Zwischen Neckar und Alb
Gemeinsam ernten und genießen

Projekt Die Solidarische Landwirtschaft auf dem Oberensinger Hopfenhof startet ins vierte Jahr. Wer mitmacht, kann beim Anbau dabei sein. Von Barbara Gosson

Immer mehr Menschen wollen wissen, woher ihr Essen kommt, und mit einem guten Gewissen genießen. Damaris und David Traub bieten auf ihrem Hopfenhof auf der Oberensinger Höhe mit der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) eine Möglichkeit, beim Anbau ihres Gemüses dabei zu sein. Der Vorteil für die Landwirte ist Planungssicherheit: Schon bevor die ersten Setzlinge auf den Acker kommen, wissen die Traubs, wie viel sie wovon anbauen müssen, und haben die Gewissheit, dass das Gemüse Abnehmer findet. Die Anteilseigner haben Anspruch auf eine bestimmte Menge frisches, saisonales Gemüse, das nach Bioland-Richtlinien erzeugt wurde.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für den neuen Anbau. Es ist bereits das vierte Jahr. Was einmal mit 70 Mitgliedern angefangen hat, ist heute eine lebendige Gemeinschaft von über 100 Mitgliedern. Am 3. Februar findet die Vollversammlung der Solawi-Gemeinschaft statt, am 3. März fällt im Bürgertreff der Startschuss für das nächste Anbaujahr. Dabei wird besprochen, was angebaut werden soll, und die Anteile werden verkauft. Sie garantieren den Teilnehmern ihre Portion ­frisches Gemüse, das sie einmal pro Woche holen können. In den Abholraum kommt auch das optisch nicht optimale Gemüse, solange die Qualität stimmt. 54 verschiedene Sorten werden übers Jahr angebaut, ausgewählt auch nach Kriterien der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Was übrig bleibt, wird an Obdachlose oder die Flüchtlingshilfe gespendet.

Für ihren Gemüse-Anteil bezahlten die Teilnehmer im vergangenen Jahr 75 Euro pro Monat. Der Beitrag wurde in der Bieterrunde ermittelt. Jeder schreibt auf einen Zettel, wie viel er zahlen möchte. „Die Stärkeren stützen die Schwächeren“, sagt Traub. Dann wird alles zusammengerechnet, und wenn das Geld reicht, geht es los. Preislich liegt das Ganze zwischen Discounter und Bioladen. Bei der Ernte mithelfen kann jeder, der möchte, Pflicht ist es nicht. Das ist auch gar nicht möglich - manche Gemüse müssen frühmorgens, bevor die Sonne brennt, vom Feld geholt werden. Darum gibt es auch bezahlte Erntehelfer. Ihre Talente können die Solawi-Mitglieder auch anders als beim Salatpflücken einbringen. Einige kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit, die nächsten um die betriebswirtschaftliche Seite und die dritten um die Technik oder die Homepage. Zu planbaren Aktionen wie der Kartoffel- oder Karottenernte werden alle eingeladen. Damit es Spaß macht, überlegen sich die Traubs ein Programm - so spielt zum Beispiel eine Band, die für die Erntehelfer auf einem Anhänger übers Feld gezogen wird.

Immer am ersten Montag im Monat trifft sich der Solawi-Kreis. Manchmal muss David Traub den Solawi-Mitgliedern komplizierte Sachen wie Spargel ausreden. „Solawi ist Bildungsarbeit“, sagt David Traub. Er hat selbst erst einiges lernen müssen. Ein belgischer Gemüsegärtner, der in Hohenheim studierte, half der Solawi auf die Beine. Seitdem entwickelt sie sich immer weiter, ganz nach dem, was sich die Mitglieder wünschen. Es gibt Eier von frei laufenden Hühnern, und seit Kurzem wird auf dem Hof gebacken. Auf der Wunschliste stehen ein Transporter und weitere Abholräume. Ganz im Sinne der Solawi setzt David Traub bei der Finanzierung auf Crowdfunding.

Die Mitglieder der Solawi kommen aus allen Berufsgruppen. Es sind viele Familien darunter. Die Kleinen haben viel Spaß auf dem Hof und erleben hautnah, woher das Essen kommt. Traub sieht seine Solawi als Möglichkeit, seine kleinbäuerliche Landwirtschaft zu sichern. Die Traubs betreiben seit 34 Jahren Bio-Landwirtschaft und haben ihren Hof mit der Solawi auf neue, standfeste Beine gestellt.

1 Weitere Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.solawi-hopfenhof.de