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Freiflächenanlage für Photovoltaik in Nürtingen: Sonnenstrom für 1400 Haushalte

Energie Bio-Landwirt David Traub will auf der Oberensinger Höhe in Nürtingen eine Freiflächenanlage für Photo­voltaik mit 3,8 Megawatt Leistung installieren. Der Regionalverband muss noch zustimmen. Von Uwe Gottwald

Bio-Landwirt David Traub will auf der rot schraffierten Fläche nahe seinem Hof eine Freiflächenanlage für Photovoltaik installieren.  Foto: pr

Der Bio-Landwirt David Traub plant, gemeinsam mit zwei Partnern auf der Oberensinger Höhe in Nürtingen eine größere Photovoltaik-Anlage auf freier Fläche zu errichten. Weil zum Teil dafür Böden mit höherem landwirtschaftlichen Wert herangezogen werden müssen, brauchte es eine Einzelfallentscheidung, um von einem im letzten Juli gefassten Grundsatzbeschluss des Nürtinger Gemeinderats abzuweichen. Dazu

 

Das Projekt ist von großer Bedeutung, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Tamara Fischer, Klimaschutzbeauftragte der Stadt Nürtingen


stellte Traub einen Antrag, dem im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Gemeinderats einstimmig stattgegeben wurde. Auch der Bürgerausschuss Oberensingen hatte bereits grünes Licht signalisiert.

Für Nürtingen wurden kaum größere, zusammenhängende Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen vom Planungsamt identifiziert. Entweder stehen sie in Konkurrenz zur Landwirtschaft oder zur geplanten Siedlungsentwicklung des Regionalverbands, oder es gibt Einschränkungen aufgrund des Landschafts- und Naturschutzes. Allenfalls kleinere Flurstücke kämen infrage. Eine größere kommunale Fläche im Besitz der Stadt gebe es nur im Bereich des Tachenhäuser Hofs. Deshalb gelte das Augenmerk weiter darauf, Photovoltaik auf Gebäudedächern zum Einsatz zu bringen.

Das Planungsamt hat die Fakten dazu nicht zuletzt deshalb erhoben, weil Nürtingen wie auch andere Kommunen im Zuge einer Landesgesetzgebung aufgefordert ist, Potenziale für Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaik zu benennen. Windkraft zu nutzen, sei allenfalls bei Oberensingen nahe des Galgenbergs und auf der Gemarkungsgrenze zwischen Oberensingen und Wolfschlugen möglich. Doch auch an diesen Standorten sei derzeit ein wirtschaftlicher Betrieb fraglich, auch müssten weitere naturschutzrechtliche Belange noch eingehender geprüft werden. Dennoch will die Stadt diese beiden Standorte an das Regierungspräsidium melden.

Umso erfreuter ist Nürtingens Klimaschutzmanagerin Tamara Fischer über das Engagement von Traub und seinen beiden Partnern, dem Gärtnermeister Mario Bosch und dem Immobilienfachwirt und Maschinenbauingenieur Christian Weinmann. „Auf der Fläche von 3,6 Hektar kann so viel Photovoltaik entstehen, wie im vergangenen Jahr in ganz Nürtingen zugebaut wurde“, sagte sie. Deshalb sei das Projekt von großer Bedeutung, um die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen, betonte Fischer. Mit einer möglichen Leis­tungsfähigkeit von 3,6 Megawatt könnten jährlich rund 1400 Nürtinger Haushalte mit Strom versorgt werden. Bis auf ein kleines Teilstück ist nahe der Fläche eine Mittelspannungsleitung vorhanden, in die der Strom eingespeist werden könnte.

Doppelnutzung ist zu aufwendig

Insgesamt bewirtschaftet Traub 45 Hektar Ackerland und 35 Hektar Wiesen. Im Vergleich zu anderen Freiflächenanlagen handle es sich immer noch nicht um eine der größeren, so Traub. So wollen die Investoren mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit darauf verzichten, die Anlage im Sinne einer Doppelnutzung für Energiegewinnung und Landwirtschaft aufzurüsten. „Das macht in diesem Fall eine landwirtschaftliche Nutzung aufwendig“, so Traub. Für den wirtschaftlichen Betrieb brauche es auch die geplante Größe. Mit 1,2 Hektar ist jedoch ein Drittel des überplanten Bodens mit der Leistungsfähigkeit „hohe Bedeutung“ klassifiziert, darüber steht nur noch die Kategorie „höchste Bedeutung“. Deshalb braucht es für diesen unmittelbar an die anderen Böden angrenzenden Teil die Ausnahme vom Grundsatzbeschluss.

Traub nennt jedoch andere Vorteile einer bodennahen Anlage: „Flora und Fauna sind geschützter, es kommt zu weniger Verdunstung, es kann ein Lebensraum für seltene Pflanzenarten und Reptilien mit höherer Vielfalt entstehen. Außerdem wolle man mit den Flächen der Solarmodule Regenwasser sammeln und einen Teil zur Bewässerung angrenzender landwirtschaftlicher Flächen nutzen.

Weil die Fläche in einem Grünzug des Regionalplans des Verbands Region Stuttgart (VRS) liegt, der in einem solchen Gebiet Freiflächenanlagen bislang nur in Ausnahmen zulässt, braucht es noch die Zustimmung des Regionalverbands.