Notzingen. Nach seinem vorzeitigen Rückzug aus dem Wahlgeschehen der OB-Wahl in Vaihingen gab es viel Kritik an Sven Haumacher, der jetzt weitere fünf Jahre als Notzinger Bürgermeister vor sich hat. Was die künftige Zusammenarbeit angehe, müsse sich zwingend etwas ändern, so der Tenor des Gemeinderats. Nicht nur das Ende der Kandidatur in Vaihingen sei in einem schlechten Stil verlaufen, auch das in der Vergangenheit immer wieder kritisch gesehene Verhalten des Rathauschefs gegenüber dem Gremium und der Bürgerschaft sorgt für klare Worte.
Vera Morlok-Gommel (UKW) etwa kann sich aktuell keine Zusammenarbeit mit ihm als Bürgermeister vorstellen. Zu viele Probleme habe es in den letzten Jahren gegeben, dazu hätten die Art des Rückzugs und die öffentlichen Stellungnahmen bei ihr und vielen Bürgerinnen und Bürgern für Unverständnis und erhebliche Verärgerung gesorgt: „Sie haben der Gemeinde Notzingen Schaden zugefügt, ein ‚Weiter so‘ kann es nicht geben.“ Persönlich fände sie es besser, er würde sich einen neuen Job suchen und Notzingen einen Neuanfang ermöglichen, sagt Morlok-Gommel. Künftig mehr Respekt im Umgang mit den Gemeinderäten und der Bürgerschaft erwartet auch Petra Lippkau (CDU): „Ich hoffe auf gute Gespräche und Diskussionen auf sachlicher Ebene.“ Eine immer wieder fehlende Sachlichkeit, ein überhebliches, teils beleidigendes Verhalten, das Nicht-Zulassen anderer Meinungen, die Schuld immer bei anderen suchen, wenn etwas nicht rund läuft – das sind Verhaltenspunkte, die dem Gemeinderat schon lange bitter aufstoßen.
Ulrich Blattner (SPD) hatte sich dazu nach der Wahl in Vaihingen bereits in einem Leserbrief im Teckboten geäußert. Weitere Erklärungen sind ihm ein Anliegen nach der Sitzung, bei der er krankheitsbedingt fehlte. Zu viele Verfehlungen habe es in der Vergangenheit bereits gegeben, sagt Blattner. Das Instrument eines Misstrauensvotums wie im Bundestag habe der Gemeinderat leider nicht: „So müssen wir wahrscheinlich bis zur nächsten Wahl in fünf Jahren mit der Situation leben.“
Haumacher räumt Fehler ein
Sven Haumacher erklärt, er könne die Verärgerung seitens der Gemeinderätinnen und -räte verstehen: „Darum werde ich auch alles tun, was ich kann, dass wir zu einem besseren Miteinander finden. Ich sehe die Fehler, die ich gemacht habe, und ich sehe Korrekturbedarf bei meiner Art zu kommunizieren.“ Ihm sei eine harte Lektion erteilt worden, vielleicht habe er diese gebraucht, zeigt er sich nachdenklich. Angebracht sei es, künftig demütiger zu sein. Den Gemeinderat bittet Sven Haumacher trotz aller Irritation, die er in der Vergangenheit verursacht habe, um eine zweite Chance und darum, den Blick nach vorn zu richten. So gebe es nach wie vor viele Aufgaben im Ort zu erfüllen. „Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, diese erfolgreich zu meistern, und ich möchte daran arbeiten, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.“
Seine Kandidatur in Vaihingen bezeichnet Sven Haumacher im Nachhinein als Fehlentscheidung: „Nicht weil es die falsche Stadt gewesen wäre, sondern weil ich damit einen Wechsel vollzogen hätte, der so nicht zu mir und meiner Familie gepasst hätte.“ Die Trennung von der Familie während des Wahlkampfs habe weder ihr noch ihm gutgetan, das habe er im Vorfeld anders eingeschätzt. Der Stress des Wahlkampfes sei enorm hoch und unerwartet belastend für ihn gewesen, sagt Haumacher: „Ich fühlte mich gegen Ende der Kandidatenvorstellungen fertig und antriebslos, konnte nichts mehr positiv sehen.“
Daraufhin habe er einen Arzt konsultiert, erklärt Sven Haumacher: „Bei mir wurde eine Depression diagnostiziert, an deren Auswirkungen ich nun arbeite. Ich denke, es ist richtig, offen damit umzugehen.“ Vom Ergebnis her sei es besser, dass er nicht OB geworden sei, doch die Art und Weise seines Rückzugs sei schlecht gewesen: „Dafür bitte ich die Bürger von Vaihingen und Notzingen um Entschuldigung.“ Katja Eisenhardt