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Gebrauchte sind knapp: Viele Höfe der Händler sind leer

Mangel Die klassischen Gebrauchtwagenhändler haben harte Zeiten hinter sich und müssen weiterhin kämpfen. Ihre Höfe haben sich geleert, der Nachschub lässt auf sich warten. Von Thomas Krytzner

Der Gebrauchtwagenmarkt spielt verrückt, die Höfe der Händler und Autohäuser haben sich geleert. – Eine Situation, die es so noch nie gab. Die Gebrauchtwagenhändler gehen unterschiedlich damit um. In und um Kirchheim gibt es eine 
 
 

Viele verzichten sogar auf die Garantie.
Gebrauchtwagenhändler Kiss über Schnäppchenjäger

ganze Reihe davon. Einer von ihnen ist Josef Kiss, der an der Zementstraße seit zehn Jahren mit Autos handelt. Auf dem Platz vor seinem Gebäude und der kleinen Werkstatt stehen nur wenige Gebrauchte. „Corona und Auktionsplattformen erschweren den Handel“, seufzt Josef Kiss beim Blick auf den leeren Platz.

Er betreibt seinen Gebrauchtwagenhandel seit 28 Jahren und hat eine derart schlechte Situation noch nie erlebt. Er präzisiert: „Während der Pandemie standen die Bänder bei allen Automobilherstellern still. Die Produktionsverzögerungen sorgen nach wie vor für lange Auslieferzeiten.“ Dazu komme, dass die Kunden aufgrund der wirtschaftlichen Lage sehr zurückhaltend seien. „Wenn heute jemand einen Gebrauchtwagen kauft, dann eher aus der Not als aus Lust.“

Josef Kiss hadert mit den Auktionsplattformen im Internet: „Seit sich diese verbreitet haben, rufen kaum noch Autohäuser an und bieten Gebrauchte an. Sie versteigern sie lieber online.“ Resigniert stellt er fest: „Die Auktionen drängen uns aus dem Markt.“ Das Credo von Josef Kiss: „Anständige Leute anständig bedienen.“ Schnäppchenjäger wollen um jeden Preis günstig einkaufen. „Viele verzichten sogar auf die Garantie.“ Von Elektrofahrzeugen lässt Josef Kiss die Hände. „Bei den Fahrzeugen mit Strom geht die Entwicklung viel zu schnell, da hat man ganz schnell veraltete Ware am Lager.“ Zudem gestalte sich der Wiederverkauf durch bestehende Mietverträge für Akkus sehr schwierig.

Für Murat Coskun war das erste halbe Jahr der Coronapandemie eine Katastrophe. „Die Menschen gingen nicht mehr aus dem Haus und wir überlegten wegen der fehlenden Kunden sogar, unseren Gebrauchtwagenhandel zu schließen.“ Trotz der schwierigen Zeit blieb Murat Coskun, der seit vier Jahren in der Nähe der A8 mit Fahrzeugen handelt, optimistisch: „Wir haben beschlossen, durchzuhalten. Ich hatte immer die Hoffnung, dass es wieder besser wird.“

Sein Durchhaltewille hat sich gelohnt, wie Murat Coskun betont: „Seit diesem Jahr geht es wieder bergauf.“ Aber auch er stellt eine deutliche Verknappung auf dem Gebrauchtwagenmarkt fest. „Die Preise im Ankauf sind deutlich gestiegen, Beziehungen sind wichtig.“ Er setzt beim Handel einerseits auf Tradition, andererseits hat er immer wieder Exoten im Angebot. „Die Stretch-Limousine oder ein Hummer fielen auf, und beide sind verkauft.“ Die kleinmotorigen Fahrzeuge gehen meist an Fahranfänger, beobachtet Murat Coskun. Die Online-Angebote sieht er nicht als Konkurrenz. „Für mich zählen Technik und Preis. Außerdem bieten wir auch einen Überführungsservice an.“

 

Tipps für den sicheren Gebrauchtwagenkauf

Die Gebrauchtwagenhändler sind sich einig: Das Auto ist heute weniger als früher ein Statussymbol, es wird immer mehr zum Gebrauchsgegenstand.
Das Risiko beim Kauf eines Gebrauchten will jeder klein halten. Dazu rät Josef Kiss: „Wer einen Gebrauchtwagen erstehen will, sollte sich von den Verkäufern zuerst ein Bild machen. Meistens halten die, die viel versprechen am wenigsten ein.“
Wer sich online umschaut, soll laut Josef Kiss die Bewertungsplattformen mit der gebotenen Vorsicht nutzen. Murat Coskun empfiehlt: „Kunden sollten beim Kauf auf die Gewährleistung und Garantie bestehen.“ In einigen Fällen, beispielsweise bei hochpreisigen Fahrzeugen, lohne sich eine Garantieverlängerung.
Eine Probefahrt empfehlen beide: „Das hilft beim Kaufentscheid, man will sich im neuen Gebrauchten ja wohl fühlen.“ kry