Wer sinnvollen Projekten ein Ende setzt, dem bläst der Wind meist schärfer ins Gesicht als dem, der sie erst gar nicht in Angriff nimmt. So viel Erfahrung im Umgang mit Bürgerreflexen hätte man der Kirchheimer Stadtverwaltung beim netten Toilettengang durchaus zutrauen dürfen. Den Rotstift an einer Stelle anzusetzen, wo Einsatz und Gewinn in keinem vernünftigen Verhältnis stehen, ist in aller Regel unklug. Auch oder gerade dann, wenn der Akt als politisches Signal in finanziellen Notzeiten verstanden werden soll.
In den Rathäusern macht sich Nervosität breit. Keiner weiß genau, was die politische Großwetterlage für die Kommunen an Lasten noch bereit hält oder wie lange der Konjunkturmotor noch nach Belieben schnurrt. Da wird vorsorglich schon mal jedes Steinchen umgedreht, jeder Haushaltsposten mit Sorgfalt abgetastet. Das Wünschenswerte vom Notwendigen trennen, heißt das in geschliffenem Amtsdeutsch. Dass die Stadt aus freien Stücken den sprichwörtlichen Griff ins Klo riskiert, ist wenig plausibel. Viel wahrscheinlicher ist: Die Verantwortlichen haben die Resonanz auf ihre Entscheidung vor Wochen gehörig unterschätzt. Dafür spricht das neue Signal aus dem Rathaus, wonach das letzte Wort bei diesem Thema offenbar noch nicht gesprochen ist.
Städte wie Nürtingen oder Esslingen, die ihren Besuchern auch weiterhin Anlaufstellen in der Not bieten, werden für diese Erfahrung dankbar sein. Fehler, die andere schon gemacht haben, bleiben einem selbst meist erspart.BERND KÖBLE