Noch ist es eine große, bunte Blumenwiese, das zukünftige Gewerbegebiet Trieb am Ortsende von Grafenberg. Dort, am Kreisverkehr in Richtung Nürtingen, schafft die Gemeinde auf gut zwei Hektar Platz für Unternehmen.
Ursprünglich war das Areal als Erweiterungsfläche für einheimische Firmen gedacht – bislang sind es allerdings auswärtige Investoren, die sich im „Trieb“ niederlassen. Ein weiteres Ziel früherer Planungen decken die Grafenberger indes voll ab: Die Flächen, ehemals Streuobstwiesen, wurden einst auch zurückgehalten, um die Lebensmittelversorgung des rund 2500 Einwohner zählenden Ortes sicherzustellen. Dafür sorgt in Zukunft definitiv eine Filiale des Discounters Aldi. Die entsprechenden Notarverträge sind jetzt unterzeichnet worden, erklärt Grafenbergs Bürgermeister Volker Brodbeck.
Einst umstritten
Auch haben die Markt-Verantwortlichen bereits einen Bebauungsplan beim Reutlinger Landratsamt eingereicht. Über die neue Einkaufsmöglichkeit in der Nähe dürften sich nun wohl auch die Grafenberger freuen, die wegen des Discounters vor wenigen Jahren noch Nachteile für die Läden in der Ortsmitte fürchteten. Bekanntlich war das ganze Projekt vor den Toren des Ortes umstritten. Eine Initiative hatte dagegen sogar Unterschriften gesammelt, um die Nahversorgung im Ortskern zu schützen.
Doch das ist Schnee von gestern in diesen schnelllebigen Zeiten. Der kleine Lebensmittelladen „Ums Eck“ existiert seit Jahren nicht mehr – und vor kurzem hat auch die Familie Gneiting überraschend die Schließung ihrer Metzgerei noch im Mai angekündigt.
Den Grafenbergern bleiben immerhin Bäcker und der moderne Selbstbedienungsladen „Tante M“. „Doch ein zusätzlicher größerer Markt in der Nähe war ein Wunsch aus der Bürgerschaft“, sagt Bürgermeister Brodbeck.
Der soll jetzt kommen – nach Angaben von Aldi sei der Baubeginn für Anfang 2024 geplant. Schon früher, nämlich gleich nach der Sommerpause, wird sich etwas anderes tun im Gebiet Trieb: Im Herbst will die Gemeinde die Erschließungsstraße dort bauen, erklärt der Rathauschef. Die entsprechenden Arbeiten wird der Grafenberger Gemeinderat in der Juli-Sitzung vergeben. Die Erschließung dauert zunächst etwa drei Monate. Sobald das Gelände bereit ist, können auch die Investoren loslegen. An Bord als Bauherr bleibt laut Volker Brobeck auch die Reutlinger Firma Öl-Ankele. Sie will im „Trieb“ eine Tankstelle betreiben.
Dagegen müssen die Grafenberger auf die Dienstleistungen des bereits avisierten Getränkehändlers verzichten. Das Riedericher Unternehmen wollte ursprünglich im Gewerbegebiet eine Halle hochziehen, außerdem mit einem Essens-Wagen präsent sein.
Nun verzichte die Firma jedoch wegen der extrem steigenden Baupreise auf Investitionen im Grafenberger Gewerbegebiet, lässt der Bürgermeister durchblicken. „Für uns ist das aber kein Beinbruch. So können wir die Flächen für ortsansässige Unternehmen oder für anderweitige Interessenten frei halten“, urteilt Volker Brodbeck.
Für die Flächenumwandlung im „Trieb“ hat die Gemeinde Grafenberg bereits umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen leisten müssen. Unter anderem sind zahlreiche neue Obstbäume auf der Gemarkung gepflanzt worden, auch Nistkästen mussten aufgestellt werden.