Neidlingen. Beim Neidlinger betreuten Wohnen schießen die drei Gesellschafter zusammen 900 000 Euro nach. Die aktuellen Baupreissteigerungen haben dazu geführt, dass die Kapitalausstattung nicht mehr ausreicht. Bisher haben die Gemeinde Neidlingen 1,6 Millionen Euro und die beiden privaten Investoren zusammen eine Million Euro in das Projekt eingebracht. Nun erhöht die Gemeinde Neidlingen ihre Kapitaleinlage um weitere 450 000 Euro, die beiden privaten Investoren bringen zusammen ebenfalls weitere 450 000 Euro ein. Die Gemeinde hat die Kapitalerhöhung in den Haushalt 2024 eingestellt.
Dadurch kann ein weiterer Kredit vermieden werden. Dieser hätte Zinsen gekostet, unter ihnen hätte die Wirtschaftlichkeitsberechnung des Projekts gelitten. Die drei Gesellschafter haben keine Renditeerwartung: Weder will die Gemeinde Neidlingen mit Gewinnen ihren Haushalt aufbessern noch erwarten die privaten Gesellschafter Gewinnausschüttungen. Ziel ist ein Projekt, das sich wirtschaftlich selbst trägt.
Der Gemeinderat entschied auch über die Solaranlage auf dem Dach. Bei zwei Gegenstimmen fiel die Entscheidung zugunsten einer Indach-Photovoltaikanlage aus. Ann-Kathrin Stolz vom Architekturbüro Stolz hatte stark für diese Version geworben, auch wenn die Gesamtkosten mit rund 88 000 Euro höher sind als bei einer Aufdach-PV-Anlage mit geschätzten gut 70 000 Euro plus Planungskosten. Darin wäre auch ein umlaufendes Vogelschutzgitter für rund 8500 Euro einkalkuliert gewesen. Sonst würden sich unter den Aufdach-Paneelen eventuell Tiere einnisten, diese könnte auch einmal ein Marder sein.
Bei der Indach-Version ersetzen Solarmodule die Dachziegel, die wasserdichte Isolierung ist Teil der Module. Dies ergebe eine exzellente Optik, sagte Ann-Kathrin Stolz. Zwar hätten Indach-Module eine etwas geringere Stromproduktion, aber dank einer Weiterentwicklung des Systems läge die Differenz nur noch bei minus 0,8 Prozent. Das sei im Vergleich zu vernachlässigen.
Der Vorteil der Indach-Anlage: Sie kann vom Dachdecker montiert werden, drinnen übernimmt der Elektriker. Es kommen also diejenigen Handwerker zum Einsatz, die ohnehin beim Bau tätig sind. Dies vereinfacht und beschleunigt den Bau. Mit dem selbst produzierten Strom sollen nicht nur die Wärmepumpe, der Aufzug und der weitere Allgemeinstrombedarf abgedeckt werden. Auch die Mieter sollen diesen Strom direkt kaufen können, bis zu drei Cent unter dem üblichen Marktpreis. Insgesamt, so Ann-Kathrin Stolz, sei ein nahezu autarker Strombetrieb des Gebäudes möglich. Peter Dietrich