Zwischen Neckar und Alb
Frischer Antrieb für die Energieagentur

Klimaschutz Die Energieagentur Kreis Esslingen läuft bloß noch im Sparmodus. Die Grünen wollen im Kreistag einen Versuch starten, der Agentur wieder auf die Beine zu helfen. Von Greta Gramberg

Der Betrieb der Energieagentur Landkreis Esslingen dümpelt seit gut einem Jahr vor sich hin. Es fehlt an Geld und Personal, weshalb die Geschäftsstelle in Nürtingen aufgegeben wurde. Das kann so nicht weitergehen, findet die Kreistagsfraktion der Grünen und fordert die Verwaltungsspitze im Landratsamt auf, zu handeln. Ein entsprechender Antrag liegt schon im Postausgang.

Eine Energieagentur hilft Bürgern, Kommunen oder Unternehmen Energie einzusparen - das ist gut fürs Klima. Sie ermöglicht so aber auch, Betriebs- und Produktionskosten zu senken und verschafft Handwerkern Aufträge. „Eine erfolgreich arbeitende Energieagentur ist somit ein Standortfaktor“, argumentiert die Grünen-Kreistagsfraktion in ihrem Diskussionsbeitrag zur Energieagentur Landkreis Esslingen. Ein 60 Seiten starkes Heft, das mit einem Haushaltsantrag zur Neuausrichtung der gemeinnützigen Gesellschaft endet. Gestern haben es die Kreisräte Matthias Weigert und Jürgen Menzel, der die Energieagentur im Rems-Murr-Kreis leitet und das Papier federführend erarbeitet hat, im Umweltzentrum Plochingen vorgestellt.

Um das Blatt des wenig erfolgreichen Esslinger Beispiels zu wenden, muss nach Ansicht der Fraktion der Landkreis einspringen. Er ist bereits Gesellschafter, allerdings ohne finanzielle Beteiligung. Das Landratsamt, so der Antrag, soll in Verhandlung gehen mit den anderen Mitgliedern - sieben Kommunen sowie fünf Banken und Unternehmen - und den großen Kreisstädten, um über die Neuaufstellung der Energieagentur zu beraten. Die Grünen schlagen vor, im kommenden Kreishaushalt 80 000 Euro für die Agentur einzustellen und ebenso viel im darauffolgenden Jahr. Diese Summe soll allerdings nur unter bestimmten Bedingungen freigegeben werden. Etwa, wenn der Kreis ein starkes Mitspracherecht bekommt.

„Die effiziente Beschlussfassung ist ein wichtiges Element“, so Weigert. Statt vieler Entscheidungsbefugter schlägt die Fraktion eine Reduzierung der Gesellschafter vor, wobei der Landkreis, der den größten Batzen der Finanzierung zu tragen hätte (50 bis 100 Prozent der Gesellschafteranteile), entsprechend viel Einfluss bekäme. Kleine Kommunen und Unternehmen sollen in einem Beirat Gehör finden.

Für einen erfolgreichen Betrieb, rechnet Menzel, müssten 120 000 Euro von den Gesellschaftern und 40 000 Euro von weiteren Mitgliedern kommen. Zuletzt haben die Gesellschafter 34 000 Euro beigesteuert. Mit neuen Mitgliedern sinken die Beiträge. Es müsse eine eigene Geschäftsführer- und eine 50-Prozent-Stelle geschaffen werden. Der Personal-Pool kann der Entwicklung entsprechend auf vier Stellen gesteigert werden - so viele hat die erfolgreiche Agentur Rems-Murr.

300 bis 400 Beratungen pro Jahr könnten ein Investitionsvolumen von 3,5 Millionen Euro durch energetische Sanierungen generieren, rechnet Menzel hoch. So gut läuft es derzeit aber nicht. 100 Beratungen bei der Energieagentur Kreis Esslingen im Jahr 2015 stehen 700 im Rems-Murr-Kreis gegenüber.

„Wir müssen irgendwie aus dieser Situation rauskommen“, findet Weigert. Das sei nicht nur die Einschätzung der Grünen, sondern auch anderer Fraktionen. Der Zeitpunkt für den Vorstoß ist ideal, weil der Landkreis mit seinen Kommunen ein Klimaschutzkonzept auf die Beine stellen will, in dem die Energieagentur einzuordnen sein wird. Der Antrag wird voraussichtlich im Ausschuss für Umwelt und Technik am 23. November diskutiert. Weigert betont, dass die Ausführungen nur Vorschläge sind. „Es ist ein Versuch, den ersten Aufschlag zu machen und den Ball im Spiel zu halten.“