George hat einen ganz besonderen Geschmack: Der Mischlingshund liebt Menschen mit Jogginghosen und Bauchtaschen. Die begrüßt er schwanzwedelnd und voller Feuer - nicht immer zur Freude von Frauchen Barbara Bartussek. Im Urlaub, erklärt die Sozialarbeiterin, möchte sie nämlich nicht immer mit Passanten ins Gespräch kommen. Da will sie manchmal einfach nur ihre Ruhe haben. Doch während ihrer Arbeitszeit ist George eine große Hilfe für die Sozialpädagogin: Er dient als Eisbrecher, als Helfer bei der ersten Kontaktaufnahme, als tierisch guter Streetworker. Seit 2,5 Jahren ist der Hund die gute Seele des Jugendbüros in der Maille.
Hund und Arbeitsplatz - das muss doch miteinander vereinbar sein, dachte sich Barbara Bartussek. Und die Sozialpädagogin hatte Glück: Die Hündin eines Mitarbeiters in einem Jugendbüro in der Nähe von Stuttgart erwartete Nachwuchs, und sie durfte sich aus dem Wurf einen Welpen aussuchen. Dabei überließ die junge Frau nichts dem Zufall: Sie konsultierte einen Hundetrainer, der ihr Tipps für die Auswahl gab. Nicht zu stürmisch, nicht zu ausgelassen, nicht zu aufgedreht, aber selbstbewusst und neugierig sollte der Welpe sein. Barbara Bartussek stellte einen der jungen Hunde zum Verhaltenstest auf einen Tisch: Er saß kurz dort, schaute sich um, nahm seine Umgebung wahr. Da wusste sie: Das ist der Richtige! Sie nahm ihn mit und taufte ihn George. Nach einer der Hauptfiguren aus der Krimi-Reihe „Fünf Freunde“ von Enid Blyton, nach jener Georgina, die so tough und burschikos war, dass sie sich selbst lieber George nannte.
Der Name ist Programm. George macht seine Sache gut. Zwei Jahre ging sein Frauchen mit ihm zur Hundeschule, er erwies sich als gelehriger Schüler und ist nun voller Begeisterung ein berufstätiger Hund, ein tierischer Streetworker. Wenn sie mit ihm rausgeht, so erzählt Barbara Bartussek, kommt sie sofort mit ihrer Klientel ins Gespräch. Irgendjemand fragt immer: „Darf man den streicheln?“ Und schon ist der Kontakt hergestellt. Und, so ergänzt ihre Kollegin Anna Knöpfle: George hilft auch bei Beratungsterminen, er wirkt deeskalierend, hat ein feines Gespür für Stimmungen, weiß, was er machen muss. Doch wenn er seine Ruhe haben will, dann zieht er sich in seine Hundeecke zurück. Und die ist tabu. Das ist Georges privater Rückzugswinkel.
Doch meist kommt George super an. Besucher begrüßt er mit einem schwarz-weißen Ball im Maul. Es baut Berührungsängste ab, wenn der große schwarze Hund mit einem Spielzeug im Mund auf die Menschen zugeht. Dazu kommt der ausgesprochen treuherzige Hundeblick. Ob er den extra geübt hat? Schwer zu sagen. Doch George kennt seine Bedeutung und weiß, dass er der Star im Jugendbüro ist. „Er ist etwas verwöhnt, weil er hier so viele Freunde hat“, lächelt Anna Knöpfle. Auf Instagram gibt es unzählige Fotos von George, er ist nämlich der geborene Poser und eine gutmütige Seele. Er mag andere Hunde, Kinder, Jugendliche und sogar Briefträger. Einer der Postboten, so erzählt sein Frauchen, war sein bester Kumpel und kam nach seiner Tour immer nochmals zurück, um George ein Leckerli zu geben. Denn bei aller Disziplin hat George eine Schwäche - wenn es um Leckerli geht, kann er sich nur schwer bremsen. Aber zum Ausgleich ist er ein Fan gesunder Ernährung - liebt Bananen, Gurken, überhaupt Obst und Gemüse. Ein Tierfreund ist er zudem, denn er mag Eichhörnchen, wie sein Frauchen verrät. Aber er mag auch Menschen, besonders die mit Jogginghosen und Bauchtaschen.