Kirchheim/Notzingen. Ein 28-jähriger Bewohner einer Notzinger Flüchtlingsunterkunft ist jetzt vom Stuttgarter Landgericht wegen schwerer Brandstiftung, Diebstahls und gefährlicher Körperverletzung zwar überführt worden, konnte aber wegen einer schweren psychischen Krankheit nicht verurteilt werden. Dafür landet der junge Mann jetzt laut Gerichts-Beschluss in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung.
In seinem krankhaften Zustand könne der 28-Jährige das Unrecht seiner Taten abstrakt nicht einsehen, sei also schuldunfähig, stellten die Richter fest. Gleichzeitig gingen sie aber auch davon aus, dass der Täter in diesem Zustand eine hohe Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Und es gelte, diese Allgemeinheit auch vor ihm zu schützen, so das gestrige Ergebnis des Prozesses.
Der Angeklagte habe nach den richterlichen Feststellungen im Zustand einer hochgradigen paranoiden Schizophrenie am Nachmittag des 10. Oktober letzten Jahres in einer Kirchheimer Tankstelle eine Flasche Alkohol aus dem Regal genommen, aber nicht bezahlt, wobei es zu einem Angriff gegen den Tankwart kam und dieser dabei leicht verletzt wurde.
Stunden zuvor hatte der Mann bereits in der Flüchtlingsunterkunft in Notzingen die Matratze in seinem Zimmer in Brand gesteckt und dabei einen hohen Brandschaden verursacht, obwohl Hausbewohner das Feuer rasch löschen konnten. Dadurch, so die Einschätzung der Kirchheimer Feuerwehr, sei auch glücklicherweise ein Großbrand verhindert worden. Auch diese Tat verübte der Beschuldigte nach dem jetzt verkündeten Urteil im Zustand einer schweren Psychose. Begründung für diese Psychose fanden die Gutachter auch im Verhalten des Beschuldigten, der schon Monate vor den Straftaten Schuhe und Lebensmittel aus dem Fenster auf die Straße warf und dies vor Gericht damit begründete, es sei für die Armen. Zudem habe er auch fremde Stimmen gehört, die ihm Befehle erteilten. Festgenommen wurde er dann nach dem Vorfall in Kirchheim.
Inwieweit eine schwere Paranoia heilbar ist, darüber streiten sich Mediziner. Auffallend sei jedoch, dass immer mehr Flüchtlinge aus Kriegsgebieten nach Ankunft in Europa und Deutschland psychisch krank sind. Mit ein Grund dafür könnte nach Meinung der Psychiater auch der Kriegsschock und die damit verbundene Flucht sein. Der 28-Jährige soll nun in einer entsprechenden Klinik behandelt werden, bis er keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit darstellt. Bernd Winckler