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„Gegenstimmen sind völlig in Ordnung“

Bürgermeister Bei der Wahl in Notzingen hat Kämmerer Sven Kebache 95 Stimmen bekommen – ohne zu kandidieren. Der Rathauschef nimmt es locker. Von Katja Eisenhardt

Er war der einzige Kandidat. Insofern war es wenig überraschend, dass Notzingens Bürgermeister Sven Haumacher am Sonntag in seinem Amt bestätigt worden ist - wenngleich nur mit 84,7 Prozent. Aufhorchen lassen hat allerdings die Tatsache, dass der Notzinger Kämmerer Sven Kebache bei der Wahl 8,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte - und zwar ganz ohne kandidiert zu haben. Auf dem Rathaus nimmt man es locker.

„Ich finde es gut, wenn einer, der auf dem Rathaus arbeitet und Sven heißt, Stimmen bekommt“, flachst der eine Sven - der eben wiedergewählte Notzinger Bürgermeister Sven Haumacher. „Für mich ist es völlig in Ordnung, dass ich Gegenstimmen bekomme - und damit habe ich auch gerechnet“, zeigt er sich selbstbewusst. Er wisse, dass es Leute im Ort gebe, die ihn oder seine politische Einstellung nicht mögen. „Es können einen nicht alle gut finden“, sagt der Rathauschef. „Ich stehe zu meinen Ansichten zu den unterschiedlichen politischen Themen und bin so auch mit mir im Reinen. Ich verbiege mich nicht.“

Kontroversen gebe es beispielsweise bei aktuellen Themen wie der Frage nach der finanziellen Bezuschussung des CAP-Markts, die er persönlich bekanntermaßen ablehne, allein schon aus rechtlichen Gründen. „Dann fanden es natürlich auch nicht alle toll, dass in der Ortsmitte eine Flüchtlingsunterkunft gebaut wurde. Das sind Themenbeispiele, bei denen es unterschiedliche Haltungen gibt, das ist normal.“ Und so was spiegle sich dann eben auch in einem Wahlergebnis. Dieses zeige aber auch, dass der Hauptteil der Wähler offenbar zufrieden mit ihm und seiner Arbeit sei. „Mein Ziel war es, hier weitermachen zu können, das habe ich erreicht“, so Haumacher. Die Wahlbeteiligung von 40 Prozent sei okay dafür, dass er der einzige Kandidat gewesen sei. „Da fehlt es natürlich auch etwas Spannung. Ich hatte eher mit weniger Beteiligung gerechnet.“

Der andere Sven auf dem Rathaus, Kämmerer Sven Kebache, sieht die Tatsache, dass ihn ganz ohne Kandidatur 8,3 Prozent gewählt haben, ebenfalls locker. „Klar war ich überrascht, und mir war das ehrlich gesagt auch etwas unangenehm, dass 95 Leute meinen Namen auf den Wahlzettel geschrieben haben“, sagt er. Dass sie ihn als geeigneten Kandidaten für das Amt sehen, ehre ihn: „Es ist ja eine gewisse Bestätigung, dass ich meinen Job gut mache. Ich freue mich also und nehme das zur Kenntnis. Mehr aber auch nicht.“

Denn: „Hätte ich Bürgermeister werden wollen, hätte ich das bereits vor vielen Wochen entschieden und mich regulär beworben.“ Das sei für ihn aber zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt kein Thema. „Ich bin Kämmerer der Gemeinde und fühle mich in dieser Rolle sehr wohl“, betont Kebache. Er mutmaßt, dass unter den 95 Wählern auch einige waren, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, Sven Haumacher aber nicht wählen wollten. „Das ist Demokratie, damit muss man leben und das tun wir alle auch.“ Aktiv für das Ergebnis getan habe er nichts: „Ich habe hintenrum keinen Wahlkampf betrieben“, betont Sven Kebache. Auf dem Rathaus hänge der Haussegen deswegen jedenfalls nicht schief, wie die beiden Svens bestätigen. „Wir machen alle pflichtbewusst unsere Arbeit, und es wird immer so sein, dass man es bei manchen Themen nie allen recht machen kann“, so der Kämmerer. Dazu komme immer auch eine persönliche Komponente. „Entweder man kommt mit jemandem klar oder nicht.“

Ein Blick auf das Wahlergebnis zeigt, dass auch einige andere nicht zur Wahl stehende Personen einzelne Stimmen bekommen haben. Darunter waren diverse Gemeinderäte, mit 19 Stimmen vorne dran etwa Gemeinderätin Vera Morlok-Gommel. Auch Hauptamtsleiterin Meike Naun, die vier Wähler auf ihren Wahlzettel geschrieben haben, taucht auf der Liste auf. Insgesamt haben von 2 999 Wahlberechtigten 1 212 Personen gewählt, gültige Stimmen gaben 1 149 Notzinger ab. 973 davon entschieden sich für den einzigen regulären Kandidaten Sven Haumacher.