Nachfrage hat sich im letzten Jahr im Vergleich zu den Vorjahren gesteigert. Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr gab es noch einmal 30 bis 40 Prozent mehr Anfragen“, sagt Alexander Fahrion, Geschäftsführer des gleichnamigen Gartenbau-Unternehmens, das auch Poolbau anbietet. Ein Faktor sei sicher die Coronakrise. „Die Urlaube sind abgesagt, die Leute sind daheim.“ Das bestätigt Peter Hartmann von „Pool+ Home“. „Der eigene Pool im Garten bedeutet Urlaubsfeeling, ohne reisen zu müssen“, sagt er. Aber auch die wärmeren Sommer der letzten Jahre spielten eine Rolle. „Man kann das Badeerlebnis viel länger genießen.“
Zu seinen Kunden zählten nicht ausschließlich Top-Verdiener, sondern auch Menschen mit mittlerem Einkommen, sagt Alexander Fahrion. „Manchen ist ein schöner Garten mit Pool wichtiger als teure Autos.“ Es müsse auch nicht immer gleich das größte Becken sein, sagt Peter Hartmann. „In einem 3,50 Meter langen Mini-Pool kann man sich auch ein bisschen bewegen, wenn man eine Gegenstromanlage mit einbaut.“ Solche Mini-Pools ließen sich sogar in Reihenhausgärten realisieren. Wer allerdings in einem großen Becken mit moderner Filteranlage und automatischer Reinigung schwimmen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Das tun laut Peter Hartmann viele gern, denn: „Der Poolkunde möchte Erholung, Wellness, Ruhe, und nicht noch mehr Arbeitsbelastung.“
Wer sich angesichts der abgesagten Reise kurzfristig für einen Pool entscheiden möchte, sitzt unter Umständen länger auf dem Trockenen als ihm lieb ist. Bei der Firma Fahrion gibt es in dieser Badesaison keine Lücken in den Auftragsbüchern mehr. „So ein Projekt kann man ohnehin nicht von heute auf morgen umsetzen“, sagt Alexander Fahrion. Peter Hartmann macht ein wenig mehr Hoffnung. „Drei bis vier Monate Vorlaufzeit gibt es, aber man kann auch mal in eine Lücke reinrutschen“, sagt er. Früher habe die Poolsaison von April bis August gedauert, mittlerweile baue man fast das ganze Jahr.
Fritz Mielert können die langen Lieferzeiten egal sein. Einen Pool braucht er nicht. „Mir reicht es, alle paar Monate in einen Waldteich zu hüpfen“, sagt der Umweltreferent beim BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) Baden-Württemberg. Beheizte Außenpools lehnt er nicht nur aus privaten, sondern vor allem aus ökologischen Gründen ab. „Einen Pool muss man, anders als einen Badeteich, mit Chemikalien reinigen. Das ist keine ökologische Lösung“, sagt Mielert. Einen Naturgarten in ein Schwimmbad zu verwandeln, nehme Tieren und Pflanzen wichtigen Lebensraum weg - außerdem würden immer wieder Tiere in Pools ertrinken. Wasserverschwendung sei ein weiterer Aspekt. Bei der Beheizung des Pools plädiert Mielert dafür, auf die Kraft der Sonne zu setzen. Der Umweltschützer fordert Kunden auf, sich vor der Entscheidung für einen Pool kritisch zu fragen, ob der Wunsch nur aus der Coronakrise heraus entstanden ist, oder ob man auch langfristig ein Schwimmbad im Garten haben möchte. „Schließlich stehen wir kurz vor der Öffnung der Schwimmbäder“, sagt er.