Wenn bei einer Gemeinderatssitzung auf den Zuschauerrängen die Stühle knapp werden, muss schon ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung stehen. Das war in Weilheim der Fall: Gemeinderats-Urgestein Karl Mohring wurde in den kommunalpolitischen Ruhestand verabschiedet - nach 43 Jahren ununterbrochener Ratstätigkeit.
„Karl Mohring ist weit mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens Stadtrat gewesen“, verdeutlichte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle die immense Zeitspanne. „Über vier Jahrzehnte hat er gemeinsam mit seinen Ratskollegen die Entwicklung der Stadt geprägt - das ist eine äußerst seltene Lebensleistung.“
Mit 71 Jahren ist FWV-Mitglied Karl Mohring zuletzt der Senior im Ratsrund gewesen. Dabei hatte er einst als jüngstes Mitglied des damaligen Gemeinderats begonnen. „1975 wurde er als junger Handwerksmeister in der Familiengründungsphase erstmals in das Gremium gewählt“, blickte Johannes Züfle zurück. Eine Selbstverständlichkeit sei das auch damals nicht gewesen. Mit seinem Beruf, der Familie und seinem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr hatte er ohnehin schon viel um die Ohren. Karl Mohring hat nicht nur den Einstieg gewagt - er ist auch bei der Stange geblieben, so lange wie nur wenige andere im Land. Vor drei Jahren hatte Mohring für 40 Jahre Gemeinderatszugehörigkeit bereits die Ehrenstele, die höchste Auszeichnung des Gemeindetags, erhalten. 24 Jahre lang ist er zudem stellvertretender Bürgermeister in Weilheim gewesen.
„Für die Freie Wählervereinigung reißt dieser Abschied eine große Lücke“, betonte sein Fraktionskollege Joachim Naasz und rechnete vor: „Die Erfahrung unserer Gemeinderatsfraktion halbiert sich damit schlagartig.“ Die verbleibenden sechs Mitglieder kämen zusammengerechnet gerade mal auf 47 Jahre Stadtratserfahrung - nur wenig mehr als Karl Mohring allein. Nicht umsonst sei er stets Stimmenkönig der FWV gewesen. „Er hat immer das Ohr am Bürger gehabt, war beliebt und geschätzt.“
„Alles hat seine Zeit - und irgendwann kommt auch die Zeit, aufzuhören“, sagte Karl Mohring. In den vergangenen Jahrzehnten seien viele Bekannte gegangen und neue Gesichter gekommen. „Mittlerweile ist keiner mehr aus meiner Anfangszeit dabei - weder von den Rathausmitarbeitern noch von den Stadträten.“ Geschätzt habe er stets die Zusammenarbeit zwischen Rat und Stadtverwaltung. Er habe neue Freundschaften geknüpft und große Projekte begleitet, wie etwa den Anbau der Limburghalle, den Neubau des Rathauses und den Bau der Lindachsporthalle. Und so viel Spaß das Amt gemacht habe - „es war auch nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, räumte Mohring ein.
Dass es dem jung gebliebenen 71-Jährigen ohne sein Amt langweilig wird, steht nicht zu befürchten. Künftig möchte Karl Mohring seinem Weinberg an der Limburg noch mehr Zeit widmen, ebenso der Familie und seinen sportlichen Hobbys - dem Laufen, Wandern, Ski- und Inlinerfahren. Und noch eines wird Karl Mohring wohl noch über seine Zeit als Stadtrat hinaus beschäftigen: die Zähringer. Über Jahrzehnte hinweg hat er sich für die Zähringer und die Partnerstädte Weilheims engagiert. Das soll nicht schlagartig enden: „Wir freuen uns, wenn Sie uns beim Zähringertreffen 2019 noch durch Ihre Präsenz unterstützen“, sagte Johannes Züfle.
Karl Mohrings Nachfolge im Weilheimer Gemeinderat tritt Nachrücker Reiner Braun an. FWV-Stadtrat Dr. Hansjörg Egerer wurde zum neuen stellvertretenden Bürgermeister gewählt.