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FSJ und Co.: Eine Auszeit voller Möglichkeiten

Bildung Bei den Freiwilligendiensten FSJ, BFD und FÖJ sind kurzfristig noch Plätze frei. Die Stellen bieten einige Chancen wie die Fachhochschulreife. Von Barbara Gosson

Mitten in den Sommerferien ist für manchen Schulabgänger noch nicht ganz klar, wie es im Herbst weitergeht. Klappt es mit der gewünschten Ausbildung oder dem Studienplatz? Oder ist noch gar nicht entschieden, wo die Reise hingehen soll? Ein Freiwilligendienst könnte Klarheit und gleichzeitig zusätzliche wertvolle Qualifikationen schaffen.

Kevin Heinze, beim Kreisjugendring Esslingen (KJR) für die Freiwilligendienste zuständig, gibt Auskunft darüber, was die Freiwilligendienste ermöglichen und wie sie sich den aktuellen Bedürfnissen anpassen können. Der Kreisjugendring ist nicht nur ein großer Träger vieler Stellen, sondern auch Veranstalter der begleitenden Seminare. Alleine beim KJR sind von 170 Stellen erst 120 besetzt, bei anderen Trägern sieht es ähnlich aus. Es gibt also noch genügend Auswahl, auch für Kurzentschlossene.

Von denen gibt es immer mehr, ist Heinzes Erfahrung. Wussten vor einigen Jahren die meisten bereits Monate zuvor, dass sie einen Freiwilligendienst machen wollen, kommen nun immer mehr Anfragen erst wenige Wochen vor Beginn des Einsatzes. Die Dienststellen sind darauf eingestellt, nehmen auch im Oktober noch Leute, die vielleicht nur für neun Monate bleiben. „Standard sind immer noch zwölf Monate, aber die flexibleren Zeiträume werden vermehrt in Anspruch genommen.“

Laut Heinze entscheidet sich die Mehrheit gezielt für einen Freiwilligendienst, um Einblicke in ein konkretes Arbeitsfeld zu erhalten oder gezielt etwas Sinnvolles zu tun, bevor es dann mit Studium oder Ausbildung weitergeht. „Die Freiwilligendienste schaffen erste Erfahrungen im Arbeitsleben und helfen dabei, neue Berufsfelder kennenzulernen“, sagt er. Diese Erfahrungen und die Bereitschaft, sich für andere zu engagieren, schätzen viele Arbeitgeber. Aber auch ganz konkret kann man mit einem Freiwilligenjahr punkten.

Das FSJ wird vor allem in Ausbildungen und Studiengängen des Sozial- und Gesundheitswesens als bereits abgeleistetes Praktikum anerkannt. Es kann die Position auf der Warteliste für ein Studium verbessern (abhängig von der Dauer des FSJ und von der Hochschule) oder zu Bonuspunkten verhelfen. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, im Rahmen eines Freiwilligendienstes die Fachhochschulreife zu erwerben.

Wer bereits einen Studienplatz hat oder während des Freiwilligendienstes eine Zusage bekommt, behält diesen Platz und kann das Studium garantiert aufnehmen. In jedem Fall verbessert es die Chancen in Bewerbungsverfahren deutlich.

Ein Dienstjahr kann dazu beitragen, einen Berufswunsch zu verfestigen oder zu verwerfen. Die Vielfalt der Stellen ermög­licht es jedem, seinen Neigungen und Interessen zu folgen. Vom Umweltschutz über soziale und kulturelle Einrichtungen bis zur Denkmalpflege reicht die Spannweite. Auch in den Seminaren dreht sich viel um die Frage, wo jemand gerade steht und wo sich die Person später sieht. Das ist gerade für jene, die in den Corona-Jahren auf vieles verzichten mussten, was sonst selbstverständlich war, eine wichtige Frage. Heinze hat beobachtet, dass viele dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen für sich Zeit brauchen, um einiges nachzuholen, sich zu orientieren und zu entscheiden.

Unterschiedliche Motivation

Andere aus dieser Generation wollen keine weitere Zeit verlieren und gleich in ihre Berufslaufbahn einsteigen. „Es gibt sehr viele unterschiedliche Gründe und Motivationen“, weiß Heinze. Die einen möchten sich einbringen und etwas gestalten, die anderen möchten gerne die Fachhochschulreife, ohne noch einmal in Vollzeit die Schulbank zu drücken. „Ein Freiwilligendienst ist eine gute Möglichkeit für junge Leute, versorgt zu sein und pädagogisch begleitet erste berufsqualifizierende Erfahrungen zu sammeln“, fasst Heinze zusammen. Er und seine Kolleginnen und Kollegen helfen auch gerne persönlich weiter bei der Suche nach der perfekten Stelle.

 

Die Freiwilligendienste

Was: Es gibt den Bundesfreiwilligendienst (BFD), das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und den Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD). FSJ und FÖJ können im Ausland absolviert werden.
Wer: Der BFD steht allen Altersgruppen offen, die anderen Dienste sind für Menschen bis 27 Jahre.
Wie lang: Die Dienstzeit beträgt zwischen sechs und 18 Monaten, die Regel sind zwölf. In zwölf Monaten gibt es 25 Seminartage zu unterschiedlichen Themen. In Verbindung mit einer schulischen Maßnahme wie dem Haupt- oder Realschulabschluss kann der Dienst sogar 24 Monate dauern.
Wie viel: Freiwillige bekommen ein Taschengeld von maximal 423 Euro. Genaueres wird mit der Dienststelle vereinbart. Das Geld ist steuerfrei. Das Kindergeld wird während des FSJ bis zum 25. Lebensjahr weiterbezahlt. Eltern müssen dies bei der Kindergeldkasse beantragen. ALG-II-Familien sollten bedenken, dass dieses Taschengeld der Bedarfsgemeinschaft zugerechnet wird.
Wo: Unter www.kjr-esslingen.de/freiwilligendienste sind Stellen im Landkreis Esslingen zu finden, viele davon auch im pädagogischen Bereich. Auf @freiwilligendienste_kjr gibt es auf Instagram Einblicke in die Tätigkeitsfelder. Die Mitarbeitenden des KJR beantworten unter freiwilligendienste@kjr-esslingen.de oder unter 0 70 24/46 60 38 Fragen rund um Freiwilligendienste. Weitere Möglichkeiten, eine Stelle zu finden und sich zu informieren, gibt es im Netz unter www.fsj-baden-wuerttemberg.de und unter www.freiwillig-ja.de. nz