Lenningen. Die Lenninger Verwaltung und der Gemeinderat möchten die Eigenwassernutzung ausbauen. Deshalb haben die Räte jüngst beschlossen, das Pumpwerk in Gutenberg zu modernisieren. Kostenpunkt: voraussichtlich 360000 Euro zuzüglich Nebenkosten in Höhe von 90000 Euro.
Neben der Fernwasserversorgung über die Landeswasserversorgung (LW) verfügt die Gemeinde Lenningen über zwei eigene Pumpwerke, wie Rudolf Mayer von der Gemeindeverwaltung ausführte. In diesen Pumpwerken werde Trinkwasser ortsnah gewonnen und aufbereitet. Dazu erfolge eine Entnahme aus der Kalkgrabenquelle Oberlenningen und der Rotlehenquelle in Gutenberg.
Die Gemeinde versorge die Ortsteile Schopfloch, Krebsstein und Hochwang komplett mit dem Wasser der LW. Die übrigen Ortsteile werden mit dem aus den eigenen Quellen gewonnenen Eigenwasser versorgt, wobei das Wasser in gewissem Umfang auch gemischt werde. So werde das Wasser der Rotlehenquelle im Hochbehälter Gutenberg zwischengespeichert, mit dem Wasser der LW vermischt und dann in die Ortsnetze Gutenberg und Schlattstall sowie den Hochbehälter Wachtelberg weitgeleitet.
Die Rotlehenquelle sei als Karstquelle etwas stärker durch Wettereinflüsse wie Starkregen oder Schneeschmelze tangiert, erläuterte Mayer weiter. Dies könne sich durch eine gelegentliche Eintrübung und teilweise mikrobiologische Belastung des Rohwassers bemerkbar machen. Trotzdem sei eine ortsnahe Eigengewinnung in Zeiten des Klimawandels ein wichtiges Standbein für eine sichere und wirtschaftliche Trinkwasserversorgung, betonte Mayer. Der Gemeinderat habe bei seiner Klausurtagung bekräftigt, das Augenmerk auf eine möglichst autarke Versorgung zu richten und die erforderliche Infrastruktur zu erhalten. Ein Ausfall der eigenen Quellen wegen Trockenheit sei in den vergangenen Jahrzehnten nicht vorgekommen. Auch in langen Trockenwetterphasen sei stets durch eine Schüttung der Quellen ausreichend Wasser zur Verfügung gestanden.
Aktuell bestehe bei der Rotlehenquelle ein altes Entnahmerecht aus dem Jahr 1976, das die Entnahme auf täglich 3,5 Liter pro Sekunde begrenzt. Beim Wasserwirtschaftsamt habe man eine Erhöhung der Entnahmemenge auf bis zu zehn Liter pro Sekunde beantragt. Eine Entscheidung stehe noch aus.
Die letzte umfangreicherer Teilerneuerung der Schaltanlage und Technik des Pumpwerks Gutenberg erfolgte vor etwa 20 Jahren. Die vorhandene Aufbereitung über einen Mehrschichtfilter ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den allgemein anerkannten Regeln der Technik, so Mayer. Darüber hinaus seien unterschiedliche Anlagenteile reparaturbedürftig. Deshalb hatte die Verwaltung das Stuttgarter Unternehmen RBS wave damit beauftragt, den erforderlichen Sanierungsbedarf am Bauwerk sowie der Elektro- und Verfahrenstechnik im Pumpwerk zu ermitteln.
Judith Richter von RBS wave stellte den Räten in der jüngsten Sitzung die möglichen Umsetzungsvarianten vor. Demnach wäre die erste Möglichkeit, die bestehende Aufbereitung über einen Filter zu modernisieren und optimieren; dies würde rund 305000 Euro kosten. Die zweite Option wäre eine künftige Aufbereitung des Wassers über eine Ultrafiltrationsanlage, was mit Baukosten in Höhe von 360000 Euro zu Buche schlagen würde.
Judith Richter empfahl den Räten klar die zweite Variante, die deutliche Vorteile aufweise. Vor allem die konstante, trübstofffreie Filtratqualität, der Wegfall von Flockungsmitteln, ein geringerer Personalaufwand und Spülwasserbedarf sowie geringere Ausfallzeiten würden dafür sprechen.
Das sahen sowohl die Verwaltung als auch die Gemeinderäte genauso. Letztere sprachen sich für die „zukunftsfähigere Variante“ aus und votierten einstimmig dafür, das Wasser künftig über eine Ultrafiltrationsanlage aufzubereiten. Heike Siegemund