Bereits vor dem Start des 21. Kirschblütentags in Weilheim ist auf dem Marktplatz jede Menge los. Mit der Zeit trudeln immer mehr Menschen ein, die zu einer Radtour verabredet sind, das Panorama bei einer Wanderung auf die Limburg genießen wollen oder einfach eine gute Zeit mit Freunden haben möchten. Sogar Pferdekutschfahrten werden jede halbe Stunde angeboten – ein beliebtes Angebot bei Kindern, aber auch Senioren.
Viele haben sich mit Freunden verabredet und tauschen sich aus. Mit Sonnenbrille, Fahrradhelm und Sportschuhen ausgestattet kann es los gehen. Schon kurz nach dem Grußwort des Bürgermeisters Johannes Züfle, der später selbst eine Wanderung auf die Limburg unternimmt, brechen 30 Radbegeisterte zur ersten Tour auf.
„Hier ist der Dreh- und Angelpunkt unseres traditionellen Events,“ sagt Katrin Klär von der Stadt Weilheim, die den Kirschblütentag koordiniert. „Wir haben das Glück, dass viele ehrenamtliche Guides und Helfer dabei sind.“ Die Stadt ist für die Organisation zuständig, während die Angebote und Touren Leute aus Vereinen und der Gastronomie liefern. Alle zusammen sorgen für ein abwechslungsreiches und vielfältiges Programm.





















Einen besonderen Programmpunkt stellt die japanisch-literarische Blütenwanderung von Botaniker Dr. Peter Leusing dar. Während er das Schild mit dem Treffpunkt der Tour hochhält, plaudert er mit einigen Teilnehmenden. Mit seinem khakifarbenen Sonnenhut ist er in der Menge direkt zu erkennen. Die zweistündige Wanderung, die vorbei an den Wermeltswiesen bis zum Waldrand des Gründener Tals führt, enthält verschiedene Stationen, die gespickt mit Elementen der japanischen Lyrik sind. „In Deutschland kennt man die großen Dichter und Denker, in Japan schreibt jeder Gedichte,“ sagt er und fügt hinzu: „Begriffe aus der Natur spiegeln in Gedichten bei den Japanern ein ganzes Stimmungsbild wider.”
Die Brücke zum Kirschblütentag schlägt „Hanami“, die japanische Tradition, unter deren Namen auch die Blütenwanderung von Peter Leusing steht. Hanami heißt „Blüten betrachten“ – in jedem Frühjahr wird in Japan die Schönheit der blühenden Kirschbäume gefeiert.
Während die Wanderer interessiert den Erzählungen des Botanikers lauschen, tollen zwei Geschwister um die Gruppe herum. Ein Familienpapa gibt einem kleinen Mädchen mit blauem Kleid eine Handvoll rosa Blütenblätter, womit er seiner Tochter ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Auch Claudia Pregizer aus Ohmden nimmt an der Wanderung teil. Die gebürtige Weilheimerin berichtet: „Mit meiner japanischen Freundin habe ich auch schon über die Gedichte aus ihrer Heimat gesprochen. Heute knipse ich Bilder und sende sie ihr zu.“

Gegen Mittag legt der Wanderführer einen Zwischenstopp bei der Baumschule Entenmann ein. Viele Wanderungen und Fahrradfahrten enden hier, daher stärken sich die Leute mit Roter Wurst und kühlen Getränken. Die Aspach Buam sorgen mit Blasmusik für gute Stimmung. Zwischen Rosen, Gartensträucher und blühenden Streuobstbäumen lässt es sich aushalten: Hier sind zahlreiche Bierbänke aufgebaut. Wer einen Platz finden möchte, muss jedoch früh dran sein oder ein bisschen mit den anderen zusammenrücken. Heidi Tausch aus Weilheim schwärmt: „Mit meinen Freunden komme ich jedes Jahr her, weil hier die Stimmung so gut ist und die Leute alle freundlich sind.“
3 Fragen an Reinhold Wolf
1. Wie hat sich die Kirschblütensaison um Weilheim in den letzten Jahren entwickelt und wie fällt die diesjährige Ernte aus?
Die Kirschbäume blühen aufgrund der milden Temperaturen immer früher. Allerdings ist es im Moment schwer vorherzusagen, wie die Kirschernte ausfallen wird. Da wir nicht wissen, ob es nochmal zu Frost kommen könnte. Sollte dies der Fall sein, könnten viele Blüten erfrieren.
2. Die Streuobstwiesen sind in Gefahr. Wie steht es um die Kirschbäume?
Durch zu geringe Pflege sterben ältere Bäume ab und können nicht mehr nachgepflanzt werden. In unserem Verein haben wir jedoch auch jüngere Mitglieder, die sich für den Baumbestand einsetzen.
3. Ist die Schädlingsbekämpfung unverzichtbar?
Ja, denn nahezu alle Kirschen wären sonst Opfer der Kirschfruchtfliege. Wir pflegen unseren Kirschmuttergarten wie es schon unsere Vorfahren gemacht haben – durch regelmäßiges Schneiden und den notwendigsten Pflanzenschutz. as
Wolf ist Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Hepsisau