Ab dem Jahr 2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung mit mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie betrieben werden. So will es die Bundesregierung. Klar, bestehende Heizungen können weiterlaufen und repariert werden. Doch eigentlich, sagt Florian Hoffmann, muss man wegkommen vom Öl und Gas. Hoffmann ist Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Esslingen und berät mit seinem Team Kommunen, aber auch Privatpersonen und Unternehmen beim Kampf gegen den Klimawandel. „Dieses Thema bewegt sich weg von der reinen Freiwilligkeit und hin zur Pflichtaufgabe“, machte er deutlich. Baden-Württemberg sei das erste Land mit der Verpflichtung zur kommunalen Wärmeplanung.
Dass der Klimawandel bei uns bereits angekommen ist, weiß man in Köngen gut. Denn in den vergangenen Jahren waren die Sommer zu trocken und der Landkreis erließ ein Verbot, Wasser aus öffentlichen Gewässern zu entnehmen.Nun also wollen es Wendlingen, Köngen, Unterensingen, Oberboihingen, Plochingen und Wernau gemeinsam angehen, Konzepte zur kommunalen Wärmeplanung zu entwickeln. Mehr als 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs entfällt auf die Produktion von Wärme, wie Florian Hoffmann erläuterte. Bis zum Jahr 2030 sollen 65 Prozent der Treibhausemissionen wegfallen, bis zum Jahr 2040 will das Land klimaneutral sein.
Doch wie ist das zu schaffen? Los geht es mit einer Bestandsanalyse: Was gibt es in den Kommunen bereits? Wie viele Fotovoltaikanlagen sind auf den Dächern der Gemeinden schon vorhanden? Es geht um Datenbeschaffung. Flurkarten, Luftbilder, Flächennutzungspläne, Bebauungspläne müssen ausgewertet werden. Wo liegen die Quartiere mit Wärmenetzen, wie wird die Wärmeversorgung in den übrigen Quartieren gestaltet? Wo ist Platz für eine Heizzentrale, wo für eine Freiflächen-PV-Anlage?
Dann gilt es, ein Zielszenario zu entwickeln und die Frage zu beantworten, wie in Köngen und den vier anderen Kommunen die Wärmeversorgung zu 100 Prozent durch erneuerbare Energieträger abgedeckt werden kann. Der aus der Datenanalyse erstellte Wärmeplan fließt in die Bauleitplanung, den Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Anschluss- und Benutzungszwang, städtebauliche und privatrechtliche Verträge ein.
Kommunen müssen sich entscheiden
Dann muss sich die Kommune für ein Betreibermodell entscheiden. Die Kommune kann die Anlagen und Wärmenetze in Eigenverantwortung betreiben. Beispielsweise, indem sie Stadtwerke gründet. Der Wendlinger Gemeinderat hat darüber in seiner Sitzung am Dienstag beraten. Aber auch die großen Energieversorger werden neue Geschäftsmodelle entwickeln, die Lösungen anbieten, ist Hoffmann sicher.
Der Zeitplan sieht vor, dass im Mai der Antrag auf Förderung gestellt wird. Im Juni rechnet man mit der Bewilligung der Förderung und kann dann mit der Ausschreibung beginnen. Im Juli/August kann dann die Wärmeplanung beginnen, die Ende 2024 ihren Abschluss findet.
Anfang 2025 beginnt die Umsetzung erster Maßnahmen. Bürgermeister Otto Ruppaner warb für den Beitritt Köngens zu diesem Konvoi, der vom Gemeinderat abgesegnet werden musste. Denn das ermöglicht der Gemeinde, an einer Strategie zu partizipieren, obwohl die Personalsituation vor allem im Bauamt angespannt ist. Es sei schon schwierig, die Pflichtaufgaben zu bewältigen. Bis Herbst werde die Situation angespannt bleiben, sagte Ruppaner, der sich gewünscht hätte, das Gremium hätte in der März-Sitzung der 50-Prozent-Stelle eines Klimaschutzmanagers zugestimmt.
War das vor vier Wochen noch an den fehlenden Stimmen der Freien Wähler und der CDU gescheitert, stimmten die Räte nun geschlossen für die Teilnahme am Klimaschutz-Konvoi.