Brigitte Kuder-Bross führt seit 25 Jahren die Galerie „Die Treppe“ in Reudern
Galeristin öffnet internationale Horizonte

Nürtingen. Einen Traum hat sich Brigitte Kuder-Bross vor 25 Jahren im Haus ihrer Großmutter im Nürtinger Stadtteil Reudern erfüllt. Sie gründete in dem umgebauten Bauernhaus mit einem kleinen Hinterhof eine Galerie für zeitgenössische

Kunst, „um Menschen Horizonte zu eröffnen und um Künstler zusammenzubringen“. Jetzt feierte die Galeristin das 25-jährige Bestehen ihres Hauses, das nicht nur jungen und älteren Künstlern der Region ein Forum bietet.

In den hellen Räumen ihrer dreistöckigen Galerie, deren Markenzeichen das Treppenhaus ist, zeigt Kuder-Bross ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst. Dort trifft sie sich auch mit den Künstlern aus der Region, denen sie viel Zeit widmet. „Manche tun sich schwer, sich auf dem hart umkämpften Markt zu behaupten“, sagt die erfahrene Galeristin. Da wolle sie Hilfe leisten und Wege ebnen. Die Reutlinger Künstlerin Ulrike Heinzelmann hat sie ebenso im Programm wie den Degginger Maler und Handwerker Martin Ramsauer. „Mir gefällt es, den Kunden der Galerie ein möglichst breites Spektrum zu bieten“, sagt die Galeristin, die mit ihren Künstlern zum Teil schon seit Jahren enge Kontakte pflegt.

Wichtig war es ihr stets, auch die Nachbarn in Reudern einzubinden. Manche hätten schon erst mal komisch geschaut, wenn Künstler in alten Jeans und mit in die Jahre gekommenen Autos in die Galerie kamen. Ihre Galerie sei eben nicht in einer Großstadt. „Aber da wollte ich Brücken bauen“, sagt Kuder-Bross. Das sei ihr auch gelungen. Deshalb freut sie sich besonders, wenn ihre Nachbarn zu den Vernissagen kommen.

„Wenn sich jemand ein Bild ins Wohnzimmer hängt und dafür viel Geld ausgibt, ist das einfach Vertrauenssache“, sagt die Galeristin. Oft besucht sie die Kunstfreunde auch zu Hause, „damit wir sehen, was an die Wand und in den Raum passen könnte“. Dieser Prozess braucht aus ihrer Sicht sehr viel Zeit, „und die bringe ich mit“. Dabei ist Brigitte Kuder-Bross auch glücklich, wenn sie es mit wenig kunsterfahrenen Galeriebesuchern zu tun hat. „Ich möchte ihren Blick für die Kunst schärfen“, sagt sie und lacht. Überzeugungskraft hat die eloquente Schwäbin. Aber sie kann auch zuhören, „denn wir wollen ja herausfinden, welcher Stil am besten zu den Menschen passt“. Bis sie sich in der Kunstszene durchgesetzt habe, sei etliche Zeit vergangen. „Die ersten Jahre waren nicht leicht“, blickt sie zurück. Inzwischen hat sich ihre Galerie unter Kennern etabliert.

Die Kunstfreundin, die über die Jahre Kontakte in ganz Europa geknüpft hat, kuratiert auch Ausstellungen weltbekannter Künstler wie Joan Miró, Pablo Picasso oder Salvador Dalí, ebenso wie die Arbeiten von Friedensreich Hundertwasser oder HAP Grieshaber. Diese Kunstschauen im besonderen Ambiente der Nürtinger Kreuzkirche, die jedes Jahr im Januar und Februar Tausende Besucher nach Nürtingen locken, liegen der Galeristin besonders am Herzen. Längst sind diese Schauen ein wichtiger Baustein des Stadtmarketings.

2014 hat sie eine viel beachtete Ausstellung mit Werken des Schauspielers und Malers Armin Müller-Stahl zusammengetragen. „Die meisten Menschen kennen ihn nur aus seinen Filmen“, sagt Kuder-Bross. Sie fand es „faszinierend, den Besuchern die andere Seite des großen Künstlers zu zeigen“.

„Ich freue mich immer besonders, wenn Schulklassen oder Vereine kommen“, sagt Kuder-Bross. Ein Team von Kunsthistorikerinnen, mit dem sie seit Jahren arbeitet, führt auch wenig kunsterfahrene Besucher behutsam an die Werke heran. Die Kuratorin lässt es sich nicht nehmen, selbst die Aufsicht bei den Ausstellungen zu übernehmen, wann immer es ihr Terminkalender zulässt. Dabei kommt sie mit den Besuchern ins Gespräch. Die Nürtinger sind aus ihrer Sicht ein sehr offenes, kunstinteressiertes Publikum. Und gerade der naive, neugierige Blick der Schüler fasziniert die Kunstfreundin, die sich ihre Expertise in der Praxis und durch jahrelange Kontakte angeeignet hat.

Neben dem Interesse an der Bildenden Kunst ist es der Galeristin ein Anliegen, soziale Projekte zu unterstützen. Seit Langem spendet sie einen Teil ihrer Einnahmen von Veranstaltungen oder Ausstellungen unter anderem an eine Krebsnachsorgeklinik im Tannheimer Tal. Dort haben Kinder die Möglichkeit, sich mit ihren Familien von der schweren Krankheit zu erholen. „Das liegt mir am Herzen“, sagt Kuder-Bross, die seit Jahrzehnten gute Kontakte zu Politikern hat. Mit dem verstorbenen Politiker und Fußball-Funktionär Gerhard Mayer-Vorfelder verband sie Freundschaft. Viele Bundesligaspieler haben die rührige Kunstfreundin unterstützt.

2011 wurde Brigitte Kuder-Bross von Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. „Darüber habe ich mich riesig gefreut.“ Sie wolle mit ihrem sozialen Engagement auch für andere ein Vorbild sein.