Weilheimer Bierfreundinnen und -freunde dürfen sich freuen: „Singhbräu kommt heim!“ steht auf der Crowdfunding-Plattform Go Next derzeit zu lesen: Der Weilheimer Daniel Singh, der sein Craftbeer bislang in Sulzbach an der Murr gebraut hat, kündigt damit an, dass die Kessel quasi mit ihrem Brauer zusammen, denn der lässt seine Wohnung gleich über die neue Brauerei bauen und legt selbst mit Hand an.
Als Heimat für sein neues Sudhaus hätte sich der Diplom-Braumeister wahrscheinlich eine einfachere Location suchen können, aber kaum eine stilvollere. Die alte Scheune an der Oberen Grabenstraße in Weilheim stammt aus dem Jahr 1900 und hatte ursprünglich Schweine und Kühe beherbergt.
Entsprechend aufwendig ist es nun, die alten Gemäuer an aktuelle Bauvorschriften anzupassen, zumal in dem Gebäude künftig auch Gäste bewirtet werden und damit noch mehr Vorschriften erfüllt sein müssen.
Da wären zum Beispiel die Waschräume: Jeder Zentimeter musste ausgenutzt werden, um Platz für eine barrierefreie Toilette zu schaffen. Ein Stück wurde das Haus nach hinten dafür sogar erweitert. Im vorderen Bereich rechts vom Eingang wird das Herzstück der neuen Brauerei gut sichtbar für alle stehen; die Brauanlage mit ihrer Kapazität von 1000 Litern pro Brauvorgang. Damit will er künftig 2300 Hektoliter pro Jahr brauen, aktuell sind es 600. Gegenüber links vom Eingang werden dann die bis zu 35 Gäste im Schankraum den Braukessel und die Stahltanks bewundern können. Noch braucht man einiges an Vorstellungskraft, denn die Bauarbeiten laufen nach wie vor auf Hochtouren.
Daniel Singh ist vom Standort überzeugt: „Wir haben uns bewusst für einen Standort in der Stadt entschieden um die Brauerei wieder in den Ortskern zu bringen. Gleichzeitig lieben wir die Ästhetik von diesem Gebäude. Der Sandsteinsockel und das große Scheunentor gibt optisch auch was her. Das größte Highlight ist aber der alte Gewölbekeller.“ Der Gewölbekeller verströmt tatsächlich das Flair vergangener Zeiten und ist dabei überaus funktional: Für die Reifung ist er mit seiner dauerhaften Kühlung optimal. „Wir überlegen, hier Bier in Holzfässern zu lagern“, denkt er an neue Sorten, die man dann auch stilecht naturtrüb „zwickeln“, also ungefiltert probieren kann. Mit dem ehemaligen Heuboden und den zwei neu eingezogenen Ebenen hat die Brauerei insgesamt 240 Quadratmeter Lagerfläche, die Produktion findet ebenerdig auf 80 Quadratmetern statt.
Energiesparend brauen
Vor dem Haus wird es einen Biergarten geben, je nach Genehmigung für 30 oder mehr Gäste. Im rechten Gebäudeteil baut der Brauer seine Wohnung, von der er einen direkten Blick auf die Produktionsebene haben wird. Mit einer 27-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage auf dem Dach für die Betriebstechnik und der Rückgewinnung von 600 Litern Heißwasser pro Sud und der Nutzung von Abwärme aus den Kälteaggregaten will Daniel Singh auch auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz setzen – sowohl für die Brauerei als auch für die Wohnung.
Das ganze Projekt bedeutet eine Investition im hohen sechsstelligen Bereich. Doch der Brauer aus Weilheim ist mittlerweile bekannt. „Wir haben ein gewisses Standing, auch in Stuttgart kennen die unser Bier“, sagt er. Seit 2018 ist der gelernte Bierbrauer selbständig und hat sich in dieser Zeit einen Namen gemacht. Mit seinem ehemaligen Praktikanten Danilo hat er einen weiteren Mitstreiter, seine Mutter Judith ist ebenfalls im Familienbetreib an Bord und hält ihm organisatorisch den Rücken frei. Das kann er derzeit besonders gut gebrauchen, denn bis zur geplanten Eröffnung im September ist noch einiges zu tun. Für die Fans der Singh-Brauerei gilt derweil: Die Vorfreude auf den ersten Sud aus Weilheim ist die schönste Freude.
Info Noch bis Sonntag, 2. Juli, kann man auf www.startnext.com/singhbraeu die Brauerei mit einer Mini-Investition unterstützen: Das Ziel sind 5000 Euro für die Bestuhlung im Schankraum.